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Glaube, Liebe, Mafia: Ein Fall für Josif Bondar

Glaube, Liebe, Mafia: Ein Fall für Josif Bondar

Titel: Glaube, Liebe, Mafia: Ein Fall für Josif Bondar
Autoren: Mark Zak
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und bat um Hilfe.
    Babbel: Wann war das?
    Bondar: Ich schätze um zwölf.
    Wendel: Das stimmt, das haben wir überprüft – der Anruf kam um 12.07 Uhr. Aber wie wollen Sie uns die Briefe erklären, die eindeutig auf Ihrem Computer geschrieben wurden?
    Bondar: Jurij Golub hat an dem Tag drei Männer zu mir nach Hause geschickt. Seine Bodyguards Sergej Bubkin und Wladimir Soskin kannte ich. Der dritte Mann war mir unbekannt. Er hat sich an meinen Computer gesetzt und die Briefe geschrieben. Einen hat er ausgedruckt, mitgenommen und bei Anna Hiller auf den Tisch gelegt. Natürlich würde ein echter Erpresser immer anonym bleiben wollen und sich in Briefen oder E-Mails an das Opfer niemals als Absender zu erkennen geben. Aber was hier im Endeffekt zählt, sind Fakten und nicht die Frage nach der möglichen Intelligenz des Verdächtigen.
    Babbel: Zu entscheiden, was im Endeffekt zählt, überlassen Sie bitte uns.
    Wendel: Was wollten die Männer von Ihnen?
    Bondar: Sie haben mich abgeholt zu einem Treffen mit Jurij Golub. Wir sind nach Wesseling in eine alte verlassene Fabrik gefahren. Dort sah zuerst alles nach einer Liquidierung aus. Doch der eigentliche Grund des Treffens war erstens, mich psychisch unter Druck zu setzen, und zweitens, dafür zu sorgen, dass ich auch tatsächlich in Hillers Wohnung ankomme.
    Wendel: Wann waren die Männer bei Ihnen im Büro?
    Bondar: Zwischen zehn und elf.
    Wendel: Die Mail an Anna Hiller ist in der Tat um 10.32 Uhr gesendet worden. Haben Sie Zeugen, die die Männer gesehen haben könnten? Zum Beispiel Ihre Sekretärin?
    Bondar: Die Sekretärin hatte frei. Herr Çoban, mein Vermieter, hat mich und die Männer möglicherweise auf der Straße gesehen.
    Wendel: Gut, das werden wir überprüfen. Aus welchem Grund ist Ihrer Meinung nach Anna Hiller ermordet worden?
    Bondar: Pechstein hat Anna Hiller beseitigen lassen, weil er an das Geld wollte, über das sie nach dem Tod seines Sohnes verfügte. Jetzt kann er sein Enkelkind als Vormund bei sich aufnehmen. Keine Behörde wird sich dagegenstellen, das Kind ist Vollwaise. Damit wären die 40 Millionen wieder bei ihm. Sicher bekommt Jurij Golub einen großen Anteil für die Ausführung.
    Wendel: Und damit Pechstein nicht unter Verdacht gerät, denken er und Golub sich diese Inszenierung mit Ihnen als Mörder aus? Warum ausgerechnet Sie?
    Bondar: Sie brauchten jemanden, dem sie den Mord anhängen konnten. Außerdem hatte Jurij Golub noch ein persönliches Motiv : Er wollte sich an mir rächen. Nach seinem Ehrenkodex habe ich mich unkorrekt verhalten. Ich habe ihn im Auftrag seiner Frau bespitzelt.
    9
    Auszüge aus dem Protokoll der Zeugenbefragung: Galip Çoban
    Wendel: Herr Çoban, haben Sie am Samstag, dem 4. Juli, Ihren Mieter Josif Bondar gesehen?
    Çoban: Ja.
    Wendel: Wann und wo?
    Çoban: Ich habe nicht auf die Uhr geguckt. Vielleicht um elf. Er kam mit drei Männern aus dem Haus und fuhr mit ihnen in einem schwarzen BMW weg.
    Wendel: Wie sahen die Männer aus?
    Çoban: Wie Russen.
    Babbel: Haben Sie die Männer vorher schon mal gesehen?
    Çoban: Nein.
    Wendel: Würden Sie sie wiedererkennen?
    Çoban: Vielleicht.
    Babbel: Herr Çoban, seit wann kennen Sie Herrn Bondar?
    Çoban: Seit vier Jahren.
    Babbel: Welche Leute verkehrten in seiner Wohnung?
    Çoban: Ich spioniere meinen Mietern nicht hinterher.
    Babbel: Was haben Sie für ein Verhältnis zu Bondar?
    Çoban: Keins. Ich habe Bondar gekündigt, weil er in letzter Zeit die Miete unregelmäßig bezahlte. Außerdem hat er eine Sekretärin, die nackt herumläuft. Bei mir im Haus wohnen ansonsten nur anständige Leute.
    10
    Silvia brachte Josif die Post ins Untersuchungsgefängnis. Es war ein Brief aus Indien dabei. Von Heidi.
Lieber Josif,
ich habe Jurij verlassen, bin aus dem goldenen Käfig geflohen. Ich habe ihn nie geliebt. Die kurze Zeit, die ich mit Dir zusammen war, war wohl die schönste in meinem Leben. Du bist immer noch in meinem Herzen. Ich bin jetzt seit drei Wochen in Indien und gehe ab morgen für ein Jahr in ein Ashram. Behalte es bitte für Dich. Jurij sucht mich überall. Nicht weil er mich liebt, sondern weil ich bei der Bank mit seinem Ausweis und gefälschter Vollmacht vier Millionen Euro abgehoben habe. Das Geld habe ich inzwischen anonym an verschiedene Hilfsorganisationen für Projekte in Afrika und Asien gespendet.
Grüße an Silvia
Deine Heidi
    11
    Auszüge aus dem Protokoll der Zeugenbefragung: Jurij Golub
    Wendel: Herr Golub, haben Sie am 4. Juli zwischen elf
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