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Gluehende Dunkelheit

Gluehende Dunkelheit

Titel: Gluehende Dunkelheit
Autoren: Gail Carriger
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Skalen übersät. Professor Lyall klemmte sich das lächerliche Ding auf die Nase und beugte sich wieder über den Vampir, wobei er fachmännisch an den Wählscheiben schraubte.
    »Grundgütiger!«, rief Alexia aus. »Was haben Sie sich denn da aufgesetzt? Sieht aus wie das unglückselige Produkt einer unzüchtigen Verbindung zwischen einem Teleskop und einem Opernglas. Wie, um alles in der Welt, nennt sich dieses Ding? Telenokel? Binoskop?«
    Der Earl schnaubte amüsiert, dann tat er schnell so, als wäre nichts gewesen. »Wie wäre es mit Brilloskop?«, schlug er aber noch vor, offenbar nicht in der Lage, sich seinen Beitrag zu verkneifen. Dabei lag ein Funkeln in seinem Blick, das Alexia ziemlich verwirrend fand.
    Professor Lyall blickte von seinen Untersuchungen hoch und starrte die beiden an. Sein rechtes Auge war abscheulich vergrößert. Es sah ziemlich schaurig aus und ließ Alexia zusammenzucken.
    »Das hier sind meine monokularen Trans-Magnifikations-Linsen mit Skalen-Modifikatoraufsatz, und sie sind von unschätzbarem Wert. Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie nicht darüber spotten würden.« Erneut wandte er sich der vorliegenden Aufgabe zu.
    »Oh.« Miss Tarabotti gab sich gebührend beeindruckt. »Wie funktionieren sie?«
    Professor Lyall hob erneut den Blick und sah zu ihr hoch. »Nun, sehen Sie, es ist wirklich recht interessant. Indem man diesen kleinen Knopf hier dreht, kann man den Abstand zwischen den zwei Glasscheiben hier verändern, was der Flüssigkeit erlaubt, sich …«
    Das Aufstöhnen des Earls unterbrach ihn. »Bringen Sie ihn bloß nicht in Fahrt, Miss Tarabotti, sonst sind wir noch die ganze Nacht hier.«
    Ein wenig geknickt, wandte sich Professor Lyall wieder dem toten Vampir zu. »Also, was ist das nur für eine Substanz überall an seiner Kleidung?«
    Sein Chef, der eine direkte Herangehensweise bevorzugte, nahm seine finstere Miene wieder auf und sah Alexia vorwurfsvoll an. »Was, auf Gottes grüner Erde, ist das für schmieriges Zeug?«
    »Siruptorte«, antwortete Miss Tarabotti. »Bedauerlicherweise. Ein tragischer Verlust, wage ich zu behaupten.« Ihr Magen wählte genau diesen Augenblick, um zustimmend zu knurren. Sie wäre vermutlich vor Scham anmutig errötet, hätte sie nicht den Teint jener »heidnischen Italiener« gehabt, wie ihre Mutter zu sagen pflegte, die niemals erröteten, weder anmutig noch anderweitig. (Ihre Mutter davon überzeugen zu wollen, dass das Christentum im Grunde bei den Italienern seinen Ursprung hatte und sie das dadurch zum genauen Gegenteil von Heiden machte, war nichts als eine Verschwendung von Zeit und Atemluft.)
    Alexia lehnte es ab, sich für ihren vorlauten Magen zu entschuldigen und schenkte Lord Maccon einen trotzigen Blick. Ihr Magen war der Grund dafür, warum sie sich überhaupt davongestohlen hatte. Ihre Mama hatte ihr versichert, dass es auf dem Ball etwas zu essen geben würde. Und doch war alles, was man ihnen bei ihrer Ankunft angeboten hatte, eine Schüssel Bowle und etwas erbärmlich welke Brunnenkresse gewesen. Alexia, die nicht gerade jemand war, der seinen Magen die Oberhand gewinnen ließ, hatte kurzerhand beim Butler Tee bestellt und sich in die Bibliothek zurückgezogen. Da sie ohnehin jede Tanzveranstaltung damit verbrachte, sich abseits der Tanzfläche zu halten, damit nur keiner auf die Idee kam, sie zum Walzer aufzufordern, war Tee eine willkommene Alternative. Es war zwar unhöflich, bei den Bediensteten anderer Leute Getränke zu bestellen, doch wenn einem Sandwiches versprochen wurden und es nichts anderes als Brunnenkresse gab, musste man die Angelegenheit eben selbst in die Hand nehmen.
    Professor Lyall, die gutherzige Seele, plapperte ohne an jemand Speziellen gerichtet weiter und tat so, als hätte er ihr Magenknurren nicht bemerkt. Obwohl er das natürlich hatte. Er hatte ein ausgezeichnetes Gehör. Das hatten sie alle.
    Mit durch das Brilloskop völlig schiefem und verzerrtem Gesicht blickte er von seinen Untersuchungen auf. »Extremer Hunger würde erklären, warum der Vampir verzweifelt genug war, sich auf einem Ball an Miss Tarabotti vergreifen zu wollen, statt sich in die Armenviertel zu begeben, wie es die Klügeren unter ihnen tun, wenn sie in eine Notlage geraten.«
    Alexia verzog das Gesicht zu einer Grimasse. »Er gehörte auch keinem Vampirstock an.«
    Lord Maccon wölbte eine seiner schwarzen Augenbrauen, gab aber ansonsten vor, nicht beeindruckt zu sein. »Woher wollen Sie das denn
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