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Goldener Sonntag

Goldener Sonntag

Titel: Goldener Sonntag
Autoren: Garth Nix
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schrieb weiter. Ein weiteres Wort erschien, jeder Buchstabe über einen Zeitraum von mehreren Sekunden mühselig zu Papier gebracht.
    »Und«, las Arthur, und dann »nein.«
    »Ja und nein? Wie kann es ja und nein sein?«, fragte er ärgerlich. Er merkte, wie Wut in ihm hochstieg. Wie konnte dieser unfähige Atlas es wagen, so langsam und ungenau zu sein!
    »Ich will eine Antwort!«, rief Arthur. Er schlug mit der Faust auf den Tisch und dachte den Atlas wütend an. Was soll das heißen, »ja und nein«?
    Doch der Atlas schrieb nichts mehr. Arthur spürte, wie die Macht, die sich ihm widersetzte, stärker wurde: Sie drückte weiter gegen sein Gesicht, und er merkte, wie sein Kopf sich zur Seite drehte, unfähig, den Atlas weiterhin anzublicken, egal, wie sehr er sich auch anstrengte. Dann, mit einem unangenehmen Krachen, schnellte sein Schädel noch weiter herum, bis er sich selbst über die Schulter sah, und dann, fast ebenso laut, klappte der Atlas zu und schrumpfte wieder auf Normalgröße.
    Arthur knurrte. Ihm wurde rot vor Augen, ein Rot, das im Takt mit seinem schnell schlagenden Herz pulsierte. Sein bewusstes Denken setzte aus. Gerade saß er noch am Tisch, während sich die Wut in ihm aufstaute; scheinbar einen Moment später fand er sich über den Trümmern des Tisches stehend wieder, die Hände zu Fäusten geballt und mit Holzsplittern zwischen seinen Knöcheln.
    Auf dem Trümmerhaufen lag unversehrt der Atlas.
    Arthur starrte auf die Bescherung. Was er getan hatte, erschütterte ihn, denn der Tisch war alt und enorm stabil gewesen, und auch der stärkste Mann hätte ihn nicht ohne Vorschlaghammer in Stücke schlagen können. Noch mehr erschütterte ihn die Tatsache, dass er es unabsichtlich getan hatte, dass seine Wut so stark gewesen war, dass er um sich geschlagen hatte, ohne dass es ihm auch nur bewusst gewesen war.
    Die Wut war noch da und schwelte vor sich hin wie ein Feuer, das bloß des leisesten Lufthauchs bedurfte, um wieder aufzuflackern. Dieser Grimm machte ihm Angst, weil er aus dem Nichts kam und so mächtig war. Dieser Zustand war ihm völlig fremd; er war kein jähzorniger Mensch -jedenfalls war er es nicht gewesen, bevor er der Rechtmäßige Erbe geworden war. Wieder einmal, wie schon so oft, wünschte sich Arthur, das Vermächtnis hätte ihn nicht zum Erben bestimmt, auch wenn es ihm erklärt hatte, dass er andernfalls an einem Asthmaanfall gestorben wäre. Das war auch der einzige Grund, weshalb er ausgewählt worden war, so zumindest hatte das Vermächtnis gesagt: Es hatte einen Sterblichen haben wollen, und zwar einen, der im Begriff war zu sterben.
    Arthur zitterte und zwang sich, langsam und tief Luft zu holen. Er zählte beim Einatmen bis sechs und wieder bis sechs, als er ausatmete. Währenddessen spürte er, wie seine Wut schwächer wurde. Er versuchte sich vorzustellen, wie sie in einen kleinen Kasten zurückgedrängt wurde, den er sodann verschloss und aus dem sie nicht entweichen konnte, ohne dass er sie bewusst freiließ.
    Nach ein paar Minuten fühlte er sich wieder etwas ruhiger und konnte darüber nachdenken, was vor sich ging.
    Also schön, ich befinde mich in irgendeinem Teil der Unvergleichlichen Gärten. Ich muss hier raus, zurück ins Große Labyrinth, und die Armee der Architektin sammeln, um ins Obere Haus einzumarschieren.
    Mitten in diesem Gedankengang hielt Arthur inne. Das war genau das, was Teil Sechs des Vermächtnisses vorgeschlagen hatte, aber vielleicht war es nicht die beste Vorgehensweise. Dame Primus und die Marschälle Sir Donnerstags konnten die Armee auch ohne ihn zusammentrommeln und in Marschbereitschaft versetzen, und ganz gleich, wie eine etwaige Schlacht auch ausging, er müsste trotzdem noch Teil Sieben des Vermächtnisses finden und befreien. Anschließend könnte er mit dessen Hilfe Sonntag dazu zwingen, den Siebten Schlüssel auszuliefern. Mit diesem in seinem Besitz wäre es nicht mehr von Bedeutung, wenn Samstag oder der Pfeifer die Unvergleichlichen Gärten eroberten: Mit allen Sieben Schlüsseln könnte Arthur jeglichen Widerstand niederschlagen. Und, was noch wichtiger war, er könnte die Nichtsflut aufhalten, die dabei war, das Haus zu zerstören.
    Ich muss lediglich das Vermächtnis finden, dachte Arthur mit plötzlicher Klarheit . Das habe ich schon früher geschafft; das kann ich auch jetzt. Ich bin auf das Vermächtnis eingestellt. Ich bin in den Unvergleichlichen Gärten, und es müsste hier irgendwo sein. Ich werde mich einfach
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