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Glaube, Liebe, Mafia: Ein Fall für Josif Bondar

Glaube, Liebe, Mafia: Ein Fall für Josif Bondar

Titel: Glaube, Liebe, Mafia: Ein Fall für Josif Bondar
Autoren: Mark Zak
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hatte bei der Mutter übernachtet, im Garten gefrühstückt und saß jetzt auf der Schaukel. Sie schaltete ihr Handy wieder ein, in der heimlichen Hoffnung, ein Dutzend zerknirschte Entschuldigungen von Josif vorzufinden. Die Mailbox meldete ihr einen neuen Anruf. Es war nicht Josif, sondern Jan, der gestern angerufen hatte:
    »Hallo, hallo. Jan hier. Anna Hiller ist umgebracht worden. Den Täter haben wir noch am Tatort festnehmen können. Ein Russe, angeblich Privatdetektiv. Wollte sie erpressen. Dann noch ein schönes Wochenende. Bis Montag.«
    Judith stand auf. Sie wusste, dass sie nie wieder auf dieser Schaukel sitzen würde.
    7
    »Was ist los mit dir, Judith, bist du krank?«
    Jans Direktheit war nicht immer leicht zu ertragen. Natürlich hatte Judith die letzten zwei Nächte kaum geschlafen. Und den Alkoholentzug hatte sie auch bis auf Weiteres verschoben.
    Judith hatte seit Josifs Verhaftung keine Möglichkeit gehabt, ihn unter vier Augen zu sprechen oder ungestört mit ihm zu telefonieren. Im Gefängnis würde jedes Gespräch mitgehört werden. Außerdem wollte sie ihm weder als Kommissarin gegenübertreten noch bei ihren Vorgesetzten einen Verdacht wecken. Am Sonntag und Montag hatte sie sich mit der Auswertung der Telefon- und Computerdaten beschäftigt. Heute begannen die Verhöre und Zeugenbefragungen. Gleich würde sie Josif begegnen.
    »Nein, Jan, ich bin nicht krank«, Judith entschied sich dafür, Jan einzuweihen. Sie hatte ein gutes Arbeitsverhältnis mit ihm und mochte keine Geheimnistuereien unter Kollegen. Außerdem würde er früher oder später sowieso merken, dass sie nicht Josifs Schuld, sondern seine Unschuld, an der sie keine Sekunde zweifelte, beweisen wollte.
    »Josif Bondar war … ist der Mann, mit dem ich liiert bin.«
    Jan war sprachlos, was ihm so gut wie nie passierte. Ihm fiel ein, dass Judith mal erwähnt hatte, dass sie »mit einem aus dem Osten« zusammen sei. Judith war eher verschlossen, was ihr Privatleben betraf, und Jan war auch nicht neugierig.
    »Hast du das schon dem Chef gemeldet?«
    »Nein, noch nicht. Behalte es bitte für dich.«
    Jan verabscheute jegliche persönlichen Motive und Verwicklungen bei den Ermittlungen zutiefst. Nicht weil sie verboten waren, sondern weil er bei der Arbeit auf der Jagd war. Und bei der Jagd brauchte man einen kühlen Kopf und gesunde Instinkte.
    »Bist du emotional … Ist es zu schwer für dich? Möchtest du den Fall nicht lieber abgeben?«
    »Ich möchte lieber den wahren Mörder finden«, sagte Judith mit einer Härte, die Jan von ihr nicht kannte.
    »Glaubst du etwa nicht …?«
    »Nein«, unterbrach Judith, »lass uns mit dem Verhör beginnen.«
    Jan sagte nichts mehr.
    Als Josif in Handschellen in den Verhörraum gebracht wurde und Judith ihm in die Augen blickte, erschrak sie. Sie hatte alles Mögliche erwartet, Verzweiflung, Wut oder Trauer. Was sie sah, waren Resignation und Leere, als hätte er mit allem abgeschlossen. Sie hatte große Schwierigkeiten, die Tränen aus den Augen zurück in den Schädel zu drängen.
    8
    Auszüge aus dem Verhörprotokoll: Josif Bondar
    Wendel: Möchten Sie einen Kaffee?
    Bondar: Nein, danke.
    Babbel: Herr Bondar, bekennen Sie sich schuldig, Anna Hiller umgebracht zu haben?
    Bondar: Nein.
    Babbel: Anna Hiller ist mit Ihrem Revolver erschossen worden. Vorher hat es offensichtlich einen Kampf gegeben : Unter den Fingernägeln des Opfers sind Hautpartikel von Ihnen gefunden worden. In Hillers Posteingang befindet sich eine Mail, die von Ihrem Computer abgeschickt wurde: »Ich komme heute um eins. Denk an die Kohle! Josif«. Auf Hillers Tisch lag ein Schreiben, das aus Ihrem Drucker stammt: »Ich will eine Million, sonst kann ich für die Unversehrtheit deines Kindes nicht garantieren. Josif« Das sind erdrückende Beweise, Herr Bondar. Geben Sie den Mord endlich zu!
    Bondar: Ich sagte schon mehrmals, ich bin in eine perfekt konstruierte Falle getappt. Ich bin mit Chloroform oder einem anderen Narkosemittel bewusstlos gemacht worden. Der Killer hat Anna Hiller mit meiner Waffe erschossen und mir die Waffe anschließend in die Hand gelegt.
    Babbel: Woher kommen die Verletzungen in Ihrem Gesicht?
    Bondar: Der Mörder hat mit den Fingern des Opfers mein Gesicht zerkratzt, als ich bewusstlos war.
    Babbel: Das sollen wir glauben?
    Bondar: Selbst wenn Sie mir glauben würden, könnten Sie vermutlich meine Unschuld nicht beweisen.
    Babbel: Warum waren Sie bei Anna Hiller zu Hause?
    Bondar: Sie rief mich an
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