Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
GK245 - Die Satansdragoner

GK245 - Die Satansdragoner

Titel: GK245 - Die Satansdragoner
Autoren: A.F.Morland
Vom Netzwerk:
würde mich damit nicht überrumpeln können.
    »Diese Hexe«, sagte ich, nachdem ich mein Glas auf den Tresen gestellt hatte. »Wie ist ihr Name?«
    »Vanessa Salmi«, antwortete Vickys Doppelgängerin. Wenn sie mich nicht ansah, musterte ich sie eingehend. Sie war eine perfekte Nachbildung. Jedes Haar, die Form der Ohrläppchen, der zarte Hals, ihre Stimme – alles war täuschend echt.
    Dennoch war sie es nicht. Aber ich hoffte, daß sie mich zur rechten Vicky führte.
    »Wie sieht die Hexe aus?« forschte ich weiter.
    »Rothaarig. Grüne Augen. Blasser Teint. Langbeinig. Vollbusig und doch gertenschlank. Sie wickelt die Männer nach Belieben um den Finger, und sie soll es vortrefflich verstehen, sich das Vertrauen der Mädchen zu erschleichen.«
    »Und wie heißt der Mann, den sie zum Hexer machen will?«
    »Herb Drinkel«, antwortete Vicky.
    »Weißt du, wo er wohnt?«
    »Nein. Er kommt öfter hierher. Das ist alles, was ich von ihm weiß.«
    Ich überlegte mir, wie das hinterlistige Mädchen neben mir es anstellen konnte, mich in eine Falle zu locken, denn darauf würde diese ganze Aktion letzten Endes vermutlich hinauslaufen. Ehe ich mich mit diesem Thema eingehender befassen konnte, spürte ich plötzlich Vickys Hand auf meinem Arm. Sie drückte kurz zu und flüsterte: »Dort, Tony! Am Fenster! Ich habe sie gesehen! Vanessa Salmi. Sie war es. Sie hat einen Blick in die Bar geworfen. Vielleicht um zu sehen, ob Herb Drinkel hier ist.« Vickys Augen wanderten zur Tür, als warte sie darauf, daß Vanessa Salmi im nächsten Moment eintreten würde.
    Ich wußte es besser.
    Vanessa würde nicht in die Bar kommen.
    Vanessa war keine Sekunde am Fenster zu sehen gewesen. Alles Lüge. Alles bloß ein Trick, um mich von hier wegzulocken. Vanessa Salmi war eine reine Erfindung von Vicky. So also hatte sie sich das Spiel zurechtgelegt. Ich ging zum Schein darauf ein.
    »Sie kommt nicht in die Bar«, sagte Vicky erregt.
    »Vielleicht hat sie mich entdeckt«, erwiderte ich. »Möglicherweise weiß sie, wer ich bin. In diesem Fall wird sie sich hüten, hier hereinzukommen.«
    »Wir müssen ihr folgen, Tony«, sagte die falsche Vicky und glitt geschmeidig vom Hocker. Es waren Bewegungen, wie ich sie von Vicky kannte.
    Ich nickte hastig, bezahlte die Drinks und verließ mit Vickys Ebenbild die Bar. Draußen, im Streulicht der Peitschenlampe, fiel mir auf, daß Vicky keinen Schatten warf. Das war der zweite Schnitzer der Gegenseite. Sie schienen sich auf diese Sache nicht gründlich genug vorbereitet zu haben.
    Vicky tat so, als sehe sie die Hexe gerade in einen schmalen Durchlaß verschwinden. Wir eilten darauf zu. Das Mädchen bewegte sich in der Dunkelheit, die zwischen den hohen, kahlen Hausmauern herrschte, unglaublich sicher und flink. Besser als Vicky, das stand fest.
    »Komm, Tony! Komm!« trieb sie mich zu größerer Eile an. »Vanessa darf uns nicht entkommen!«
    Vicky dachte wohl, die Eile würde verhindern, daß mir etwaige Zweifel kamen.
    Sie merkte nicht, wie ich mit der linken Hand mein Springmesser zog. Es handelte sich hierbei um kein gewöhnliches Messer, sondern um eine Spezialanfertigung, in deren Klinge verschiedene kabbalistische Zeichen eingraviert waren. Diese Zeichen waren imstande, die Kraft des Bösen zu brechen und zu vernichten.
    Wir kamen zu einer Stelle im finsteren Durchlaß, wo der Vollmond sein silbriges Licht auf das Kopfsteinpflaster goß.
    Klackend schnellte die lange Klinge aus dem Messergriff. Vicky blieb stehen und wandte sich verwundert um. Ich war mir nicht ganz sicher, aber ich bildete mir ein, daß sich ihr Gesichtsausdruck ein wenig verändert hatte. Die Form ihres Mundes schien härter geworden zu sein. Der Ausdruck ihrer Augen verströmte Kälte.
    »Was willst du mit dem Messer, Tony?« fragte mich Vickys Doppelgängerin. Ihre Stimme klang lauernd. »Hast du vor, Vanessa damit zu töten?«
    Ich schüttelte eiskalt den Kopf. »Nicht Vanessa werde ich töten, sondern dich!«
    »Tony!« stieß Vicky entsetzt hervor. Sie spielte das ausgezeichnet, aber sie konnte mich trotzdem nicht täuschen.
    Ich ging langsam auf sie zu.
    »Tony, was… was soll das?« keuchte Vicky. »Du … du kannst doch nicht … Tony, was ist denn bloß los mit dir? Hast du den Verstand verloren? Ich bin doch, Vicky, deine Vicky …«
    »Das bist du nicht! Du siehst lediglich aus wie Vicky, aber du bist es nicht…«
    »Liebe Güte, er ist verrückt geworden!« stöhnte die falsche Vicky. »Ich bin Vicky, Tony!
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher