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Gluehend

Gluehend

Titel: Gluehend
Autoren: Emma Green
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zurückkommen, da bin ich sicher!“
    „Wenn er es tut, dann habe ich es sicher nicht euch beiden zu verdanken. Ihr seid wirklich füreinander geschaffen: Ihr seid zwei riesige Egoisten.“
    „Camille, es tut mir leid …“
    „Das ist mir egal! Dass du mir Moralpredigten hältst, dass du eifersüchtig bist, dass du herablassend bist, damit kann ich noch umgehen. Aber hier habt ihr echt die Grenze überschritten! Das werde ich dir nie verzeihen, Amandine … Und jetzt entschuldige mich, Oscar ist gerade aufgewacht, ich muss mich um ihn kümmern und so tun, als wäre alles in Ordnung, als würden seine Tante und ihr Typ mir nicht ein Messer in den Rücken rammen!“

    Sie legt einfach auf und ich bin ihr deswegen nicht einmal böse. Seit Wochen rate ich Camille, Silas alles zu gestehen, ihre Schwangerschaft nicht vor ihm zu verheimlichen, aber Gabriel ist zu weit gegangen, als er es ihm einfach gesagt hat. Ich lege mein Handy auf das Waschbecken des im Meeresstil dekorierten Badezimmers und betrachte mich im Spiegel. Mein müdes und besorgtes Gesicht starrt mich hart und verständnislos an. Ich bin bereit, es mit dem Mann aufzunehmen, der meine Schwester heimlich verraten hat, binde mir die Haare zusammen und ziehe den Satinkimono über, der an der Schiebetür hängt. Als ich das Schlafzimmer betrete, sehe ich, dass Gabriel hellwach ist und gerade seine Jeans anzieht. Er sieht mich mit seinen blauen Augen fragend an und bemerkt sofort, dass ich wütend bin.
    „Du weißt es …“, sagt er sanft.
    „Was weiß ich?“, antworte ich, so gleichgültig ich kann.
    „Ich habe Silas alles erzählt und Camille hat es dir gerade vorgeworfen, stimmt's?“
    „Ganz genau. Wie konntest du nur?“
    „Wie bitte?“
    „Du hast meine Schwester hintergangen! Und mich dazu! Ich war vollkommen fertig, als ich es dir gestanden habe! Ich wollte nicht, dass es so ausgeht. Camille hätte es Silas sagen sollen, nicht du!“
    „Silas ist mein Bruder, Amande. Ich konnte nicht …“
    „Es ist aber sie, die schwanger ist! Sie muss seit Wochen damit klarkommen, sie leidet, sie weiß nicht, wie sie es ihm sagen soll! Und du kommst mit deinen tollen Prinzipien daher und reitest sie nur noch tiefer hinein! Wenn ich dich daran erinnern darf, dein Bruder ist nicht gerade das beste Beispiel für Loyalität, oder hast du schon vergessen, was er mir angetan hat?“
    „Das ist doch Vergangenheit, jetzt geht es um das Heute, um die Zukunft! Er hat es verdient, es zu erfahren! An seiner Stelle hätte ich auch gewollt, dass jemand den Anstand hat, es mir zu sagen!“
    „Mach dir keine Sorgen, das wird uns nicht passieren.“
    Gabriel erstarrt, mein letzter Kommentar hat ihn erschüttert. Er atmet tief ein, sieht mir in die Augen und fragt gleichermaßen ungläubig und drohend:
    „Was soll das heißen?“
    „Das hast du schon verstanden … Ich werde sicher kein Kind von einem Mann bekommen, dem ich nicht vertrauen kann.“
    Wenige Sekunden später wird die Tür meines Appartements lautstark zugeschlagen und mein wütender Geliebter verschwindet. Ich bleibe alleine zurück und überlege. Ein Teil von mir freut sich, weil ich das letzte Wort hatte, der andere Teil fragt sich, ob ich nicht zu weit gegangen bin.
    Was, wenn das zu viel war?

    Die Terrasse des Cafés auf der Place Villiers ist überfüllt, doch ich konnte den einzigen freien Tisch im Schatten ergattern. Um 12 Uhr wollte ich mich mit Marion und Tristan treffen; ich war zu früh, sie sind zu spät. Das ist nichts Neues, die Aubrac-Geschwister sind noch nie besonders pünktlich gewesen.
    Dafür sind sie umso nachtragender …
    Ich bereite mich schon darauf vor, dass meine beste Freundin mir wieder einmal eine Predigt halten wird. Gestern habe ich sie versetzt, da mein Geliebter beschlossen hatte, mich „mit Gewalt“ gefangen zu nehmen und mich davon abzuhalten, mit ihr ins Kino zu gehen. Einen Abend und eine Nacht in den Armen meines Apollons kann ich doch nicht ausschlagen! Was Tristan betrifft, so nimmt er es mir wohl übel, dass ich nicht vor Neugier sterbe, endlich seine neue Freundin kennenzulernen. Er hat es wohl als Gleichgültigkeit aufgenommen, was keine gute Voraussetzung für dieses improvisierte Mittagessen ist.
    Wobei – improvisiert … wohl eher aufgezwungen …
    Außerdem antwortet Gabriel nicht auf meine Anrufe …
    Bruder und Schwester kommen gemeinsam und tragen Sturzhelme in der Hand. Als ich sehe, wie sie in Jeans und T-Shirt auf mich zukommen, weiß
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