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GK453 - Wolfsmond

GK453 - Wolfsmond

Titel: GK453 - Wolfsmond
Autoren: A.F.Morland
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hielten sich nicht lange, trotz der guten Vorsätze, die alle hatten, wenn sie die Klinik verließen. Draußen nahm sie dann der Alltag wieder gefangen, und sie vergaßen Schwester Carol bald.
    Vor fünf Minuten hatte in der Dermatologie das Telefon geläutet, und Schwester Carol hatte erfahren, was sich im vierten Stock ereignet hatte. Sie hatte die Nachricht, gemäß Steve Remicks Wunsch, an das Personal der Station weitergegeben und ließ sich jetzt nicht anmerken, daß sich das Grauen im Krankenhaus eingenistet hatte.
    Sie hatte für jeden Patienten ein freundliches Wort und nahm sich Zeit, sich ihre Probleme anzuhören. Aber diesmal war sie nicht so aufmerksam wie sonst. Sie dachte an den gefährlichen Werwolf, der jederzeit auch in dieser Abteilung auftauchen konnte.
    Hoffentlich verschont uns das Monster, dachte sie, während sie die Kissen eines griesgrämigen Ex-Generals aufschüttelte.
    »Herrlicher Tag heute, General.«
    »Davon habe ich nichts, wenn ich hier drinnen liegen muß«, blaffte der Patient.
    »Das wird sich ändern. Ich habe etwas läuten hören, daß Sie vielleicht schon nächste Woche nach Hause gehen dürfen.«
    »Von wem haben Sie das?«
    »Ein Vogel hat es mir ins Ohr gezwitschert.«
    »Zum Donnerwetter, kann man mit Ihnen denn nicht vernünftig reden?«
    »Ich fürchte nein«, sagte Schwester Carol lächelnd und waridte sich dem nächsten Patienten zu. Sie war drall und stand auf stämmigen Beinen im Leben.
    Zwei Betten weiter sagte George Tanna, der sich in Carol Cates vergafft hatte: »Sagen Sie mal, warum lassen Sie sich von diesem alten Giftzwerg diesen Ton gefallen? Das haben Sie doch nicht nötig.«
    »Er meint es nicht so.«
    »Er kann die ganze Welt nicht leiden, und nicht einmal sich selbst. Am liebsten würde er sich täglich mehrmals in den eigenen Hintern beißen. So einen Meckerer habe ich noch nicht erlebt. Die armen Soldaten, die unter ihm dienen mußten. Bestimmt waren sie heilfroh, als er seine Mütze nahm. Apropos heilfroh, das wäre ich auch, wenn Sie mir gestatten, Sie morgen zum Dinner einzuladen. Wie Sie wissen, verbringe ich heute meine letzte Nacht in diesem zweifelhaften Etablissement. Ab morgen bin ich wieder ein freier Mensch.«
    »Der eine strenge Diät einzuhalten hat«, sagte Carol Cates mit warnend erhobenem Zeigefinger.
    »Dieses eine Dinner wird mich schon nicht aus den Latschen werfen. Wie sieht’s aus? Darf ich mit Ihnen rechnen?«
    »Tut mir leid, Mr. Tanna, morgen habe ich schon etwas vor.«
    »Und übermorgen?«
    »Hören Sie, wenn Sie glauben, daß Sie mir etwas schuldig sind, irren Sie sich. Ich werde für meinen Job bezahlt.«
    »Quatsch. Ich mag Sie, deshalb lade ich Sie ein. Nicht aus Dankbarkeit. Ich hatte viel Zeit, Sie zu studieren, und ich möchte nicht, daß unsere Bekanntschaft mit dem morgigen Tag endet. Also was ist? Werden Sie kommen? Oder muß ich mir erst ein paar Liter kochendes Wasser über die Brust gießen, um Sie wiederzusehen?«
    »Na schön, ich werde Ihnen keinen Korb geben.«
    Tanna grinste. »Bei der Gelegenheit können Sie gleich darauf achten, daß ich nichts esse, was mir schadet.« Er kündigte an, Carol morgen anzurufen. Sie ging weiter und dachte wieder an den Werwolf, und sie hatte Angst.
    Am Bett des zwölfjährigen Jerry Winberg hielt sie sich immer am längsten auf. Der Kleine war ihr erklärter Liebling. Er war wegen eines lästigen Ausschlags da, dessen Hartnäckigkeit den Ärzten einiges aufzulösen gab.
    »Alle können nach Hause gehen, nur ich nicht«, beklagte sich Jerry.
    »Dafür kriegst du immer am meisten Besuch«, erwiderte Carol. »Du möchtest doch bestimmt wieder ganz gesund werden, oder?«
    »Das schon, aber ich bin schon seit zwei Monaten hier.«
    »Machen wir dir den Aufenthalt bei uns nicht so angenehm wie möglich, Jerry?«
    »Ich vermisse meine Freunde.«
    »Du wirst sie Wiedersehen. Bald schon. Hab’ noch ein wenig Geduld, Jerry. Es lohnt sich. Du wirst alles nachholen, was du jetzt versäumst, dessen bin ich mir sicher. In ein paar Monaten denkst du nicht mehr an diese Klinik und an Schwester Carol, die sich Tag für Tag für dich zerfranst hat.«
    »Schwester Carol…«
    »Ja, mein Kleiner?«
    Er lächelte. »Wenn ich groß bin, möchte ich eine Frau heiraten, die so ist wie Sie.«
    Sie gab das Lächeln zurück. »Oh, vielen Dank. Das ist sehr schmeichelhaft für mich.« Sie wollte noch etwas sagen, aber da bewegte sich die Tür und lenkte sie ab. Ein Mann in Anstaltskleidung trat ein. Carol
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