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Goettlicher Thor 1

Goettlicher Thor 1

Titel: Goettlicher Thor 1
Autoren: Sabineee Berger
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größten Schwachsinn mitmachen? Wir haben nur einen Abend ein wenig Spaß, hatte Rosi gemeint und dabei so geguckt, als hätte sie gleich einen Freibrief von ihrem Freund dazu bekommen. Vermutlich war bei den beiden schon längere Zeit tote Hose, doch darüber wollte ihre Freundin ja nie sprechen. Vielleicht war Rosi längst nicht mehr mit diesem Ferdinand zusammen. In der heutigen Zeit war die Schnelllebigkeit kein Ding und ein halbes Jahr Partnerschaft beinahe schon eine kleine Ewigkeit. Zumindest kam es mir manchmal so vor und Idioten, die an etwas Längeres mit Bestand glaubten, die landeten in der Regel – wie ich – vorm Scheidungsrichter.
    Zum Glück mussten wir morgen alle arbeiten und waren daher nicht allzu lange in der kleinen Bar geblieben. Schließlich hatte ich Francesko noch versprochen zu meditieren, um diesen Roman zu suchen und das konnte sich schon auch mal über Stunden ziehen. So oder so würde ich am nächsten Tag wie eine wandelnde Mumie aussehen. Zuerst Alkohol, High Heels, dann noch fettes Essen und blödes Gequatsche ... das kostete insgesamt offenbar mehr, als es brachte.
    Hm. Offenbar bin ich in komischer Stimmung, dachte ich und versuchte meine negative Einstellung abzumildern. Was ist schon dabei auch mal Spaß zu haben? Man muss nicht immer nach einem höheren Ziel streben. Man kann auch mal einfach nur wild rumvögeln, ein paar Höhepunkte einsacken und dann wieder abrauschen. Erschrocken riss ich die Augen auf und starrte mich verblüfft in meinem Vorzimmerspiegel an. Hatte ich das gerade wirklich gedacht? Mein Spiegelbild grinste mir verwegen entgegen und ich schluckte hart. Wenigstens schluckte das blonde Luder auf der anderen Seite ebenfalls.
    Schnell wandte ich mich vom Spiegel ab und versuchte mich zu konzentrieren. ICH HABE KEIN INTERESSE AN DIESEM POLTERABEND. Diesen Satz sagte ich mir gut und gerne zehn Mal vor, bemerkte aber durchaus, dass ich hier offenbar ein ganz anders Problem hatte, als bisher angenommen. Es ging nicht ausschließlich um Moral oder um die Frage, was Liebe wirklich wert war. Nein, nicht ausschließlich. Vielmehr ging es darum, erstmals wieder in Erwägung zu ziehen, einen Mann einzulassen.
    Der Gedanke verwirrte mich. Ich war gerade mal 35 Jahre alt, durchaus attraktiv und hatte doch mit meinem Liebesleben abgeschlossen? Das konnte es ja dann doch nicht sein! In der Therapie hatte ich mich vornehmlich auf meine Heilung konzentriert, dann kam der spirituelle Draht hinzu und eben das Fitnesscenter, um wieder körperlich fit zu werden. Alle drei Komponenten, neben einem Zeit aufwendigen Bürojob, waren intensiv und erforderten meine ganze Konzentration. Trotzdem war mir irgendwie entgangen, dass ich immer noch blockte, was das andere Geschlecht anging. Mein bester Freund war schwul und die einzigen männlichen Anreize reduzierten sich auf das visuelle Tanken im Fitnesscenter. So war ich offenbar immer genug auf meine Kosten gekommen, ohne wirklich Gefahr zu laufen, noch einmal derart falsch in eine Einbahn abzubiegen. Mein Exmann war eine menschliche Totalkatastrophe gewesen und das brauchte mit Sicherheit keine Wiederholung.
    Was hatte meine Therapeutin gesagt? Wenn du wieder heil bist, bekommst du auch den richtigen Mann. Aber dafür musst du dir schon Zeit nehmen und vor allem deine Ungeduld herunterschrauben. Seltsam, dass ich das wie einen Freibrief für weiteres Blocken hingenommen hatte.
    Gähnend schlüpfte ich aus meinem Gewand und warf es über den nächstbesten Stuhl. Dann stapfte ich ins Bad, erledigte die Abendtoilette im Notprogrammmodus und fiel wie ein Stein ins Bett. Eigentlich war ich viel zu müde, um noch irgendetwas für Francesko oder seinen Freund zu tun, aber sobald ich ausgestreckt da lag, kamen die Bilder ganz automatisch hoch. Franceskos Tränen, seine Verzweiflung. Roman.
    Ein wenig unwirsch erhob ich mich wieder, schleppte mich ins Vorzimmer und holte pflichtbewusst das Bild von diesem Mann aus der Tasche. Es war eine Autogrammkarte und er hatte sie sogar unterschrieben.
    So ein schöner Mann , dachte ich noch und ließ meinen Blick über das Bild schweifen. Ewig schade um dich. Das Lächeln des Mannes war maskulin und herzlich zugleich. Sein Gesicht, das eines römischen Gottes. Kein Wunder, wenn ihn eine Menge Frauen und vermutlich auch Männer anhimmelten. Solch eine Augenweide war auffällig und ging nicht spurlos an einem vorbei. Vermutlich war der Gedanke unpassend, doch ich war sogar versucht, mir einen Film von ihm zu
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