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Gnade deiner Seele: Psychothriller (German Edition)

Gnade deiner Seele: Psychothriller (German Edition)

Titel: Gnade deiner Seele: Psychothriller (German Edition)
Autoren: Lisa Unger
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geschnittene Haar.
    »Der bin ich.«
    »Erkennen Sie mich?«, fragte sie.
    Er kam näher heran und blieb auf der gepflasterten Einfahrt stehen. Das Garagentor musste dringend einmal gestrichen werden. Ja, sie kam ihm bekannt vor, aber ihr Name fiel ihm nicht ein.
    »Tut mir leid«, sagte er. »Kennen wir uns?«
    »Ich bin Eloise Montgomery.«
    Jones brauchte einen Moment, dann stieg ihm die Hitze in die Wangen und seine Schultern verkrampften sich. Verdammt, dachte er.
    »Mrs. Montgomery, was kann ich für Sie tun?«
    Nervös schaute sie sich um. Jones folgte ihrem Blick zu den Laubhaufen, in den klaren, blauen Himmel.
    »Können wir uns irgendwo ungestört unterhalten?« Ihr unsteter Blick blieb am Haus hängen.
    »Geht das nicht auch hier?«, fragte er, verschränkte die Arme vor der Brust und pflanzte sich breitbeinig auf. Maggie hätte seine Unhöflichkeit unmöglich gefunden, aber das war ihm egal. Auf gar keinen Fall würde er diese Frau in sein Haus lassen.
    »Es ist sehr persönlich«, sagte sie, »und mir ist kalt.«
    Sie ging aufs Haus zu, blieb am Fuß der drei Treppenstufen stehen, die zur grau gestrichenen Veranda hinaufführten, und drehte sich zu ihm um. Ihm wurde unwohl dabei, die Frau so dicht am Haus stehen zu sehen, es war so wie eben mit den Vögeln. Sie wirkte zierlich und schreckhaft, strahlte aber dennoch eine gewisse Hartnäckigkeit aus. Sie erklomm die Treppe, ohne um Erlaubnis zu fragen, und als sie an der Tür stand, fiel ihm ein, dass ein Grashalm sich durch Asphalt bohrt, lässt man ihm nur genug Zeit. Er rechnete damit, dass sie die Fliegentür öffnen und eintreten würde, aber sie blieb geduldig stehen. Er warf seine Gartenhandschuhe neben den Rechen und folgte ihr widerwillig.
    Kurz darauf saß sie am Esstisch, während er Kaffee kochte. Er behielt sie vom Küchentresen aus im Blick. Sie saß aufrecht und mit gefalteten Händen da. Sie hatte den abgewetzten Mantel mit dem Hahnentrittmuster nicht abgelegt und presste die Handtasche immer noch an den Leib. Ihre Augen kamen nicht zur Ruhe.
    »Sie wollten mich nicht hereinbitten«, sagte sie und warf ihm einen flüchtigen Blick zu, bevor sie die Augen niederschlug. »Am liebsten wäre es Ihnen, ich würde verschwinden.«
    Er hatte zwei Becher aus dem Küchenschrank genommen, die er jetzt unabsichtlich laut auf den Tresen knallte.
    »Wow«, sagte er, »ich bin beeindruckt. Sie können tatsächlich Gedanken lesen!«
    Er mied ihren Blick und entdeckte den Kalender neben dem Telefon. In wenigen Stunden hatte er einen Termin bei seinem Psychologen, eine Verabredung, die er stets fürchtete. Als er sie endlich wieder ansah, beobachtete sie ihn mit einem milden Lächeln.
    »Ein Skeptiker«, sagte sie. »Ihre Frau und Ihre Schwiegermutter behandeln mich respektvoller.«
    »Respekt muss man sich verdienen.« Er schenkte den Kaffee ein. »Wie möchten Sie Ihren Kaffee?«, fragte er. Er war sicher, sie trank ihn schwarz.
    »Mit Milch und Zucker, bitte«, sagte sie. Dann fügte sie hinzu: »Und, was kann ich tun, um mir Ihren Respekt zu verdienen?«
    Er kam mit den Kaffeebechern an den Tisch und setzte sich ihr gegenüber.
    »Was kann ich für Sie tun, Mrs. Montgomery?«
    Es war schon fast Mittag. In einer Viertelstunde ging Maggies letzte Vormittagssitzung zu Ende, und dann würde sie zum Mittagessen herüberkommen. Er wollte nicht, dass Eloise dann noch hier saß. Die Frau würde Maggie an die dunkle Vergangenheit erinnern, an die Qualen, die sie im letzten Jahr und in der Zeit davor erlitten hatten. Er brauchte das nicht, und seine Frau genauso wenig.
    »Wissen Sie über meine Tätigkeit Bescheid?«, fragte Eloise.
    Tätigkeit? Im Ernst? Nannte man das so? Er hätte gedacht, sie würde von Gabe oder Magie sprechen. Oder von übersinnlichen Fähigkeiten. Aber wahrscheinlich sprach sie von Tätigkeit, weil sie ihren Lebensunterhalt damit verdiente.
    »Ja«, sagte er. Er versuchte, gleichgültig und auf keinen Fall neugierig oder interessiert zu klingen. Anscheinend fühlte sie sich trotzdem bemüßigt, es zu erklären.
    »Ich bin wie ein Radio. Ich empfange Signale – aus allen Richtungen, verzerrt und abgehackt. Ich habe keinen Einfluss darauf, was ich wann oder wie deutlich ich es sehe. Manchmal sehe ich, was sich in anderen Welten ereignet, während mir die Geschehnisse im Nachbarhaus verborgen bleiben.«
    Er unterdrückte ein Augenrollen. Dachte sie wirklich, er würde ihr das abkaufen?
    »Klar«, sagte er und nippte an seinem Kaffee. Er
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