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Gnosis

Gnosis

Titel: Gnosis
Autoren: Adam Fawer
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durch sie übertragen, dass die Leute so außer sich waren? Welche …
    Plötzlich stutzte sie. Sie hörte unbeschreibliche Musik – pulsierend mit der Leidenschaft aller Musiker, die es auf der Welt je gegeben hatte. Dann setzte ihr Herz aus, als sie sah, woher die Klänge kamen.
    Zwei Männer im Kampf um Leben und Tod.
    Elijah starrte mit leerem Blick ins Nichts. Valentinus hielt Elijahs Kopf mit beiden Händen. Winter wollten in Elijahs Bewusstsein eindringen, doch zuckte sie zurück, als hätte sie an einen Elektrozaun gefasst. Klänge und Farben waren derart intensiv, dass sie wusste: Elijah würde sterben, wenn sie die Verbindung nicht trennte.
    Sie lief hinüber, holte aus und trat mit aller Kraft. Als sie Valentinus am Kopf traf, schrie er vor Schmerz.
    Er ließ los, und Elijah sank in sich zusammen. Winter rollte ihn auf den Rücken.
    «Elijah! Wach auf …!»
    Valentinus’ Faust traf sie am Ohr. Sie taumelte rückwärts, doch er packte sie an der Schulter. Wieder schlug er zu, diesmal in den Magen. Bevor sie reagieren konnte, packte er Winter bei der Kehle und zwang sie, ihm in die Augen zu sehen. Sein Gesicht war blutverschmiert.
    «Wenn ich nicht ihn benutzen kann … dann nehme ich eben dich!»
    Irgendetwas in Winter zerbrach, als würde eine alte Tür aus den Angeln gerissen. Und dann dröhnte Musik in allen Tonlagen in ihr. Sie zitterte am ganzen Leib, während die Emotionen wie ein Sturm über sie hinweggingen.
    Bodenloses Elend – die Trauer, ihre Freunde zu verlieren.
    Endloses Vergnügen – ein Orgasmus nach dem anderen.
    Gnadenloser Schmerz – eine Million rostiger Nägel rissen über ihre Haut.
    Wilder Zorn – alle Ungerechtigkeiten dieser Welt, gebündelt in einem Augenblick.
    Reine Freude – wie Millionen Schmetterlinge in ihrem Bauch.
    Alle nur erdenklichen Emotionen durchströmten Winter, ihr Körper reagierte auf jede einzelne, sie bekam kaum noch Luft. Und dann drang Valentinus in ihr Bewusstsein ein. Erst verlor er sich im Wirrwarr von Farben und Klängen, doch als sie zwischen den Tausenden von Stimmen nach ihrer eigenen suchte, hörte sie die lauteste Stimme von allen.
    Und einen Moment – eine Sekunde lang – sah sie klar. Mit aller Kraft gelang es ihr, die Wucht der Gefühle abzuwehren. Alles um sie herum war hyperreal – das Geschrei der Menge, die greifen Scheinwerfer, der kalte Nachtwind, die Hand an ihrer Kehle.
    Valentinus starrte sie an, mit entrücktem Blick, fernab der physischen Welt. Jede Sekunde dauerte eine Ewigkeit, während sie darum kämpfte, ihren Körper aus der Lähmung zu befreien, und ihr Gehirn pumpte Endorphine durch die Adern.
    Alles in ihr kreischte, und eins wurde ihr ganz klar.
    Sie würde es nicht schaffen.
     
    Die Welt war voller Lärm, aber so war es immer schon gewesen. Elijah konnte sich an Stille nicht erinnern. Mittendrin grollte ein ungeheurer Donner heran, als der Himmel in zwei Teile brach. Aus dem klaffenden Spalt trat ein Schmerz hervor, der alles andere erstickte.
    Doch so groß der Schmerz auch sein mochte, verklang er schließlich. Elijah wollte sich befreien, doch schaffte er es nicht. Er schrie er um Hilfe, bekam aber keine Antwort. Denn da war niemand, der ihm helfen konnte. Niemand – nur …
    Er selbst.
    Elijah packte die lärmende Welt, riss sie auf und griff … Winter riss die Augen auf, als sie plötzlich zu sich kam. Sie packte Valentinus bei den Schultern und stieß ihn, sodass er das Gleichgewicht verlor. Er taumelte zwei Schritte rückwärts, war noch nicht ganz bei sich und musste mit den Armen rudern, um nicht hinzufallen. Dann schlug ihre Faust an seine Brust, und Valentinus stolperte von der Bühne. Noch im Sturz kam wieder Leben in seine Augen.
    Sie hörte/fühlte/sah einen unerträglichen Aufschrei, gefolgt von wahnsinnigem Schmerz, als er dort unten in der Grube mit den Bestien verschwand.

KAPITEL 27
31. DEZEMBER 2007 – 23:59 UHR (1 MINUTE BIS ZUM NEUEN JAHR 2008)
     
     
    Valentinus spürte die eiskalte Nachtluft, doch er kam erst wieder ganz zu sich, als er in der Menge landete und mit dem Kopf an eine knochige Schulter stieß. Instinktiv rollte er sich ab, streckte die Arme aus, um den Sturz abzufangen, und riss dabei einen stämmigen Mann mit sich zu Boden.
    Hart landete er auf dem kalten Asphalt. Valentinus’ Hüfte brach beim Aufprall, und er schrie vor Schmerz und Wut. Bevor er sich beherrschen konnte, sendete er glühenden Zorn aus, während die Leute über ihn hinwegtrampelten und ihm auf Hände und
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