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Glutheißer Höllentrip

Glutheißer Höllentrip

Titel: Glutheißer Höllentrip
Autoren: S Hogan
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war sie ihm dankbar dafür, dass er sich für sie und Li eingesetzt hatte; die Vorstellung, wie Henry über sie herfiel, war einfach zu grauenhaft. Aber trotzdem blieb David immer noch ein Gangster, der mit den übrigen Kidnappern unter einer Decke steckte.
    Sie hatte nie zuvor versucht, sich in einen Verbrecher hineinzuversetzen. Das war einfach nicht ihr Ding, sie mochte ja noch nicht mal Gangster-Rap. Deshalb fiel es ihr schwer, solche Menschen zu verstehen. David machte nicht den Eindruck, als ob er aus kaputten Verhältnissen stammte und eine Verbrecherlaufbahn für ihn vorgezeichnet war. Doch auch hinter der Fassade einer heilen Welt konnte sich das Grauen verbergen, das wusste sie aus eigener leidvoller Erfahrung.
    Es war, als ob Kathy David durch ihr Nachdenken über ihn auf sich aufmerksam gemacht hätte. Oder hatte sie ihn einfach nur zu sehr angestarrt? Jedenfalls kam er in diesem Augenblick zu ihr und Li hinüber.
    „Es wird euch nichts geschehen, bleibt einfach locker“, sagte er lässig und schaute dabei Kathy an. Es war das erste Mal, dass er direkt mit ihr sprach, und sie musste sich eingestehen, dass ihr das gar nicht so unangenehm war.
    Trotzdem wollte sie ihm sagen, wie mies sie ihre Situation fand. „Locker – das sagt sich so leicht. Was würdest du tun, wenn man dich kidnappen würde? Eigentlich müsstest du mich verstehen. Du warst doch selbst bis vor Kurzem eingesperrt, oder?“
    David lächelte und wirkte in diesem Moment besonders anziehend, frisch und unbeschwert. Es fiel Kathy wirklich schwer, ihn für einen Gewaltverbrecher zu halten. Aber sie durfte sich von ihm nicht blenden lassen.
    „Okay, Kathy – du heißt doch Kathy, oder? Wir müssen tun, was nötig ist. Ich schätze, dass man auf unsere Lösegeldforderung eingehen wird. Dann seid ihr uns wieder los. Und euch wird nichts geschehen, dafür sorge ich.“ Er verzog seinen Mund, um eine Haarsträhne aus seiner Stirn zu pusten, die sich dorthin verirrt hatte. „Außerdem weiß ich aus eigener Erfahrung, wie schmerzhaft der Verlust von Freiheit ist. Schließlich komme ich selbst gerade aus dem Gefängnis, das hast du ganz richtig erkannt.“
    „Weshalb warst du eigentlich hinter Gittern?“
    „Bewaffneter Raubüberfall.“ Er wechselte abrupt das Thema. „Wollt ihr etwas trinken? Der Bus hat genügend Softdrinks an Bord. Das haben wir gerade schon gecheckt.“
    Kathys Kehle war wirklich ausgetrocknet. Und das lag gewiss nicht nur an ihrer Furcht, sondern auch an der Hitze. Zwar funktionierte die Klimaanlage noch, aber die Luft im Bus war trotzdem sehr trocken. Kathy und Li ließen sich von David jeweils eine Dose Cola geben.
    Aber dann griff Pete ein. „Du solltest Steward werden, David, das scheint dir gut zu gefallen“, höhnte er. „Aber flirte nicht zu heftig mit den Weibern, sonst wird Henry noch eifersüchtig. Behalte lieber diesen Soldaten im Auge, der starrt mich immer so finster an.“
    David nickte; er hörte auf den Anführer. Er drehte nun wieder Kathy und Li den Rücken zu, blieb aber in der Nähe.
    Die beiden Frauen begannen eine geflüsterte Unterhaltung. „Diese Männer sind alle sehr unterschiedlich. Das kann für uns nur von Vorteil sein.“
    „Hast du gar keine Angst, Li? Mir ist fast das Herz in die Hose gerutscht, als Henry mit seinen Speckfingern dein Gesicht berührt hat.“
    „Ich fand diesen Moment auch nicht gerade prickelnd, das kannst du mir glauben. Mein Magen hat sich beinahe umgedreht. Aber ich habe mir nichts anmerken lassen, hoffe ich.“
    „Nein, nicht wirklich. Du bist sehr tapfer, finde ich.“
    „Du aber auch, Kathy. Es bringt nichts, wenn wir die Nerven verlieren. Dann hat der Feind nämlich gewonnen.“ Lis Gesichtszüge verhärteten sich bei diesen Worten.
    Die Chinesin sah die vier Kriminellen wirklich als ihre Feinde oder unversöhnlichen Gegner an. Kathy konnte sie verstehen, denn sie dachte genauso. Nur bei David machte sie eine Ausnahme. Er passte irgendwie nicht zu den anderen Typen, und das nicht nur wegen des Altersunterschiedes. Doch sie durfte einfach keine Gefühle für ihn entwickeln. Früher oder später würde die Polizei ihn schnappen. Und dann kehrte er ins Gefängnis zurück, und zwar vermutlich für eine sehr lange Zeit. Dafür konnte sie ihn nicht bedauern, denn er hatte sich dieses Schicksal selbst eingebrockt. Niemand hatte ihn gezwungen, den Bus zu entführen. Oder? Gab es vielleicht eine geheime Verbindung zwischen Pete und David, von der sie noch nichts
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