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GK187 - Der Geisterberg

GK187 - Der Geisterberg

Titel: GK187 - Der Geisterberg
Autoren: A.F.Morland
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Kendal Blake zeigte seinem Publikum, was es sehen wollte. Darauf basierte ein Teil seines Ruhms. Hinzu kam die reiche Filmerfahrung, die Blake sich in vielen Jahren erworben hatte. Er war der Assistent von zahlreichen namhaften Filmregisseuren gewesen, ehe er seinen ersten eigenen Film in Angriff genommen hatte.
    Die Produktionsfirma machte mit Blakes erstem Streifen ein enormes Geschäft. Seither war Kendal Blake einer der großen Männer in dieser Branche. Es gab nichts, wobei er kein Mitspracherecht hatte. Er bestimmte, wie die Drehbücher aussehen sollten, er verteilte die Rollen, warf die Listen in den Papierkorb, die ihm das Besetzungsbüro vorlegte, und stellte seine eigenen Listen auf. Andere Regisseure konnten sich das nicht leisten. Kendal Blake schon.
    Man hatte absolutes Vertrauen zu ihm, denn sein Endprodukt garantierte in aller Welt volle Kinos. Mehr konnte keiner verlangen.
    Blake war fünfzig, blond, hatte helle Augen und kräftige Zähne in einem schmallippigen Mund. Er trug Jeans und ein gelbes T-Shirt. Unter seinen Achseln waren große Schweißflecken zu sehen.
    Der Regisseur betrat eines der Zelte.
    Auf dem Feldbett lag Bud Haggins. Er war einer der meistbeschäftigsten Kameraleute Hollywoods. Ein kleiner Mann mit schütterem Haar und einem geschulten Auge für alles, was in seinen Filmkasten hinein sollte.
    »Na, Bud«, sagte Blake grinsend. »Wie geht’s?«
    »Verdammt heiß in dieser Gegend, was?«
    »Funktioniert dein Klimagerät nicht?«
    »Kaum. Wieviel Grad schätzt du?«
    »36 Grad Celsius. 98 Prozent Luftfeuchtigkeit«, sagte Blake.
    Haggins stand auf. Er lachte. »Donnerwetter, du hast es aber genau.«
    »Habe vorhin Thermo- und Hygrometer befragt.«
    Haggins öffnete den Kühlschrank. »Ein Bier?«
    Blake schüttelte den Kopf. »Für mich nicht. Je mehr ich trinke, desto mehr schwitze ich.«
    Haggins lachte. »Schwitzen soll gesund sein.« Er klappte die Kühlschranktür wieder zu. Es zischte, als er die Bierdose öffnete.
    »Ich möchte, daß du mit mir kommst, Bud.«
    »Okay. Wohin?«
    »Wir sehen uns die Gegend an und besprechen die Einstellungen, mit denen wir morgen anfangen.«
    »Meinetwegen«, sagte Bud Haggins.
    »Ich hol’ schnell das Drehbuch.«
    »In Ordnung.«
    Wenig später verließen sie die kleine Zeltstadt. Bald war das Brummen des Diesel-Stromaggregats nicht mehr zu hören. Haggins wußte, daß sie sich auf dem Weg zum »Totenfelsen« befanden. Es machte ihm nichts aus. Er war in dieser Beziehung nicht zimperlich. Der Pfad stieg steil an. Blake schnaufte. Der Schweiß rann ihm in breiten Bächen an den Wangen hinunter. Er blieb stehen.
    »Weißt du, was sich hier in der Nähe im zweiten Weltkrieg zugetragen hat?« fragte der Regisseur, während er keuchend nach Atem rang.
    Haggins schüttelte den Kopf.
    »1500 Japaner wurden von einer amerikanischen Übermacht in ein Bergwerk gedrängt. Man hat sie aufgefordert, die Waffen zu strecken, aber die Japaner wollten davon nichts wissen. Da haben die Amerikaner kurzerhand die Eingänge zu den Stollen mit Bulldozern zugeschüttet. Die Japaner waren lebend begraben. Noch heute ruhen ihre Leichen tief im Berg. Verhandlungen, die ihre Bergung zum Ziel hatten, scheiterten vor einigen Jahren.«
    Haggins’ Kinn klappte nach unten. »Diese 1500 Japaner sind tatsächlich immer noch in dem Berg?«
    »Natürlich. Wer hätte sich die Mühe machen sollen, sie herauszuholen?«
    Sie gingen schweigend weiter.
    Blake blieb erst wieder stehen, als sie ihr Ziel erreicht hatten. Das Ziel: der seltsamste, unheimlichste Friedhof der Welt.
    Haggins blickte zu dem grauen Felshang hoch, der sich breit gegen den Himmel drängte.
    In geflochtenen Körben hockten dürre Mumien. Die Toten der Kuka-Kukas, die unweit von hier ihr Dorf hatten.
    »Sieht das nicht phantastisch aus?« sagte Blake begeistert.
    »Phantastisch ist meines Erachtens nicht das richtige Wort«, sagte Haggins mit einem schiefen Grinsen.
    »Weißt du, was die Kuka-Kukas machen, wenn einer ihrer Angehörigen stirbt?«
    »Sie bringen den Toten hierher.«
    »Richtig. Aber zuvor räuchern sie ihn.«
    Haggins schaute Blake mißtrauisch an. Nahm der Regisseur ihn etwa auf den Arm?
    Kendal Blake fuhr fort: »Sie hängen die Leichen etwa sechs Wochen lang in den Rauchfang ihrer Hütten über das Feuer. Die Weiber wischen mit Gras das Fett ab, das aus den Leichen tritt. Das ist wahr, Bud. Du brauchst mich nicht so mißtrauisch anzusehen. Wenn die Toten genügend mumifiziert sind, werden sie
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