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Gluehend

Gluehend

Titel: Gluehend
Autoren: Emma Green
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über mich herauszufinden. Glücklicherweise hat ihr Marion nichts erzählt und Tristan hat jedes Mal das Thema gewechselt, wenn es nötig wurde. Doch diese Blondine ist wirklich hartnäckig. Mir wird bewusst, dass sie zu der Sorte von Menschen gehört, die immer erreichen, was sie sich vornehmen … und das mit allen Mitteln.

    Ich bin froh, sie kennengelernt zu haben, hoffe, sie nie mehr wiederzusehen, und fahre danach ins Viertel Saint-Lazare, um mit Louise zu shoppen. Meine Jugendfreundin ist gerade aus dem Urlaub zurückgekommen und sucht nach einem trendigen Kostüm für das Büro. Ich habe Gabriel versprochen, mir Kleidung zuzulegen, die „für die Arbeit angemessen“ ist, und habe auch vor, mein Wort zu halten.
    Noch immer keine Nachricht von ihm … Er schmollt tatsächlich!
    Ein Top, zwei Kleider und einen Bikini später ist es mir klar: Dieser Einkaufsbummel war ein Flop.
    Ein tailliertes kleines Schwarzes kann man doch überall tragen, auch im Büro … oder?
    Am frühen Abend verabschiede ich mich von Louise und quetsche mich in die Metro, um zum Parc Monceau zu fahren. Gabriel ist wahrscheinlich in seiner Stadtvilla. Vielleicht lässt ihn ein kleiner Überraschungsbesuch unseren Streit vom Morgen vergessen. Die Stationen ziehen an mir vorüber. Je näher ich seinem Haus komme, desto mehr Angst habe ich. Und wenn er Paris verlassen hat? Wenn er mich nicht sehen will? Wenn er schon mit der Nächsten im Bett liegt? Mein Coldplay-Klingelton erklingt in meiner weißen Tasche und reißt mich aus meinen Gedanken. Auf dem Bildschirm wird „unbekannte Nummer“ angezeigt.
    Vielleicht ist er es?
    „Hallo?“
    „Amandine Baumann?“
    Ich würde diese Stimme unter tausend anderen erkennen … Prudence Diamonds! Mir stockt der Atem. Ich will schon auflegen, doch meine Neugier ist zu groß.
    „Ja … Ich höre.“
    „Prudence Diamonds am Apparat. Haben Sie ein paar Minuten für mich Zeit?“
    „Ja, aber ich bin in der Metro, es könnte sein, dass wir unterbrochen werden.“
    „Das macht nichts, kommen wir gleich zur Sache. Wie Sie wissen, weigert sich mein Sohn, mit mir zu sprechen …“
    „Nein, er weigert sich, sich Ihre Lügen anzuhören, das ist ein Unterschied.“
    „Unterbrechen Sie mich nicht, Amandine, machen Sie dieses Gespräch nicht unangenehmer, als es ohnehin ist.“
    „…“
    „Wenn Sie ihn wirklich lieben, wenn Sie wirklich sein Bestes wollen, wie Sie es behaupten, dann halten Sie meinen Sohn nicht von mir fern. Er braucht seine Mutter … und umgekehrt. Ich wollte immer sein Bestes und habe stets versucht, ihn zu beschützen …“
    „Sagen Sie ihm das doch selbst, Prudence.“
    „Er will nicht mit mir sprechen, das wissen Sie ganz genau.“
    „Seien Sie ehrlich, dann wird er Ihnen auch zuhören. Geben Sie Ihre Fehler zu, erzählen Sie ihm die Wahrheit, dann wird er Ihnen auch verzeihen. Gabriel ist ein Familienmensch, er tut alles für seine Familie. Aber Verrat kann er nicht ertragen …“
    „Die Welt steht auf dem Kopf …“
    „Warum?“
    „Sie, Amandine, versuchen mir einzureden, dass Sie meinen Sohn besser kennen als ich, seine Mutter.“
    „Ich bin nicht diejenige, die ihn verletzt hat. Mich meidet er nicht wie die Pest. Wollen Sie einen Rat, Prudence? Steigen Sie von Ihrem hohen Ross herunter und sagen Sie ihm, was Sie auf dem Herzen haben. Wenn Sie das nicht tun, werden Sie ihn verlieren … für immer.“
    „…“
    „Auf Wiedersehen, Prudence.“

    Ich bin so verwirrt von diesem seltsamen Gespräch, dass ich beinahe vergesse auszusteigen. Ich springe auf den Bahnsteig und kann es kaum mehr erwarten, meinen Geliebten wiederzusehen und ihm von diesem spannungsgeladenen Anruf zu erzählen … Trotz der drückenden Hitze laufe ich, so schnell ich kann, und komme total außer Atem auf dem Privatweg an, der am Park entlangführt. Als ich vor der massiven Holztür stehe, atme ich einige Sekunden tief durch und läute dann hoffnungsvoll. Die Zeit scheint stillzustehen, die Wartezeit kommt mir ewig vor. Endlich höre ich ein metallisches Geräusch und weiß, dass mir jemand aufmacht. Wie ich schon befürchtet hatte: Soledad steht vor mir, die übel gelaunte Hausdame und Hüterin des Hauses.
    Sie ist noch besser als ein Schild mit der Aufschrift „Achtung, bissiger Hund“ …
    „Fräulein Baumann, es freut mich, Sie wiederzusehen!“, flötet sie falsch und schenkt mir ein Lächeln, das genauso streng ist wie ihr Haarknoten.
    Nicht lachen … Lächeln …
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