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Glühende Lust

Glühende Lust

Titel: Glühende Lust
Autoren: Laura Simon
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Schenkel und blickte seinen Gefangenen an. Hardu, sein treuer Schildträger, der ihm viele Male in der Schlacht das Leben gerettet hatte, wenn sein Ungestüm mit ihm durchging und erjede Vorsicht vergaß, stand hinter dem Ägypter und hielt seine Schultern fest. »Gut, noch einmal.« Schanherib bediente sich nun des Akkadischen, seiner eigenen Sprache, die ein gebildeter Ägypter aus adligem Hause verstehen musste. »Wo ist deine Schwester?«
    »Zu Hause«, beharrte der junge Ägypter. Der anbrechende Morgen enthüllte die Angst auf seinem Gesicht. Aber er war tapfer und verstand es, seine Furcht wenigstens teilweise zu verbergen.
    Aus schmalen Augen blickte Schanherib ihn an. Nefertem hieß der Ägypter, so hatte man ihm mitgeteilt. Den Namen der Schwester kannte er jedoch nicht. Er war sicher, für einen winzigen Augenblick einen wohlgeformten Frauenkörper durch die Dunkelheit huschen gesehen zu haben. Und hatte er nicht gehört, wie fast im gleichen Moment etwas ins Wasser gefallen oder jemand gesprungen war? Aber der Eindruck war so flüchtig gewesen, dass er nicht sofort in sein Bewusstsein gedrungen war – zu spät, um einen der Männer ins Wasser zu schicken.
    Er ließ seinen Gilzanu-Hengst weiter um den Gefangenen schreiten. Seine rechte Hand umfasste locker den Schaft des Speers, der wieder in der Halterung seitlich des Sattels steckte. Die andere hing herab. Das Ledergeschirr und die eisernen Ringe darin knirschten und klapperten, das Pferd prustete. Nur mit den Schenkeln lenkte er es, sich wohl bewusst, dass derartiges Getue einen jungen, unerfahrenen Mann beeindruckte. Zumal einen ägyptischen Adligen, der täglich von Wohlgerüchen, Geschmeide, in Honig getunkten Speisen, nackten Sklavinnen und sonst nicht viel mehr umgeben war. Die Ägypter beließen es dabei, ihre mageren Pferde vor ihre Wagen zu spannen. Wie es war, einensolchen Muskelberg mit den Schenkeln zu beherrschen, eins mit dem Tier zu werden, auf seinem Rücken dahinzujagen, davon verstanden sie nichts.
    »Du lügst, da war eine Frau«, sagte er schließlich.
    »Das war nur eine Dienerin.«
    »Vielleicht ist er selbst die Schwester, und wir haben gar nicht den Sohn erwischt«, rief Hardu und grinste breit.
    Schanherib ließ nicht ab, den Jungen durch seine Runden nervös zu machen. »Eine Möglichkeit, die nicht von der Hand zu weisen ist«, sagte er sachlich. »Die ägyptischen Männer machen sich den Frauen gleich, indem sie das Zeichen der Männlichkeit aus ihrem Gesicht entfernen und sich sonstwo noch die Haare herauszupfen. So sehen bei uns nur die Eunuchen aus. Und die Ägypter behängen sich mit Schmuck …«
    »Tust du das nicht auch?«, rief Nefertem.
    »Du meinst dies hier?« Schanherib berührte den bronzenen Reif an seinem Oberarm, in den ein runder, flacher Achat eingelassen war. »Die geflügelte Sonne, das Zeichen des Reichsgottes Assur. Das willst du damit vergleichen?«
    Er beugte sich vor und riss den goldenen Halskragen vom Hals des jungen Mannes. Die ersten Sonnenstrahlen spiegelten sich darin, als er ihn hochhielt.
    »Dieses weibische Geklimper ist eines Mannes unwürdig.« Er warf den Schmuck einem seiner Männer zu, der ihn mit einer Hand auffing und in seinen Gürtel stopfte. Wahrscheinlich würde das Gold am nächsten Abend den Hals einer Hure zieren. »Prüft nach, was er ist.«
    Hardu ließ sich das nicht zweimal sagen. Er umfasste von hinten Nefertems Hals, so dass dieser erschrockenaufkeuchte, zerrte den Leinenschurz hoch und drehte den Jungen seinen Kameraden zu. »Und?«
    »Er hat einen Schwanz«, verkündete Ursu-Gila.
    Mardak löste mit einem schnellen Handgriff seinen Dolchgürtel, formte ihn zu einer Schlaufe und hob damit Nefertems Glied an. »Beachtlich kann man den wohl nicht nennen. Für einen Ägypter aber vielleicht schon.«
    Nefertem schob das Becken nach hinten. Hardu johlte. »Seht nur, wie er sich mir entgegendrängt! Aber ich mache mir doch gar nichts aus Jungenärschen.«
    Die Männer grölten. Verzweifelte Wut zeichnete sich auf Nefertems Gesicht ab. Plötzlich schlug er den Hinterkopf gegen Hardus Kinn und stieß einen Fuß gegen Mardaks Schenkel. Beide Männer fluchten. Der Gürtel hatte sich gelöst. Mardak, der muskelbepackteste von ihnen allen, ließ den Gurt wirbeln und so fest auf die Schulter des Ägypters niederknallen, dass dieser aufstöhnend in die Knie ging. Erneut riss Mardak die Faust mit dem Gürtel hoch.
    »Das reicht!«, rief Schanherib.
    Die Männer ließen den Jungen los,
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