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Glashaus

Glashaus

Titel: Glashaus
Autoren: David Gray
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wieder höflich angehört und danach vor die Tür gesetzt, bis sie es schließlich aufgegeben hatten. Er war nicht in dieses Land gekommen um dieselben Fehler zu machen, für die er damals bereits mit ein paar Jahren Knast bezahlt hatte.
    „ Wir könnten es uns doch wenigstens mal ansehen.“
    Aziza wandte sich zu ihm um.
    „ Nein.“
    Er hatte nicht in diesem Land so viele Jahre in jedem Job geschuftet, der sich ihm nur bieten wollte, bloß um das dabei zurückgelegte Geld ausgerechnet Halif in den Rachen zu werfen. Lange würde es nicht mehr dauern, dann war ihre Tochter Sertab mit dem Gymnasium fertig und bereit auf eigenen Füßen zu stehen.
    Ein Jahr noch oder zwei, bis sie genug Geld zusammengekratzt hatten, um auch ohne Halifs Protektion das kleine Restaurant zu kaufen, von dem sie all die Jahre geträumt hatten.

    3. September 1999. Gegen sechs stand er zusammen mit Aziza auf. Hörte sie, während er sich ins Bad zurückzog, in der Küche hantieren.
    Er liebte die stillen Momente allein im Bad, bevor er morgens zur Arbeit aufbrach. Die einzige Zeit des Tages, in der ihm nichts und niemand zu nahe kommen durfte.
    Alleinsein hatte ihn nie abgeschreckt. Schon als Kind war er stundenlang allein in immer weiteren Kreisen durch die kärglichen Felder seines Dorfes gezogen, ohne dabei irgendetwas zu vermissen.
    Es lag nicht daran, dass er die Zeit mit seiner Familie nicht ebenso genoss. Doch gerade weil er seine Familie liebte, brauchte er auch diese wenigen kostbaren Augenblicke ganz für sich allein.
    Er legte das Rasierzeug weg. Spülte Schaum und Barthaare durch den Ausguss.
    So oder so: Es blieb dabei - Halifs Angebot war nichts für sie. Eines Tages, machte er sich vor, würde Aziza das einsehen.

    Heiermann lenkte den röhrenden Transporter so vorsichtig als transportierten sie rohe Eier, statt robustem Bauwerkzeug.
    Sie fuhren von der Schnellstraße ab, eine stille Allee hinunter, die schließlich in eine ebenso stille Vorortstraße einmündete. Zwei-und dreistöckige Einfamilienhäuser mit Vorgärten. Die Straßenränder gesäumt von Mittelklassewagen.
    „ Wir sind da“, brummte Heiermann und lenkte den Transporter vor einem weitläufigen weiß getünchten Bungalow an den Straßenrand.
    Ein junger Mann in einem Anzug erwartete sie bereits. Younas verstand den Namen des Anzuges nicht als der sich Heiermann vorstellte. Was er jedoch verstand war, was er hier zu tun hatte: Brüchige Fliesen von den Wänden eines Swimmingpools abschlagen.
    Für den Anzug existierst Du eigentlich gar nicht, dachte er als er durchs Tor zurück auf die Straße trat, um sein Werkzeug vom Transporter zu laden.
    „ Ich komm Dich dann um fünf hier abholen“, sagte Heiermann.

    Den ganzen Vormittag hindurch brannte die Sonne unbarmherzig auf Younas nackten Rücken. Kein Stück Schatten in diesem verfluchten Loch.
    Das Mineralwasser, das er von zu Hause mitgebracht hatte, war schon seit über einer Stunde alle. Aber da drüben auf der Terrasse hockte die Freundin des Anzuges in einem Bikini, der mehr freiließ als verdeckte, und glotze ihn an als sei er ein Tier im Zoo. Fehlte bloß noch, dass sie auf der Straße ein Schild aufstellte und Eintritt verlangte: „Echter Kanake, Oberkörper frei, macht echte Drecksarbeit. Eine Stunde zuschauen zwei Euro.“
    Die Schläge, mit denen er die Fliesen des Swimmingpools malträtierte wurden fester.
    Gerade mal zwei.
    Vor fünf würde er hier nicht herauskommen.
    Scheiße - ganze drei Stunden noch.
    „ He!“
    Younas wandte sich um.
    „ Was trinken?“
    Die Freundin des Anzuges war an den Rand des Pools getreten. In ihrer Hand eine halbvolle Flasche Mineralwasser.
    „ TRINKEN? WASSER?“
    Younas lächelte. Trat an den Rand des Pools, nahm die Flasche und trank gierig. Wasser, das von seinen Lippen tropfte, feine helle Streifen in den Staub, Dreck und Schweißfilm zog, da wo es über seine Brust gelaufen war.
    „ Danke.“
    Die Freundin des Anzuges nahm die Flasche wieder an sich. Hing Younas dabei ihre halbnackten Brüste ins Gesicht. Ganz sicher kein Versehen.
    „ Du bist stark“, flötete sie. Wies dabei auf Younas Oberarme.
    „ Stark, verstehst Du?“
    Younas nickte.
    „ Ich hab noch mehr Wasser drüben. Wenn Du was brauchst, sag einfach Bescheid.“
    Keine Frau sollte einem anderen Mann ihre halbnackten Brüste so schamlos ins Gesicht hängen, dachte er. Der Geruch von Sonnencreme und Parfüm, der sich mit dem seines Schweißes mischte.
    Ihre Hand, die plötzlich auf seinem
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