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Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Titel: Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)
Autoren: Elizabeth George
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fragte Denton, während er sich die Brille an seinem Morgenmantel polierte, worauf Lynley wie immer geduldig bemerkte: »Denton …«
    »Sorry«, sagte Denton. »Bin noch nicht richtig wach. Was zum Teufel haben Sie in meiner Küche zu suchen, Sir ?«
    »Wie Sie sehen, mache ich mir etwas zu essen«, sagte Lynley.
    Denton betrachtete die Zutaten, die Lynley auf der Anrichte aufgereiht hatte: Eier, Olivenöl, Marmite, Marmelade, Zucker. »Und was soll das werden?«, wollte er wissen.
    »Rührei mit Toastbrot. Allerdings bin ich noch auf der Suche nach dem Brot und der Bratpfanne.«
    Denton seufzte. »Lassen Sie mich mal machen. Sie veranstalten sowieso nur eine Riesensauerei, und ich muss hinterher alles in Ordnung bringen. Was hatten Sie denn mit dem Olivenöl vor?«
    »Braucht man nicht etwas, um die Eier zu braten?«
    »Setzen Sie sich.« Denton machte eine Geste in Richtung Küchentisch. »Lesen Sie die Zeitung von gestern. Gehen Sie Ihre Post durch, die habe ich noch nicht auf Ihren Schreibtisch gelegt. Oder machen Sie sich nützlich und decken Sie den Tisch.«
    »Wo ist das Besteck?«
    »Herrgott noch mal, setzen Sie sich einfach.«
    Lynley tat, wie ihm geheißen. Er nahm sich seine Post vor. Wie immer waren jede Menge Rechnungen dabei. Aber auch ein Brief von seiner Mutter und einer von seiner Tante Augusta, die sich beide standhaft weigerten, E-Mails zu schreiben. Seine Tante hatte bis vor Kurzem nicht einmal ein Handy besessen.
    Lynley legte die beiden Briefe beiseite und entfernte ein Gummiband von einem aufgerollten Handzettel. »Was ist das?«, fragte er.
    »Keine Ahnung. Das klemmte hinterm Türknauf«, antwortete Denton. »Die sind gestern hier in der Straße verteilt worden. Hatte noch keine Zeit, es mir anzusehen.«
    Lynley betrachtete das Flugblatt. Es handelte sich um eine Einladung zu einer Veranstaltung in Earl’s Court, und zwar zu einer ganz besonderen: Es wurde ein Roller Derby angekündigt, die Boudica’s Broads aus Bristol gegen die Electric Magics aus London. The Spills! The Thrills! stand da in großen Lettern. Frauen-Rollschuh-Wettkampf: Werden Sie Zeuge spektakulärer Artistik und hemmungsloser Rempeleien!
    Darunter waren die Namen der Sportlerinnen aufgeführt, und Lynley konnte nicht widerstehen, die Liste zu überfliegen und nach einem Namen zu suchen, den wiederzusehen er nie geglaubt hätte: Kickarse Electra, der Kampfname einer Großtierärztin aus dem Zoo von Bristol, einer Frau namens Daidre Trahair, die ab und zu ein Wochenende in Cornwall verbrachte, wo er sie kennengelernt hatte.
    Lynley lachte leise in sich hinein. Denton drehte sich kurz um und fragte: »Was ist?«
    »Was wissen Sie über Roller Derby?«
    »Was zum Teufel soll das sein?«
    »Ich finde, das sollten wir in Erfahrung bringen, Charlie. Soll ich uns Eintrittskarten besorgen?«
    »Eintrittskarten?« Denton sah Lynley an, als hätte der den Verstand verloren. Dann ließ er sich gegen die Anrichte sinken und griff sich theatralisch an die Stirn. »Mein Gott«, sagte er, »ist es schon so weit gekommen? Soll das heißen, Sie laden mich ein, mit Ihnen auszugehen ?«
    Lynley lachte. »Ganz recht.«
    »Wo wird das noch hinführen?«
    »Keine Ahnung«, sagte Lynley.
    CHALK FARM – LONDON
    Es war kein leichter Tag für Barbara Havers gewesen, denn sie hatte sich auf zwei Charaktereigenschaften verlassen müssen, die sie eigentlich nicht besaß, nämlich die Fähigkeit, das Offensichtliche zu ignorieren, und die Fähigkeit, Mitgefühl für Unbekannte zu empfinden.
    Das Offensichtliche zu ignorieren hätte bedeutet, Lynley nicht darauf anzusprechen, dass zwischen ihm und Superintendent Ardery offenbar irgendetwas vorgefallen war. Denn wenn Barbara sich nicht täuschte, hatten die beiden miteinander Schluss gemacht. Beide wirkten irgendwie traurig, was sie jedoch mit Höflichkeit und Freundlichkeit zu überspielen versuchten, woraus Barbara schloss, dass sie sich in gegenseitigem Einvernehmen getrennt hatten, was sie beruhigend fand. Denn hätte sich nur einer getrennt und der andere darunter gelitten wie ein Hund, hätte sich das katastrophal auf die Arbeitsatmosphäre im Yard ausgewirkt. So konnte wenigstens alles seinen gewohnten Gang gehen, ohne dass sie einander die nächsten Monate mit Sticheleien und bissigen Bemerkungen das Leben zur Hölle machen mussten. Trotzdem dünsteten sie beide eine derartige Niedergeschlagenheit aus, die Barbara dazu veranlasste, ihnen vorerst aus dem Weg zu gehen.
    Dass sie nur wenig
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