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Goldrausch in Bozen - Kriminalroman

Goldrausch in Bozen - Kriminalroman

Titel: Goldrausch in Bozen - Kriminalroman
Autoren: emons Verlag
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des Brandes auf dem Gamperhof könnten wir uns damit gegenseitig ein Alibi geben. Ich war nach der Feier die ganze Nacht bei dir, und wir haben es stundenlang getrieben. Dann stehen sogar zwei Aussagen gegen die von Luigi. Was hältst du davon? Du entscheidest.«
    Sie hatten genug gehört. Marzoli richtete sich auf, wollte Alber verhaften, doch Vincenzo hielt ihn zurück. Er wollte wissen, wie Kofer reagieren würde.
    »Grundsätzlich eine gute Idee, aber ich fürchte, ich kann das nicht.«
    »Wieso? Hast du Gewissensbisse?«
    »Wegen deinem eitlen Schönling? Kaum. Aber ich kann mich nicht verstellen.«
    »Wie meinst du das?«
    Kofer druckste verlegen herum. »Wegen unserer angeblichen Affäre. Hast du eine Vorstellung, wie es für einen Mann ist, zu behaupten, er hätte eine Affäre mit dir, obwohl es nicht stimmt? Für einen Mann, der insgeheim schon immer davon geträumt hat? Das wäre einfach zu hart für mich.«
    Den Polizisten bot sich in ihrem Versteck eine filmreife Szene. Menschliche Abgründe taten sich auf.
    Alber ging auf Kofer zu. »Wenn der Wind daher weht, kann ich das gut verstehen. Aber ich denke, dagegen können wir etwas unternehmen.« Sie küsste ihn, während ihre Hand dort verschwand, wo sie sich auch bei Luigi gern und oft aufgehalten hatte. Als sie wieder ein Stück zurückwich, stöhnte Kofer auf. Sie trat wieder näher, griff wieder sanft zu. »Wir sollten jetzt zusammen das Geld ausgraben und danach unseren Reichtum feiern. Meine Suite kennst du ja schon, aber meine Fähigkeiten noch nicht. Das können wir ändern. Also, wofür entscheidest du dich? Gehst du zur Polizei oder mit mir ins Bett?«
    Andreas Kofer hatte sich entschieden. »Einverstanden!«
    Seine Menschenkenntnis hatte Vincenzo nicht im Stich gelassen. Er stieß Marzoli an, zog seine Waffe und sprang hinter dem Baum hervor. Alber und Kofer waren zu überrascht, um zu reagieren, zumal zeitgleich Mauracher und di Cesare aus ihrer Deckung hervorstürmten. Sie hatten sich sogar noch näher an die beiden angeschlichen. Di Cesare verstand sein Handwerk in Perfektion.
    Kofer durfte bis auf Weiteres nach Hause fahren, Alber begleiteten sie ins Hotel, damit sie das Nötigste für die nächsten Tage einpacken konnte.
    Im Aufbruch begriffen, zückte di Cesare seine Handschellen. »Auf die können wir diesmal leider nicht verzichten. Nehmen Sie die Hände auf den Rücken.« Er setzte das breiteste Grinsen auf, das Vincenzo bislang bei ihm gesehen hatte, und spannte den Bizeps seines rechten Oberarms an. »Oder wollen Sie vorher doch noch mal anfassen? Sie mögen doch starke Männer.« Ihre Bemerkungen mussten mehr in ihm gebrodelt haben, als seine Reaktionen hatten erahnen lassen. Diesen kleinen Seitenhieb musste er ihr einfach mitgeben. Sein Muskel sprang wie eine große Feder aus dem T-Shirt.
    Marzoli fiel vor Entsetzen die Kinnlade herunter. So etwas hatte er noch nie gesehen. Doch Alber blieb ihrer Linie treu und quittierte seinen Spruch nur mit einem spöttischen Lachen.
    Auf dem Weg zum Auto musterte Marzoli di Cesare von der Seite. Er zögerte einen Moment, weil er unsicher war, ob die Frage nicht zu persönlich war. Doch seine Neugier siegte. »Eine Frage bewegt mich seit dem ersten Moment unserer Begegnung, Commissario. Wie hält Ihr T-Shirt das eigentlich aus? Bei Ihren Muskelpaketen müsste das doch eigentlich aus allen Nähten platzen, wenn Sie den Bizeps anspannen.«
    Hatte der Ispettore eine ausführliche Erklärung, vielleicht sogar Stolz erwartet, so wurde er enttäuscht. »Stretch«, sagte di Cesare ohne jegliche Regung.

32
    Bozen, Mittwoch, 9.   Mai
    »Respekt, Bellini, das war eine reife Leistung, auch wenn Sie letztlich etwas Glück hatten. Aber wie heißt es doch so treffend? Das Glück ist mit dem Tüchtigen.«
    »Vielen Dank, Dottore Patricello, ich fühle mich durch Ihr Kompliment sehr geehrt.«
    Nach Albers unfreiwilligem Geständnis, das sie in der Questura wiederholte, und der lückenlosen Aufklärung des Falles hatte der Capo della Polizia höchstpersönlich den leitenden Commissario zu sich bestellt. Es war das erste Mal, dass Vincenzo seinem obersten Vorgesetzten gegenübersaß. Er war exakt so, wie ihn jeder beschrieb, der ihn einmal kennengelernt hatte. Genauso klein wie breit, Haare und Augen pechschwarz und eine Stimme, die tiefer kaum sein konnte. Ein Patriarch, der keinen Widerspruch duldete und jedem Gesprächspartner Respekt einflößte. Auch Vincenzo, der selbst mit einem großen Selbstbewusstsein
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