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Gnosis

Gnosis

Titel: Gnosis
Autoren: Adam Fawer
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miteinander kämpften. Ein Hüne von einem Kerl holte aus, um Elijah seine Faust ins Gesicht zu prügeln.
    Plötzlich jedoch brach der Riese zusammen und schrie vor Schmerz.
    Stevie stand über ihm und drückte ihm einen Elektroschocker ins Genick.
    «Gehört SpyGurl. Satte 130.000 Volt», sagte Stevie. «Jetzt nimm endlich diese Scheißkette ab!»
    «Ich kann nicht!»
    «Doch, du kannst! Willst du wieder unter Menschen leben oder doch lieber als Howard Hughes enden? Entscheide dich!»
    «So einfach ist das nicht!»
    «Lass es mich so formulieren, dass dein Spatzenhirn es begreifen kann – du bist Luke Skywalker, ich bin Han Solo, und ich hab dir eben Darth Vader vom Hals geschafft, also komm in die Puschen, verflucht nochmal!»
    Da hatte Stevie ausnahmsweise recht.
    Eilig riss sich Elijah die Kette vom Hals, bevor er einen Rückzieher machen konnte. In dem Moment, als seine Finger die Kette nicht mehr berührten, wurde er von grellen Farben geblendet. Benommen fasste er sich an den Kopf, als könnte er die Bilder irgendwie vertreiben, doch es half nichts. Er nahm nur noch wahr, dass Stevie über ihm dem nächsten Angreifer seinen Elektroschocker präsentierte.
    Konzentrier dich.
    Alle Farben, unfassbare Farben – Farben, die er nicht mal benennen konnte, Farben, die es gar nicht geben konnte – zwängten sich in sein Bewusstsein.
    Du musst dich abschotten.
    Elijah stellte sich eine Tür vor, die er schließen musste, um die grellen Farben auszusperren. Er quälte sich, doch er gab nicht auf. Er schob und drückte. Er hörte die Schreie um sich herum, merkte, wie er angerempelt wurde, Stevie immer an seiner Seite, und er zwang sich, die Außenwelt nicht wahrzunehmen.
    MACH SCHON!!!
    Die Farben wurden immer greller, aber mit einem Mal schien es erträglicher.
    Elijah entspannte sich und bestaunte die neue Welt um ihn herum. Es war, als hätte er eine riesige Sonnenbrille aufgesetzt. Noch immer konnte er die Farben sehen, das Bernsteingelb, das Purpur, das Saphirblau, doch jetzt blendeten sie ihn nicht mehr, sondern waren weich und warm.
    Außerdem konnte er wieder einzelne Personen unterscheiden. Die Menge war keine amorphe Masse aus grellem Licht mehr. Was Elijah sah, erinnerte eher an einen Nachthimmel voller Sterne: jeder für sich, mit seiner eigenen Farbe.
    In diesem Moment stürzten sich vier Polizisten auf Elijah, die eben noch zwei Bibeltreue verprügelt hatten. Sie griffen mit ihren Knüppeln gleichzeitig an. Stevie hielt den Elektroschocker bereit, doch der blaue Lichtstrahl zwischen den beiden Drähten knisterte nur noch kurz und erlosch dann.
    «Ach, du Scheiße! Die Batterie ist leer!»
    Ohne nachzudenken, stieß Elijah Stevie beiseite. Die Polizisten verlangsamten sofort ihre Bewegungen, als Elijah in ihr Bewusstsein eindrang. Rabenschwarzer Zorn wirkte in ihnen, doch als sie näher kamen, gab Elijah ihnen kristallklare Glückseligkeit ein.
    Die vier blieben stehen und ließen langsam ihre Waffen sinken, als bewegten sie sich unter Wasser. Sie wirkten sanftmütig und ausgeglichen. Ohne zu zögern, packte Elijah Stevie und zerrte ihn mit sich, gerade noch rechtzeitig, bevor eine Horde grölender Collegekids über die Polizisten herfiel.
    Sie rannten die Treppe zur Bühne hinauf.
     
    Der Mob zerfleischte sich gegenseitig. Das Bewusstsein Tausender leuchtete in allen Farben.
    Angst. Empörung. Unbändige Wut. Genugtuung. Hass. Sehnsucht. Freude. Erwartung. Schmerz. Vergnügen.
    Bebend holte Valentinus Luft, als er das alles gleichzeitig fühlte. Während die Menschen im Chaos versanken, nahm seine Gnosis Gestalt an. Er empfand die Gefühle der gesamten Menschheit auf einmal, und in jedem Einzelnen spürte er den göttlichen Funken.
    Seine Gnosis war fast vollendet. Er sah sich um und ließ alles auf sich wirken. Besonders erregte ihn die Mordlust, die er in die Welt aussandte. Er konzentrierte sich auf seine hundertneun Soldaten rund um den Globus und stellte sich vor, wie sie alle gleichzeitig ihre Waffen aufnahmen und töteten …
    Plötzlich erschien dort ein Mann auf der Bühne. Ein paar Polizisten versuchten, sich ihm in den Weg zu stellen, doch als sie vor ihm standen, wurden sie mit einem Mal zu wimmernden Kleinkindern. Valentinus’ Herz schlug schneller. Was war das? Schickte ihm der falsche Schöpfergott einen weiteren Archon, der seine Pläne durchkreuzen sollte?
    Da wurde ihm klar, wer das sein musste: Elijah.
    Valentinus sah die Verbindung, die zwischen Elijah und dem hageren Mann bestand,
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