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GK283 - In den Katakomben von Wien

GK283 - In den Katakomben von Wien

Titel: GK283 - In den Katakomben von Wien
Autoren: A.F.Morland
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Lieferanten und säumigen Zahlern.
    Und ohne daß er es merkte, dämmerte er schließlich sanft hinüber. Aber es sollte kein erholsamer, erquickender Schlaf werden. Was er befürchtet hatte, traf prompt ein.
    Ein schwerer, fast schmerzhafter Druck lag auf seiner Brust. Er konnte nicht richtig durchatmen, und kalter Schweiß brach ihm aus allen Poren. Es war ihm, als würde sein Bett langsam vom Boden abheben.
    Er glaubte, mit seinem Bett durch den Raum zu schweben. Eine geheimnisvolle Kraft holte ihn aus dem Schlafzimmer, holte ihn in eine andere Zeit, in die Pestzeit von Wien.
    Er schreckte im Traum hoch, sah sich aber nach wie vor im Bett liegen. Er nahm eine andere Identität an, wußte plötzlich, daß er nicht mehr Bernd Katzler, sondern Bruno Katzler war.
    Sein Herz war hart. Er war habgierig. Er war von einer häßlichen Raffgier befallen.
    Er erlebte einige kurze Zeitsprünge. Er trieb das Geld von säumigen Zahlern ein, drohte denjenigen, die ihre Schulden nicht bezahlen konnten, ließ einige von ihnen sogar verhaften und in den Schuldturm werfen.
    Und dann begegnete ihm wieder Arik Speer. Er haßte diesen Mann. Diesen kleinen, fuchsgesichtigen Kerl, der mit seinen Geschäften immer wieder pleite ging, dessen Schulden ihm bereits weit über den Kopf gewachsen waren.
    »Weshalb kommen Sie zu mir, Speer?« herrschte er den verhaßten Mann an. Er befand sich in einem Haus, und er wußte, daß es Bruno Katzlers Haus war.
    Arik Speer zuckte verlegen die Schultern. »Ich wollte Ihnen nur sagen, daß ich die Stadt verlasse.«
    Katzler starrte den fuchsgesichtigen Mann wütend an. »Sagen Sie, habe ich eben richtig gehört? Sie wollen Wien verlassen?«
    »Es sind mehrere Pestfälle aufgetreten. Es ist besser fortzugehen, bevor die Seuche um sich greift.«
    »Kommt nicht in Frage, Speer. Sie verlassen Wien erst, wenn Sie Ihre Schulden bei mir getilgt haben.«
    »Sie kriegen Ihr Geld, Katzler. Machen Sie sich deswegen keine Sorgen.«
    Katzler lachte beißend. »Wenn Sie erst einmal die Stadt hinter sich gelassen haben, verschwenden Sie doch keinen Gedanken mehr an mich und an das viele Geld, das Sie mir schulden.«
    »Das ist nicht wahr.«
    »Mir können Sie nichts vormachen, Speer. Ich sage, Sie bleiben in Wien! Die Pest wird Sie schon nicht erwischen. Und wenn doch, dann haben Sie sich das selbst zuzuschreiben.«
    Speer flehte Katzler an, ihn gehen zu lassen. Er bettelte und drohte. Katzler ließ das jedoch alles kalt. Er blieb dabei: Arik Speer dürfe die Stadt erst nach Bezahlen seiner Schulden verlassen, und er kündigte an, daß er ein paar Männer anheuern würde, die ein Auge auf ihn haben würden…
    Und dann sah Katzler den Mann sterben.
    Arik Speer war vom Schwarzen Tod schwer gezeichnet.
    Sein Gesicht, der ganze Körper waren von häßlichen Beulen übersät. Die Krankheit war schon ziemlich weit fortgeschritten. Speer machte Furchtbares mit. Er starb unter großen Schmerzen.
    Katzler hörte den Mann markerschütternd schreien. Sein Herz krampfte sich unter diesem Gebrüll zusammen. Und dann war es endlich aus. Arik Speer war tot. Häßlich und eingefallen lag er auf seinem Bett.
    Männer kamen und trugen ihn aus dem Haus. Sie legten ihn auf einen Totenkarren und brachten ihn mit den anderen Leichen zum Stephansdom. Dort warfen sie ihn in ein Massengrab.
    Aber damit war Katzlers Alptraum noch nicht zu Ende. Er ging weiter. Arik Speer erschien ihm wieder. Er kehrte zurück, obwohl er tot war. Sein Geist quälte Katzler.
    Die grauenerregende Erscheinung zeigte Katzler ihre Pestbeulen. Der Tote trat auf Katzler zu und schrie ihm ins Gesicht: »Sieh mich an, Katzler! Sieh mich an! Das ist dein Werk. Das hast du aus mir gemacht. Dafür werde ich mich rächen. Ich werde dich töten, wie du mich getötet hast! Ich hole dich ins Reich der Toten. Schon bald. Bereite dich aufs Sterben vor, Katzler, denn du hast nicht mehr lange zu leben!«
    Ein heiserer Entsetzensschrei entrang sich Katzlers zugeschnürter Kehle.
    Er setzte sich im Bett mit einem schnellen Ruck auf. Verstört blickte er sich um. Er war in Schweiß gebadet, und er zitterte am ganzen Leib. »Ich bin nicht Bruno Katzler!« kam es gepreßt über seine Lippen. »Ich bin Bernd Katzler! Bernd, Bernd Katzler!«
    Furchtsam starrte er in die Dunkelheit.
    Und es war ihm, als würde der Gestank des Pesttoten den Raum füllen…
    ***
    Mr. Silver hatte mal wieder einen seiner großen Tage. Vicky und ich pokerten mit ihm, und er war drauf und dran, uns sogar die
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