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GK231 - Der Herr der Ratten

GK231 - Der Herr der Ratten

Titel: GK231 - Der Herr der Ratten
Autoren: A.F.Morland
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Stahl, gleichwinkelig verbogen. Alle in dieselbe Richtung, wie Kornhalme im Wind.
    Die Männer waren vermummt von Kopf bis Fuß. Die offenen Stellen ihrer Overalls waren sorgfältig mit Klebestreifen verschlossen, damit eines der gefährlichsten Gifte, das die Menschheit kennt, nicht mit ihrem Körper in Berührung kam: Plutoniumstaub.
    Einer der Männer hieß Ali Golombek.
    Er war nicht sonderlich groß, hatte einen dicken Bauch, trank viel und wurde von seinen Kameraden häufig auf den Arm genommen.
    Sie kehrten zu Mittag zu ihrem Einsatzschiff zurück. Golombek riß sich die Kapuze und die Gasmaske mit dem Spezialfilter vom Kopf und japste nach Luft. Gierig leerte er einen Pappbecher mit Wasser und hielt zum Beweis seines Durstes die linke Hand nach unten.
    In den Fingern seines durchsichtigen Gummihandschuhs stand zwei Zentimeter hoch das Schwitzwasser.
    Er schüttelte mit düsterer Miene den Kopf. »Es ist schon verdammt unheimlich, von einer tödlichen Gefahr umgeben zu sein, die man nicht sehen, nicht fühlen, nicht riechen, nur mit dem Geigerzähler hören kann.«
    Milt Musser und Hyram Slazenger, seine beiden Kameraden, grinsten. »Ali hat mal wieder die Hosen voll«, sagte Musser.
    Golombek kniff ärgerlich die Augen zusammen. »Ich bin eben kein solcher Supermann wie ihr beide!« Er zog nachdenklich die Oberlippe zwischen seine Zähne und verfiel ins Grübeln.
    Da war noch eine andere tödliche Gefahr, die er zu spüren geglaubt hatte. Etwas Undefinierbares hatte sich an ihn herangemacht, hatte ihn geängstigt. Solange er dafür aber keine plausible Erklärung hatte, wollte er lieber den Mund halten.
    Musser und Slazenger hätten ihn deswegen ja doch nur wieder auf den Arm genommen.
    Irgend etwas stimmt mit dieser Insel nicht, dachte Ali Golombek, dessen Eltern aus Polen in die Staaten gekommen waren. Nun mal abgesehen von dem Plutoniumstaub, überlegte Golombek weiter, es ist die Insel selbst. Sie birgt irgendein schreckliches Geheimnis…
    ***
    Wir speisten in einem der vornehmsten Restaurants von London.
    Ich war der Auffassung, daß wir uns das redlich verdient hatten. Vor kurzer Zeit hatte es nicht so ausgesehen, als würden wir überhaupt noch einmal Nahrung zu uns nehmen können, denn Zodiac, ein gefährlicher Dämon, hatte grausame Rache an uns nehmen wollen, nachdem wir ihm in Mexiko zu einer Niederlage verholfen hatten.
    Als Versager hatte er sich vor dem Tribunal der Dämonen zu verantworten gehabt, und Mr. Silver, mein Freund und Kampfgefährte, und ich hatten geglaubt, wir würden Zodiac nie mehr wiedersehen, denn die Strafen in den Dimensionen des Grauens sind für Dämonen, die versagt haben, äußerst hart.
    Doch Zodiac gelang es, Gnade für sich zu erwirken.
    Sogleich versuchte er, uns im zweiten Anlauf fertigzumachen, und diesmal hätte er es beinahe geschafft.
    Daß Zodiac sein Ziel letztlich doch nicht erreichte, war nur Mr. Silvers übernatürlichen Fähigkeiten, mit denen er mich in Streßsituationen immer wieder aufs Neue verblüfft, zu verdanken.
    Der Dämon hatte uns in einem Zug gefangen und raste damit direkt auf das Höllentor zu. Es gelang uns, buchstäblich in allerletzter Minute, die Katastrophe zu verhindern. Wir schlugen Zodiac zum zweitenmal ein Schnippchen, und nun konnten wir sicher sein, daß den Dämon die Strafe des Tribunals vernichten würde. Wir konnten ihn vergessen. Und wir feierten unseren Sieg, über den wir uns mächtig freuten, in einer unserer Freude angemessenen Umgebung.
    Mr. Silver ist kein Mensch, er ist ein ehemaliger Dämon, dem ich, als es mich ins 12. Jahrhundert verschlug, das Leben gerettet habe. Seit dieser Zeit hält der gewaltige Hüne, der mehr als zwei Meter groß ist, und dessen Haar und die Brauen aus puren Silberfäden bestehen, eisern zu mir.
    Der Ex-Dämon schob seufzend den Teller von sich. »Puh, ich bin zum Platzen voll«, sagte er grinsend. Er trug einen gut geschnittenen, kaffeebraunen Maßanzug, der jedoch nicht verbergen konnte, wie muskulös er war. Mr. Silver sah aus wie Herkules, nachdem er von einem geschmackvollen Modeschöpfer eingekleidet wurde.
    »Zum Abschluß noch Kaffee?« fragte ich meinen Freund.
    »Ja. Aber dann geht nichts mehr hinein«, lachte Mr. Silver und klopfte sich auf seinen Magen.
    Ich winkte den livrierten Kellner an unseren Tisch und bestellte zwei Mokka. Nachdem wir sie getrunken hatten, verlangte ich die Rechnung. Sie war gesalzen. Es hatte eine Zeit gegeben, da hätte ich mir ein solches Lokal nicht
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