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Götterschild

Titel: Götterschild
Autoren: Michael Rothballer
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Beine erkennen ließ. Belena ging vor Thalia in die Hocke und reichte ihr die kleine Puppe. »Ich habe sie in einer Ecke gefunden, als ich wieder hierher zurückgekehrt bin. Das war deine. Kannst du dich daran erinnern?«
    Thalia schüttelte schüchtern den Kopf.
    »Du kannst sie nehmen«, meinte Belena lächelnd, »sie gehört dir.«
    Unsicher ergriff Thalia das eigentümliche Stoffgebilde. »Danke«, murmelte sie.
    Belena strich ihrer Tochter liebevoll über die Wange, dann erhob sie sich und wandte sich Arton zu. »Gehen wir.« Es klang entschlossen und zuversichtlich.
    Die glutrote Sonne berührte bereits die glitzernden Wasser der Istara. Arton stand neben Tarana und dem Priester Nataol an der Reling der Ecorimsstolz, die sie nach Tilet bringen sollte. Alle drei starrten auf ein längliches, in Stoff eingeschlagenes Bündel, das Arton vor sich auf die Bordwand gelegt hatte.
    »Wollt Ihr das wirklich tun?« Nataol blickte den Krieger forschend von der Seite an.
    »Ich denke, es ist meine Pflicht«, entgegnete Arton. Er schlug den Stoff zurück und zum Vorschein kamen zwei Schwerter. Eines reflektierte gleißend das Strahlen der untergehenden Sonne, das andere schien vom Licht dagegen nicht erreicht zu werden, als wäre es kaum mehr als ein Schatten.
    »Ecorim und Sivalin mögen von nun an die Hüter von Themuron Tausendsturm und Fendralin Feuerzwinger sein.«
    »Ist ihr Schiff an dieser Stelle versunken?«, fragte Tarana ehrfürchtig.
    Arton nickte. »Es wird behauptet, das Meer sei hier so tief, dass nicht einmal der Gott Kaloqueron all seine Geheimnisse kennt.«
    Er zögerte einen Moment, dann ließ er mit einer plötzlichen Bewegung die Schwerter von dem Tuch gleiten, auf dem sie lagen, ohne sie noch ein weiteres Mal zu berühren. Mit einem kaum hörbaren Platschen trafen sie die Wasseroberfläche und traten den Weg zu ihrer dunklen Ruhestätte am Grunde des Istarameeres an.

 
EPILOG
     
    J orig Techel war bester Stimmung. Es hatte eine Weile gedauert, aber nach einer langen Serie von Fehlschlägen und Niederlagen war sein Stern nun wieder im Steigen begriffen, er konnte es ganz deutlich spüren. Citheon lag am Boden und wartete förmlich darauf, von ihm wieder in Besitz genommen zu werden. Zudem war der verfluchte Verräter Megas Arud’Adakin tot, was den Inselherrn von Tar’Tianoch wieder zum mächtigsten Mann Jovenas erhob. Und als wäre das noch nicht genug, hatte Megas’ Nachfolger, sein Halbbruder Nagas, als eine seiner ersten Amtshandlungen einen Boten nach Tar’Tianoch geschickt, um ein Treffen zwischen den Herren der verfeindeten Inselreiche zu vereinbaren, das einen Friedensschluss zum Ziel haben sollte. Wenn es Jorig Techel auf diese Weise gelang, das Reich von Jovena wieder unter seiner Führung zu vereinen, und das ganz ohne Kampf, dann stand seiner Rückkehr auf den Thron von Tilet wahrlich nichts mehr im Wege.
    Techel räkelte sich behaglich in seinem samtbespannten Sessel unter einem schattenspendenden Zeltbaldachin und genoss die Aussicht aufs Meer. »Ein schönes Fleckchen Land hier, Abak, findest du nicht?« Der königliche Berater saß neben ihm auf einem weiteren der insgesamt vier bereitgestellten Stühle, doch wirkte er weit weniger entspannt als sein Herr. »Ich überlege schon, ob ich mir hier nicht ein kleines Domizil errichten lassen sollte, in das ich mich zurückziehen kann, wenn mich die Regierungsgeschäfte wieder allzu sehr plagen.«
    »Vermutlich würde solch ein Bauwerk binnen weniger Tage im Meer versinken, Herr«, erwiderte Abak geistesabwesend.
    Jorigs Gesicht verfinsterte sich kurz, weil ihm sein Berater auf solch beiläufige Weise die Freude an seinem spontanen Einfall nahm, doch im Stillen musste er ihm recht geben. Der feine Sand, aus dem diese flache Insel ein paar Meilen vor der Küste Tar´Tianochs bestand, würde kein stabiles Fundament für ein Gebäude gleich welcher Art abgeben. Eigentlich taugte dieser lange, schmale Sandstreifen mitten im Ozean, auf dem nicht einmal Pflanzen gediehen, für nichts weiter, als hin und wieder ein paar feindliche Schiffe auf Grund laufen zu lassen. Doch Jorig Techels Berater Abak hatte noch einen weiteren Verwendungszweck für das abgeschiedene Eiland ersonnen. Es war von ihm zum geeigneten Treffpunkt für den Friedensschluss zwischen Ho’Neb und Tar’Tianoch erkoren worden, denn es brachte die idealen Voraussetzungen für solch eine bedeutsame Zusammenkunft mit sich. Die Insel lag weit genug von Tar’Tianoch entfernt, um
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