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Goldgrube

Goldgrube

Titel: Goldgrube
Autoren: Sue Grafton
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Das weiß ich. Die Sache belastet mich immer noch.«
    »Tja, damit sind Sie natürlich entschuldigt«, sagte ich. »Was ist denn mit den Briefen passiert? Wo sind sie?«
    »Paul hat sie bei sich zu Hause. Ich habe ihm gesagt, er solle sie vernichten, aber das brachte er nicht über sich. Er hatte Angst davor, sie in Umlauf zu bringen.«
    Ich merkte, wie sich meine Mundwinkel angeekelt nach unten verzogen. »Sie haben also nicht mal das Geld bekommen? Sie sind wirklich ein Blödmann«, sagte ich. »Reden wir doch mal über Patty.«
    »Das Kind war nicht von mir. Ich schwöre es. Ich habe nie mit ihr gebumst.«
    »Aber Paul schon, nicht wahr? Und Jack auch.«
    »Eine Menge Typen haben mit ihr gebumst. Es war ihr egal.«
    »Guy nicht. Er hat sie nie angefaßt«, wandte ich ein.
    »Guy nicht«, wiederholte er. »Das stimmt wohl.«
    »Also, von wem war das Baby?«
    »Vermutlich von Jack«, sagte Bennet. »Aber das bedeutet nicht, daß er Guy umgebracht hat. Und ich war es auch nicht. So etwas würde ich nie tun«, sagte er.
    »Ach, kommen Sie. Werden Sie erwachsen. Sie haben nie die Verantwortung für das übernommen, was passiert ist, keiner von Ihnen. Sie haben Guy die Schuld für alles in die Schuhe geschoben, was Sie angerichtet haben. Selbst als er zurückkam, haben Sie ihn weiter zappeln lassen.«
    »Was hätte ich denn sagen sollen? Da war es schon zu spät.«
    »Nicht für ihn, Bennet. Da war Guy noch am Leben. Jetzt ist es zu spät.«
    Ich hob den Blick und sah Enid an der Hecke stehen. Ich hatte keine Ahnung, wieviel sie mitgehört hatte. Sie sagte: »Ihr Kollege ist am Telefon. Die Polizei ist unterwegs.«
    Ich ging an Enid vorbei, die kleine Treppe hinunter und über den Hof zur Küchentür. Der Hörer lag auf der Arbeitsfläche, wo ich ihn aufnahm. »Hallo, ich bin’s. Was gibt’s Neues?«
    »Ist mit dir alles in Ordnung? Du hörst dich übel an.«
    »Ich habe keine Zeit, es dir zu erzählen. Das würde zu lange dauern. Ich hätte mich auf Bennet stürzen und den Kerl totschlagen sollen.«
    »Hör mal gut zu. Ich habe eben mit der Privatdetektivin in Bridgeport, Connecticut, gesprochen. Sie war gerade im Gerichtsgebäude, als sie bei ihrem Auftragsdienst die Nachrichten abgefragt hat. Sie ist schnurstracks zu der entsprechenden Stelle gegangen und hat einen Antrag auf Claire Maddisons Totenschein gestellt.«
    »Was war die Todesursache?«
    »Es gab keinen Totenschein«, sagte er. »Da sie schon einmal dabei war, hat sie ein paar Anrufe getätigt und Claires letzte bekannte Adresse herausgefunden. Den Stadtwerken zufolge hat sie bis letzten März in Bridgeport gelebt.«
    »Wie kam dann der Dispatch dazu, einen Nachruf auf sie zu bringen?«
    »Weil sie ihnen einen geschickt hat. Kein Mensch hat je einen Nachweis verlangt. Ich habe selbst beim Dispatch angerufen und den gesamten Vorgang überprüft. Sie nehmen die Informationen entgegen und drucken sie so, wie sie sie bekommen.«
    »Sie hat das Ganze erfunden?«
    »Da bin ich mir absolut sicher«, sagte er.
    »Und wohin ist sie dann gezogen?«
    »Dazu komme ich gleich. Diese Ermittlerin in Bridgeport hat noch eine kleine Neuigkeit herausgefunden. Claire hat nie als Lehrerin gearbeitet. Sie war Pflegeschwester.«
    »Scheiße.«
    »Sag ich ja. Ich komme gleich rüber. Tu nichts, bis ich da bin.«
    »Was soll ich schon tun? Ich kann mich nicht mehr rühren.«
    Ich weiß nicht, wie lange ich mit dem Telefonhörer in der Hand vor der Arbeitsfläche stand. Im Nu sah ich, wie alles zusammenpaßte. Ein paar Antworten fehlten mir zwar noch, aber alles andere fügte sich ordentlich ineinander. Irgendwie hatte Claire Maddison von Baders unheilbarer Krankheit erfahren. Dann schickte sie dem Dispatch einen Nachruf, um diese Tür zu schließen. Sie verwandelte sich in Myrna Sweetzer, packte ihre persönliche Habe zusammen und zog wieder nach Santa Teresa. Bader war schwierig. Als Patient war er vermutlich nahezu unmöglich. Er mußte schon eine Menge Pflegeschwestern verschlissen haben, und so war es nur eine Frage der Zeit, bis Myrna zum Zug kam. Als sie erst einmal im Haus war, hatte sie die Familie in der Hand. Sie hatte lange gewartet, aber jetzt war die Gelegenheit gekommen, Unheil zu stiften.
    Ich versuchte mich in sie hineinzuversetzen. Wo war sie jetzt? Sie hatte einen großen Teil ihrer Mission erfüllt, also war es Zeit, sich aus dem Staub zu machen. Sie hatte ihr Auto, ihre Handtasche und all ihre Kleidung zurückgelassen. Was würde ich tun, wenn ich Claire
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