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Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Titel: Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)
Autoren: Peter Merten
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werden. Knoll hat sie mir genannt. Es beginnt damit, dass das Ei des schwarzen Drachen zur Sommersonnenwende zerbricht. Aber das macht keinen Sinn. Der letzte Drache starb vor eintausend Jahren. Was sagst du jetzt?“ Alep wartete erwartungsvoll.
    Kwin überlegte kurz. „Wigget lebt noch!“ Dann kramte er im Proviantbeutel nach mehr Brot und Fleisch. Er fand einen Apfel und biss kurzerhand hinein.
    Alep betrachtete Wigget. Der kleine Körper des Drachen war dunkel, aber nicht schwarz. Lediglich seine Flügel hatten die schwarze Färbung der ehemaligen Schuppen beibehalten. „Was bist du?“, fragte Alep unumwunden.
    Wigget bog seinen langen Hals nach hinten und schaute über seinen Rücken hinweg bis zur Schwanzspitze. Prüfend ließ er sie auf und niederzucken. Dann sah er Alep an. „Alles spricht dafür, dass ich ein Drache bin. Innen wie außen.“
    „Ein schwarzer Drache?“
    „Nein! Ein kleiner Drache mit schwarzen Flügeln.“
    „Dann stimmt es also wirklich, es gibt keine schwarzen Drachen mehr?“
    „Der letzte meiner Sippe starb vor Jahrhunderten. Die Eier eines Drachen überdauern gleichwohl die Zeit. Und sie zerbrechen auch nicht von allein. Das geht nur mit viel Kraft. Wenn Ihr mich fragt, dann hat da einer Hand angelegt.“
    „Wer würde so etwas tun? Und warum?“
    „Ich habe keine Ahnung!“, erwiderte Wigget. „Wollt Ihr sonst noch etwas wissen, wenn nicht, fange ich mir eine Maus. Der Käse war nicht genug.“
    „Maus?“, fragte Kwin, der den leeren Proviantbeutel zum wiederholten Male ergebnislos schüttelte. „Du hast eine? Wo? Wir könnten sie überm Feuer rösten, weißt du?“
    Alep betrachtete seinen Freund, dessen Augen sich behutsam schlossen. Ganz langsam sank Kwin zur Seite, den Beutel noch immer in der Hand haltend.
    „Ist sein Geist verwirrt?“, fragte Wigget.
    „Ich weiß es nicht!“ erwiderte Alep besorgt. „Er ist schon eine ganze Weile so seltsam. Solange er genug zu essen hatte, war er ganz verträglich.“
    Dann hörten beide Kwins tiefe Atemzüge und entspannten sich. Alep legte ihn gerade hin und deckte ihn zu.
    „Wird er wieder essen wollen, wenn er aufwacht?“, fragte Wigget neugierig. „Es ist nämlich nichts mehr da und ich möchte mir nicht gleich wieder Gedanken um meine Gesundheit machen müssen.“
    „Ich weiß es nicht. Anscheinend ist dieses magische Baumfällen schwerer, als man meint. Nur für den Fall – kannst du ein paar Kaninchen fangen?“
    „Früher konnte ich Pferde fangen! Aber das ist lange her. Ich bin nicht sicher.“
    Als hätte Twist die Worte verstanden, sprang er mit einem Knurren auf, das Alep noch nie zuvor gehört hatte, und verschwand im Wald. Verwundert sahen Alep und Wigget hinter ihm her. „Ich denke, damit ist Eure Frage beantwortet“, erklärte der Drache, bog seinen langen Hals zur Seite und putzte seine Flügel.
    Am Nachmittag erwachte Kwin. Über dem Feuer drehten sich drei Kaninchen, die Twist Stunden zuvor nacheinander gebracht hatte. Ihr köstlicher Duft zog über die kleine Lichtung. Aber Kwin wollte nichts essen. „Wasser“, verlangte er mit schmerzender Kehle. Mühsam setzte er sich auf und tastete nach dem Wasserschlauch. Er trank in tiefen Zügen. „Mehr“, forderte er, als er leer war. Alep reichte ihm den zweiten Schlauch, der noch zur Hälfte gefüllt war. Auch diesen leerte Kwin in einem Zug. Dann sah er zum Feuer.
    „Kaninchen?“, fragte er ungläubig.
    „Ja. Twist hat sie gefangen. Er war wohl der Ansicht, dass du etwas essen musst, wenn du aufwachst.“
    „Ich bin tatsächlich etwas hungrig. Aber das Schlimmste habe ich jetzt hinter mir“, sagte Kwin. Er erhob sich mühsam und nahm ein Kaninchen vom Feuer. Diesmal nahm er sich Zeit, trennte ein Bein ab und biss hinein.
    „Passiert dir das jedes Mal, wenn du einen Baum fällst?“
    Verlegen senkte Kwin seinen Blick. „Nein. Es ist immer anders. Es kommt auf den Baum an. Einmal schlug ich eine Linde und habe anschließend einen halben Tag lang Twist mit Meister Borken verwechselt. Während ich Borkens Nacken kraulte, habe ich Twist die Vorteile von Buchenholz für den Möbelbau erklärt. Es war eine hübsche, lange Rede, an die ich mich nicht mehr erinnern kann. Borken meinte, es hätte ihn schon beeindruckt, wenn ich ihn nicht ständig aufgefordert hätte stillzusitzen.Wie lange habe ich geschlafen?“
    „Etwa vier Stunden“, antwortete Alep mit einem Grinsen. „Was hat Borken getan?“
    „Nichts. Als ich wieder bei mir war, hat er mir
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