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Glut in samtbraunen Augen

Glut in samtbraunen Augen

Titel: Glut in samtbraunen Augen
Autoren: Penny Roberts
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Luft bekam.
    Verzweifelt rutschte sie über den glatten Lederbezug der Rückbank und versuchte es auf der anderen Seite, doch auch hier rührte sich die Tür keinen Millimeter, so sehr sie auch rüttelte und zerrte.
    Das Fenster!
    Halb blind vor Tränen spielte sie in ihrer Verzweiflung schon mit dem Gedanken, durch das offene Wagenfenster zu klettern, als die Tür sich schließlich doch noch öffnen ließ und nach außen aufschwang.
    Erleichtert atmete Vanessa auf. Einen Moment lang fühlte sie sich unfähig, auch nur den kleinen Finger zu rühren. Nur langsam beruhigte sich ihr Atem wieder.
    „Darf ich bitten, Signorina ?“ Luigi erschien vor der offenen Limousinentür und lächelte ihr zu, doch dann bemerkte er, in welch aufgelöstem Zustand sie sich befand, und runzelte besorgt die Stirn. „Ist alles in Ordnung mit Ihnen? Stimmt etwas nicht?“
    „Die Türen!“, stieß sie, noch immer ein wenig atemlos, aus. „Sie gingen nicht sofort auf!“
    „Ganz recht.“ Der Italiener nickte. „Die hinteren Türen lassen sich aus Sicherheitsgründen erst öffnen, wenn ich sie von der Fahrerkabine aus freigebe. Signor Sanguetti ist ein sehr vermögender und erfolgreicher Mann, Sie verstehen? Hätte ich gewusst, dass Sie sich deshalb Sorgen machen würden …“
    Vanessa schüttelte den Kopf. Plötzlich kam sie sich mehr als dumm vor. Aber Luigi kannte ja den Grund für ihr Verhalten nicht. Woher sollte er wissen, unter welchen Ängsten sie seit jenem Abend vor sieben Jahren litt? Ängsten, die den schon Flug hierher zu einer reinen Tortur für sie gemacht hatten. Doch da die Alternative in einer Fahrt über den Ärmelkanal mit der Fähre sowie einer darauffolgenden nahezu vierundzwanzig Stunden dauernden Zugfahrt bestanden hätte, war ihr keine andere Wahl geblieben.
    „Sie brauchen sich wirklich nicht zu entschuldigen“, sagte sie rasch. „Es ist nicht Ihre Schuld.“ Sie lächelte ihm zu und stieg aus dem Wagen. Als ihr Blick auf den Eingang der prachtvollen Villa fiel, zuckte sie unwillkürlich zusammen.
    Hier wohnte er also. Cesare Sanguetti. Der Mann, den sie in zwei Tagen heiraten würde.
    Der Mann, der ihre Eltern auf dem Gewissen hatte.
    Wenn Blicke töten könnten, hätte Cesare Sanguetti in diesem Moment einen Mord begangen.
    Ihm gegenüber, auf dem Besucherstuhl vor dem Schreibtisch in seinem Arbeitszimmer, saß der Mann, dem er vor achtzehn Jahren zum letzten Mal persönlich begegnet war.
    Charles Carlisle.
    Cesare hielt den Atem an. Es kam ihm vor wie gestern, als er wutentbrannt aus Carlisles Büro gestürmt war und ihm geschworen hatte, ihn eines Tages für seine Taten bezahlen zu lassen. Nun war der Tag der Abrechnung endlich gekommen – jedoch vollkommen anders, als er es sich in seinen kühnsten Träumen vorgestellt hatte.
    Unwillkürlich dachte er an den Tag vor zwei Monaten, an dem Carlisle ihm ein Angebot gemacht hatte, das er einfach nicht ablehnen konnte. Ein Angebot, das im höchsten Maße unmoralisch war – ihm gleichzeitig jedoch endlich das zurückgeben würde, das rechtmäßig seiner Familie gehörte: Fatto in CaSa , die Firma, die sein Vater einst zusammen mit Charles Carlisle aufgebaut hatte.
    Paolo Sanguetti hatte seine besten Jahre investiert, um die Firma zu einem Erfolg zu machen. Doch als es dann endlich geschafft war und sich das ehemals kleine Unternehmen ganz oben befand, war er von seinem Partner durch Lug und Betrug ausgebootet worden. Durch eine versteckte Klausel im Vertrag, der die Besitzverhältnisse regelte, hatte er von einem Tag auf den anderen alles verloren. Nie würde Cesare jenen schrecklichen Abend vergessen, an dem sein Vater als gebrochener Mann heimgekommen war. Dass er trotzdem einige Jahre später versuchte, sich mit der Familie seines ehemaligen Geschäftspartners auszusöhnen, hatte Cesare nicht verstehen können. Es war zu einem schlimmen Streit gekommen, der …
    Cesare schüttelte den Kopf. Er durfte jetzt nicht zu sehr in die Vergangenheit eintauchen. Die Gegenwart war alles, was im Augenblick zählte. Nachdem er vor acht Wochen Carlisles Angebot bekommen hatte, war die gesamte Kommunikation über die Anwälte der Männer abgelaufen, bis Carlisle vor gut einer halben Stunde schließlich hier in der Villa eingetroffen war.
    „Und was, wenn sie gar nicht kommt?“ Cesare gab sich keine Mühe, die Skepsis, die in seiner Stimme lag, zu unterdrücken. „Jede halbwegs vernünftige Frau würde es sich mehr als ein Mal überlegen, einen Mann zu heiraten,
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