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Gnadenlose Gedanken (German Edition)

Gnadenlose Gedanken (German Edition)

Titel: Gnadenlose Gedanken (German Edition)
Autoren: Peter Wagner
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er war mir hilflos ausgeliefert.

    „Warum sorgt sich denn meine Frau Mutter? Sie hat mir noch nie etwas davon gesagt. Ich dachte immer, die einzige Sorge, die meine Mutter hat, bezieht sich auf die Sauberkeit der Hemden meines Vaters.“

    Beiläufig wischte der Pfarrer eine Schweißperle von seiner Augenbraue.

    [Warum bin ich nicht damals nach Afrika gegangen? Ich hätte auf den Bischof hören sollen! Ich bin zu schwach für diese Arbeit. Als Missionar hätte ich viel mehr bewegen können. Neger lassen sich viel leichter lenken, sie sind anspruchsloser als dieser Rotzlöffel. Doch ich war damals zu ängstlich.]
    Der Mann hatte ja wahrlich teuflische Gedanken!

    „Nun, ihre Mutter hat die Befürchtung, dass Sie sich zu sehr zurückziehen könnten. Sie ist der Meinung, dass sie zu wenig unter die Menschen kommen.“
    „Ach wissen Sie. Ich bin zwar noch relativ jung, aber eines habe ich gewiss schon kapiert: Halte dir die Menschen vom Leib, und du hältst dir Ärger vom Leib! Es ist zwar ein bisschen einfach ausgedrückt, jedoch trifft es den Kern ziemlich genau. Bisher ging es mir immer dann besser, wenn ich auf mich alleine gestellt war. Nur hat sich meine Situation leider sehr verändert, seit dem Unfall.“

    Der Pope sah mich besorgt an. Er machte noch nicht einmal den Versuch, sein Mitleid zu verbergen.
    „Sie haben sicher eine schwierige Zeit hinter sich, Herr Braun. Allerdings sind die Prüfungen, die Gott uns auferlegt, selten einfach. Wir müssen uns dem stellen, und wenn wir uns bewähren, so werden wir in sein Reich aufgenommen werden. Und von all unseren Leiden erlöst werden. In seinem Reich werden wir frei sein. Frei von jeglicher Sünde. Frei von Hass und Zwietracht. Diese Prüfungen ergeben einen Sinn. Viele von uns können oder wollen dies nur leider nicht akzeptieren!“

    Aber Hallo! Jetzt wurde er aber richtig frech, der Herr Pfarrer!

    „Amen“, sagte ich, und war dabei sehr bemüht, besonders diabolisch auszusehen.
    Allein mein Blick sollte ihm verraten, was ich von ihm und seiner Kirche hielt. Langsam ging der Pfaffe mir auf den Sack, mit seinem Gerede von Prüfungen und Reich Gottes.

    [Herr, vergib ihm! Er hat große Qualen erlitten, und seine Jugend erlaubt es ihm nicht, die wahre Erleuchtung zu erfahren. Noch nicht.]

    Langsam wurde es Zeit, eine richtige Attacke zu starten.

    „Herr Pfarrer, ich weiß genau, was Sie jetzt von mir denken. Sie glauben, ich sei noch zu jung, um Sie zu verstehen, und die wahre Erleuchtung würde mir erst kommen, wenn ich älter geworden bin.“

    Zufrieden bemerkte ich, dass er blass geworden war. Er war so weiß wie ein Schneeball, der an einer Igluwand klebte. Doch ich wollte ihm keine Zeit lassen um sich zu erholen, oder um göttlichen Beistand bitten zu können.

    „Mal ganz im Vertrauen. Manchmal denke ich, dass der Teufel in mir wohnt. Dann glaube ich, er hat mich auf die Erde gesandt, um gegen die falsche Moral in den Kampf zu ziehen. Seiner besonderen Art von Humor habe ich es zu verdanken, dass mein Streitross ein Rollstuhl ist. Oder wie sehen Sie das?“

    [Oh, mein lieber GOTT! Es steht ja viel schlimmer um ihn, als es seine Mutter befürchtet hat! Wie kann ich nur seine arme, verlorene Seele retten? Wie kann ich ihn von seinem Irrweg abbringen?]
    „Oh, mein lieber Herr Braun! Sie dürfen nicht verzweifeln! Auch wenn ihre derzeitige Situation hoffnungslos und unbarmherzig scheinen mag, so kann ich ihnen versichern, dass es sehr vielen Menschen schlechter als ihnen geht. Sie müssen sich auf die Dinge besinnen, die Sie noch bewältigen können. Verschwenden Sie doch nicht so viele Gedanken an die Dinge, die ihnen aufgrund ihrer bedauerlichen Behinderung verwehrt bleiben.“

    Es war Zeit für die Schlussoffensive. Ich konnte es nicht mehr ertragen.

    „Eine Frage noch. Wann hatten
Sie
eigentlich das letzte Mal einen Steifen? Als es bei mir das letzte Mal geschah, da stand ich noch auf meinen Beinen. Und das dritte Bein hat ohne Erfolg versucht, ein Loch durch meine Jeans zu bohren. Wann war es bei ihnen? Während der letzten Messe, als der Messdiener sich vor ihren geilen Augen bückte, um das Gesangsbuch aufzuheben, was ihnen
rein zufällig
aus den
feuchten
Händen
geglitten
war? Oder war es während der letzten Taufe? Als Sie den kleinen Säugling, den Sie als neues Mit
glied
in ihren Verein aufgenommen haben, um seine Mutter beneidet haben? Weil Sie auch so gerne einmal an diesen warmen und prallen
Brüsten
liegen würden, um diesen
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