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Goldgrube

Goldgrube

Titel: Goldgrube
Autoren: Sue Grafton
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Schlaftablette genommen und schlief wie eine Tote, aber später ist ihr eingefallen, daß sie aufgewacht ist und jemand am Fußende ihres Betts stand.«
    »Moment mal, Enid. Sie sprechen aber nicht von diesen Spukgeschichten...«
    »Ganz und gar nicht. Ich gebe nur wieder, was sie gesagt hat. Sie hat gesagt, zuerst hätte sie geglaubt zu träumen, aber je mehr sie darüber nachdachte, desto überzeugter war sie davon, daß es Wirklichkeit war.«
    »Was?«
    »Die Person, die sie gesehen hat.«
    »Das habe ich inzwischen verstanden, Enid. Wen hat sie gesehen?«
    »Das wollte sie mir nicht verraten. Sie hatte Schuldgefühle, weil sie bis jetzt nichts gesagt hatte.«
    »Myrna hat wegen allem Schuldgefühle«, sagte ich.
    »Ich weiß«, sagte Enid. »Aber ich glaube, daß sie sich auch Sorgen über die Konsequenzen gemacht hat. Sie dachte, sie könnte in Gefahr sein, wenn sie den Mund aufmachte. Ich habe ihr geraten, dann solle sie es der Polizei sagen, aber davor hatte sie Angst. Sie sagte, sie wolle lieber zuerst mit Ihnen sprechen und dann mit der Polizei. Es sieht ihr überhaupt nicht ähnlich, ohne ein Wort zu verschwinden.«
    »Haben Sie in ihrem Zimmer nachgesehen?«
    »Das war das erste, was ich getan habe. Das ist nämlich das andere, was mich stört. Irgend etwas stimmt nicht. Myrna ist ausgesprochen pingelig. Bei ihr muß alles ganz genau stimmen. Ich möchte sie nicht kritisieren, aber so ist es.«
    »Und jetzt ist ihr Zimmer durcheinander?«
    »Nicht direkt durcheinander, aber es stimmt irgendwie nicht.«
    »Wer ist sonst noch im Haus? Ist außer Ihnen noch jemand da?«
    »Bennet war hier, aber ich glaube, er ist wieder weg. Er ist zum Mittagessen vorbeigekommen. Ich habe ihm ein Sandwich gemacht, und er hat es mit auf sein Zimmer genommen. Er muß wieder gegangen sein, als ich im Supermarkt war. Christie und Donovan müssen jede Minute zurückkommen. Ich möchte Sie ja nicht nerven, aber ich habe das Gefühl, hier stimmt irgend etwas nicht.«
    Dietz warf mir einen fragenden Blick zu. Da er meinen Teil des Gesprächs mit Enid gehört hatte, war er entsprechend verwundert. »Moment mal bitte.« Ich legte die Handfläche über die Sprechmuschel. »Wie lange bist du noch hier?«
    »Mindestens eine Stunde«, antwortete er. »Falls du irgendwann wieder auflegen würdest, bekäme ich vielleicht noch einen Anruf von der Ostküste, auf den ich warte. Was gibt’s denn für Probleme?«
    »Es ist wegen Myrna. Ich erzähl’s dir gleich.« Ich wandte mich wieder an Enid. »Ich glaube, ich komme am besten vorbei«, sagte ich. »Vielleicht hat sie ja zu Christie irgend etwas gesagt, bevor sie und Donovan zum Bestattungsinstitut gefahren sind. Sind Sie sicher, daß sie keine Nachricht hinterlassen hat?«
    »Hundertprozentig.«
    »Ich bin in einer Viertelstunde da.«
    »Ich möchte Ihnen keine Umstände machen.«
    »Kein Problem, ich fahre gleich los.«
    Ich nahm mein Sandwich und mein Getränk mit und steuerte mit einer Hand, während ich mein Mittagessen beendete. Die kalte Limodose hatte ich mir zwischen die Knie geklemmt. Von einem Gang in den anderen schalten zu müssen ist ausgesprochen lästig, wenn man stilvoll speisen möchte. Wenigstens kannte ich den Weg. Ich hätte ihn mit geschlossenen Augen fahren können.
    Enid hatte das Tor für mich aufgelassen. Ich fuhr auf den Vorplatz und parkte mein Auto an einer Stelle, von der ich langsam fand, daß sie für mich reserviert sein sollte. Donovans Kleintransporter stand neben der Garage. Zuerst dachte ich, Donovan sei zurückgekommen, aber dann fiel mir wieder ein, daß er ja mit dem BMW weggefahren war. Die beiden offenstehenden Garagen waren nach wie vor leer. Die Auffahrt zog sich links am Haus vorbei. Zum ersten Mal bemerkte ich einen separaten Parkplatz für drei Autos. Momentan standen dort ein leuchtendgelbes VW-Kabrio und etwas, das wie ein Toyota aussah, ein blaß-metallicblauer Wagen, vielleicht drei oder vier Jahre alt.
    Enid hatte die Hintertür geöffnet und stand auf der Schwelle. Sie hatte zum Einkaufen ihre Schürze abgelegt und trug nun eine Jacke, als fröre sie angesichts der Umstände.
    Ich betrat die Waschküche. »Immer noch kein Zeichen von ihr?« fragte ich und folgte Enid durch die Tür, die in einen rückwärtigen Flur führte.
    »Kein Mucks«, antwortete sie. »Es tut mir leid, wenn ich Ihnen zur Last falle. Vermutlich führe ich mich albern auf.«
    »Keine Sorge. Immerhin ist hier im Haus ein Mord geschehen. Jeder steht unter nervlicher
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