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Glaenzend

Glaenzend

Titel: Glaenzend
Autoren: Emma Green
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Gratisticket zurück nach Paris?
    Meine zynischen Worte erschrecken nicht nur mich selbst. Céleste und Gabriel schrecken aus ihrer zärtlichen Umarmung hoch und starren uns mit weit aufgerissenen Augen an. Seltsamerweise habe ich das Gefühl, mich rechtfertigen zu müssen, als wäre ich selbst die Angeklagte, als gäbe es eine winzige Möglichkeit, dass ich nicht das Opfer, sondern die Täterin wäre.
    „Seit Monaten belästigt Silas mich, er macht mir Angst, schickt mir verschlüsselte Nachrichten und seltsame Geschenke, um mich von dir weg zu bringen. Ich hatte Todesangst und habe mich nicht getraut, darüber zu sprechen, weil ich dachte, dass mir niemand glauben würde.“
    „Sil, sag mir, dass das nicht wahr ist!“, ertönt Gabriels tiefe Stimme, während sein Blick weiterhin auf mir ruht.
    „Ja, Silas, sag deinem geliebten Bruder die Wahrheit!“, fahre ich fort, gestärkt durch den erschrockenen Blick meines Geliebten. „Zeig uns dein wahres Gesicht hinter dieser Unschuldsmaske.“
    „Gab, hör mir zu. Ich wollte nur ihre Ehrlichkeit testen. Ich wollte nicht, dass du wieder leiden musst.“
    „Lüg mich nicht an, Silas!“ Gabriels raue Stimme wird immer lauter.
    „Ich konnte nicht anders. Du weißt, dass ich es Eleanor und Virgile versprochen habe. Ich habe ihn an deiner Stelle aufgezogen, verdammt noch mal! Ich durfte nicht zulassen, dass sie dich uns wegnimmt. Sie hat dich an sich gerissen, du hast uns vergessen, du bist vor deiner Verantwortung geflohen! Ich wollte dich nur schützen. Und ich wollte Amandine schützen, ich wusste nicht, was ich tun sollte, um …“
    Silas' flehende Worte werden durch Gabriels Faustschlag in sein Gesicht unterbrochen. Ich bin gleichermaßen von den verzweifelten Bekenntnissen des einen wie von der plötzlichen Brutalität des anderen schockiert. Wobei dieser mit seinem Bruder offenbar noch nicht fertig ist.
    „Du wirst Amandine nie wieder auch nur ansehen, oder ich bringe dich eigenhändig um. Du weißt, dass ich das ernst meine.“
    Silas kauert auf dem Boden und hält seine Wange, die bereits blau anläuft. Durch seine Tränen und den verschreckten Blick sieht er aus wie ein kleiner, verletzter Vogel. Ich versuche, nicht zu vergessen, was er mir angetan hat, doch er tut mir trotzdem unendlich leid.
    „Du wirst dich sofort bei Amandine entschuldigen. Und was dich betrifft, meine Amande, ist dies das letzte Mal, dass du mir etwas verschweigst.“
    Gabriel küsst mich zärtlich auf die Stirn, während Silas schluchzend unverständliche Entschuldigungen stammelt. Das wütende Gesicht meines Geliebten scheint sich plötzlich zu entspannen. Er beugt sich zu seinem Zwillingsbruder hinunter und reicht ihm die Hand, um ihm aufzuhelfen.
    „Ich weiß, was du getan hast und warum du es getan hast. Ich stehe in deiner Schuld, und nur deshalb werde ich diese Sache vergessen. Aber du musst mir versprechen, einen Schlussstrich unter dein Versprechen, das dich an Eleanor bindet, zu ziehen, und ich werde die furchtbaren Dinge, die ich soeben gehört habe, vergessen. Ich möchte, dass du Amandine von nun an wie deine Schwester behandelst.“
    Als sie das hört, stößt Céleste einen empörten Laut zwischen Ärgernis und einem arroganten Lachen aus. Sie sieht ihre Brüder an, wie sie einander umarmen, und sagt kein Wort, als wäre sie es gewohnt, surreale Szenen dieser Art zu erleben.
    „Ihr beide seid echt krank. Ich werde euch nie verstehen. Ich habe gleich geahnt, dass die Ähnlichkeit zwischen Amandine und Eleanor euch durchdrehen lassen wird. Fangt nur bloß nicht wieder mit dieser Dreiecksgeschichte an, um mehr bitte ich euch nicht. Und lasst Virgile aus dem Spiel, er muss diese ganze Sache nicht noch einmal durchleben. Was dich betrifft, Amandine – wir alle haben versucht, dich zu warnen. Dass du noch immer hier bist, zeigt mir, dass du mehr Mut hast, als ich gedacht hätte. Und den hast du auch bitter nötig. Ich hoffe ehrlich für dich, dass du der Sache gewachsen bist.“
    Vielen Dank für den Tipp, Céleste!

3. Mit ungleichen Waffen
    Mein erster Tag in Los Angeles hätte nicht schlechter laufen können. Schon um 20.00 Uhr schwänze ich diskret das Familienessen und mache mich bettfertig, weil mich der Streit vom Nachmittag so mitgenommen hat. Seit zwei Stunden sind Gabriel und Silas in ein reges, halb geflüstertes Gespräch vertieft, bei dem ich sie nicht unterbrechen wollte. Ich bin vom gewalttätigen Wutausbruch meines Geliebten noch immer schockiert und
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