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Gluehend

Gluehend

Titel: Gluehend
Autoren: Emma Green
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ich, dass ich einige mehr oder weniger spitze Bemerkungen hören werde. Ich trage zum ersten Mal meine neueste Errungenschaft: ein kurzes gepunktetes Kleid in hellorange und weiß und hellbraune Römersandalen. Sie nehmen am Tisch Platz und grüßen mit einem knappen „Hallo“. Schließlich ergreift Marion das Wort.
    „Hast du dich für uns so hübsch gemacht?“, fragt sie mit einem spöttischen Grinsen.
    „Es ist Sommer, es ist heiß, ich trage ein Kleid und …“
    „Und du wirst Diamonds treffen“, unterbricht mich Tristan.
    „Ja. Gut, ist das Verhör jetzt beendet?“
    „So einfach kommst du nicht davon, Baumann! Du hast mich gestern Abend im letzten Moment versetzt, wenn ich dich daran erinnern darf. Ich hoffe, du hast eine gute Ausrede.“
    „Ich war … beschäftigt …“, sage ich und werde rot.
    „Amandine hat mit dem großen bösen Wolf gespielt, wie süß!“, ätzt Tristan.
    „Ich hätte auch gerne einen großen bösen Wolf zum Spielen …“, bettelt Marion.
    „Marion!“
    Tristan kann es sich nicht verkneifen, Marion eine Grimasse zu ziehen.
    „Ach komm schon, Herr Rührmichnichtan! Als würdet ihr nicht dreimal am Tag Doktorspiele spielen, du und deine Iris!“
    „Doch, aber das geht dich nichts an, Fräulein Neugierig!“
    Seit mehr als einer Stunde denke ich nicht mehr an Gabriel und wir lachen gemeinsam und beichten einander erotische Geschichten. Immer wieder spielen Bruder und Schwester, als wären sie schockiert voneinander, doch ich merke, dass sie einander nahe sind wie nie zuvor. Ich fühle, dass sie sich seit ihrer Reise nach L.A. besser verstehen, und freue mich darüber. Der Diamonds-Clan konnte ihnen nichts anhaben!

    Tristan verlässt uns einige Minuten, Marion nutzt die Gelegenheit, um ihm einige Pommes vom Teller zu stibitzen, dann kommt er zurück und sagt uns, dass Iris nun zu uns stoßen wird.
    „Sie ist schon fast da. Ich hoffe, es macht dir nichts aus, Amandine?“
    „Meine Meinung interessiert hier offenbar niemanden, oder?“, ist Marion empört.
    „Nein, du isst vom Teller anderer, du hast kein Recht darauf, mitzureden …“, antwortet er ihr lachend.
    Ich weiß nicht, warum, aber der Gedanke, seine Freundin kennenzulernen, macht mich unruhig. Ich fürchte mich geradezu davor. Tristan scheint sehr verliebt zu sein, aber das ist alles zu schnell gegangen. Ich fürchte, dieses Mädchen will ihn ausnutzen, seine Sanftmut, seine Freundlichkeit …
    Du hast nicht das Recht dazu, so etwas zu behaupten, Amandine. Er hat alles für dich getan, und was hat er dafür erhalten – nichts!
    Als diese Iris auftaucht, bestätigt sich mein Gefühl sofort. Alles an ihr beunruhigt mich. Die hübsche Blondine mustert mich mit ihren stechenden Augen von oben bis unten, noch bevor sie mich überhaupt grüßt, dann küsst sie ihren Schatz lange und demonstrativ. Marion scheint darüber nicht schockiert zu sein, sie ist es wohl schon gewohnt, doch ich finde dieses Verhalten sehr aggressiv. Es ist offensichtlich, Iris will ihr Revier markieren.
    „Amandine, stimmt's? Du bist also diejenige, die allen den Kopf verdreht. Ich kann gut verstehen, warum …“
    Ist das ein Kompliment?
    „Wie ich sehe, ist mein Ruf mir vorausgeeilt … Ich bin Marions beste Freundin … und Tristans Freundin.“
    „Ja, eine Freundin. Auf den Rest hast du ja verzichtet, was mir mehr als recht ist.“
    „Das sehe ich.“
    „Dir sind also Milliardäre lieber?“
    Das wird ein böses Ende nehmen …
    „Iris, möchtest du etwas trinken?“, unterbricht uns Tristan, der sich für die Sticheleien seiner Freundin schämt.
    „Ja, das ist eine sehr gute Idee, ich werde mir auch noch etwas bestellen …“, fügt Marion genervt hinzu.
    Meine beste Freundin sieht mich an, um mir zu zeigen, dass sie auf meiner Seite ist. Außerdem will sie mich davon abhalten, zu weit zu gehen … Ich beschließe, den letzten Kommentar von Iris zu ignorieren, und hoffe, dass sie mich nicht mehr anspricht.
    Und dass sie sich an ihrem Milchshake verschluckt …
    Die Show mit dem Wolf im Schafspelz dauert zwei Stunden, und als wir uns schließlich alle verabschieden, bin ich kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Ich habe mir mehrmals auf die Zunge gebissen, um nicht mit Worten auf sie loszugehen, doch ich weiß, dass ich mich nicht mehr lange zurückhalten kann. Iris hat zu allem eine Meinung, vor allem zu Dingen, die sie nichts angehen. Schlimmer noch: Sie ist krankhaft neugierig und versucht mit allen Mitteln, mehr
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