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Gnadenfrist

Titel: Gnadenfrist
Autoren: Lindsey Davis
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mit dem Auguralopfer beginnen konnte. Da ich es nicht eilig hatte, ging ich über die Straße, um nachzuschauen, was in meiner neuen Wohnung passierte.
    Eine Gruppe Fußsoldaten saß auf dem Fußboden und diskutierte darüber, ob Ratten gefährlicher seien als Frauen. Ich überspielte meine Irritation, gab ein paar philosophische Kommentare ab und bot dann an, ihnen den nächstgelegenen Brunnen zu zeigen. Bereitwillig griffen sie nach ihren Eimern (die Bezahlung, die wir ausgehandelt hatten, war, um es milde auszudrücken, angemessen) und. folgten mir zur Straße hinunter. Ich zeigte ihnen den Weg, blieb aber in der Brunnenpromenade. Ich hatte jemanden entdeckt, den ich kannte.
    Er stand drüben beim Friseur, ein unverwechselbarer, unappetitlicher Fettsack. Unter dem Arm trug er ein Bündel Schriftrollen und machte sich auf einer davon Notizen. Als ich näher kam, sah ich die gleiche intensive Konzentration in seinem Gesicht und die gleichen kritzeligen kleinen Buchstaben wie damals vor dem Pantheon, als ich ihn bei seinen detaillierten Notizen über Rennpferde unterbrochen hatte. Es war Florius. Auf der anderen Straßenseite stand Martinus, sein Bewacher, für den Fall, daß sich sein Schwiegervater mit ihm in Verbindung setzen sollte; er hatte sich vor der Bäckerei aufgebaut und tat so, als wüßte er nicht, welchen Brotlaib er kaufen solle. Er sah wie ein Volltrottel aus.
    »Der Friseur hat zu, Florius. Wir feiern hier eine Hochzeit. Er hat sich heute morgen völlig damit verausgabt, den Gästen die Haare zu schneiden.«
    »Hallo, Falco!«
    »Sie erinnern sich an mich.«
    »Sie haben mir Ratschläge gegeben.«
    »Haben Sie die befolgt?«
    Er wurde rot. »Ja. Ich bin nett zu meiner Frau.« Ich enthielt mich jeder Spekulation darüber, wie diese Nettigkeit aussehen mochte. Arme kleine Milvia.
    »Bestimmt wird sie Ihre Aufmerksamkeiten beglückt empfangen. Lassen Sie mich Ihnen noch einen Rat geben: Egal, wieviel Ärger es Ihnen auch einbringen mag, lassen Sie nicht zu, daß Ihre Schwiegermutter bei Ihnen wohnt!«
    Er öffnete den Mund, sagte aber nichts. Ihm war völlig klar, was ich meinte.
    Ich war neugierig. Gleichzeitig hatte ich das Gefühl, die Antwort bereits zu kennen, als ich ihn fragte: »Und was bringt Sie hierher in die Brunnenpromenade?«
    Er deutete auf die Schriftrollen unter seinem Arm. »Das gleiche wie neulich, als wir uns vorm Bordell trafen. Ich habe beschlossen, mir allen Grundbesitz anzusehen, den Milvia und ich als Mitgift bekommen haben.«
    Ich verschränkte die Arme. Gemeinsam betrachteten wir das Gebäude, das er inspiziert hatte. »Ihnen gehört das ganze Mietshaus bis rauf unters Dach?«
    »Ja. Die restlichen Häuser in dieser Straße gehören fast alle einem anderen Mann.« Smaractus. »Die Wohnungen in den oberen Stockwerken sind alle vermietet. Der kleine Laden da unten wurde erst vor kurzem angemietet, aber er ist zu, und auf mein Klopfen meldet sich niemand.«
    Er sprach von der Höhle des Entzückens, in der »Geschenke für jede Gelegenheit« aus zweiter Hand angeboten wurden. Der Laden, der kein adäquates Geburtstagsgeschenk für Helena hergegeben hatte, in dem es ihr aber gelungen war, eine Garnitur kunstvoller Eßwerkzeuge für Lenias Hochzeit zu finden. Ich hatte die Schneckenpieker inzwischen gesehen: Sie waren aus Bronze, große, schwere, spitz zulaufende Löffel, vermutlich aus einer guten Werkstatt in Mittelitalien. Ich besaß eine ähnliche Garnitur, wenn auch kunstvoller im Design. Lenias sahen wie Familienerbstücke eines Konsuls aus, obwohl man sie uns außerordentlich billig überlassen hatte. Ich wußte, was das bedeuten konnte.
    »Klopfen Sie nicht noch mal.« Bei meinem scharfen Ton schaute Florius erstaunt auf. »Warten Sie hier. Ich hole jemanden.«
     
    Inzwischen hatte sich Maia unter die Hochzeitsgesellschaft gemischt. Ihre Söhne Marius und Ancus und Gallas Sohn Gaius saßen aufgereiht auf einer Bank, bereit, als die drei Begleiter der Braut auf ihrem Weg zum Haus ihres neuen Ehemannes zu fungieren. Marius schaute mürrisch; er wußte vermutlich, daß während des Fackelzugs obszöne Lieder gesungen und deftige Zoten gerissen werden würden: nicht sein Stil. Auch Gaius war mißmutig, was aber wohl eher daran lag, daß Maia auf einer gründlichen Reinigung des kleinen Schmutzfinken bestanden hatte. Ancus, der erst fünf war, saß nur mit seinen abstehenden Ohren da und wollte am liebsten nach Hause gehen.
    Ich winkte ihnen zu, dann fand ich Petro. »Werd
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