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GK0208 - Im Haus des Schreckens

GK0208 - Im Haus des Schreckens

Titel: GK0208 - Im Haus des Schreckens
Autoren: Jason Dark
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im Rücken spürte. Sie hatte die Arme erhoben, die Hände gespreizt und sah mit verzerrtem Gesicht der Hausbesitzerin entgegen.
    Mrs. Longford lächelte, was ihren abweisenden Gesichtsausdruck jedoch nicht freundlicher machte.
    »Was ist denn mit Ihnen los?« fragte sie. »Was ist geschehen, Miß Rankin?«
    »Ich will hier raus! Ich will hier raus!« Lydia brüllte die Frau an. Sie kannte ihre Stimme kaum noch wieder. Gehetzt warf sie einen Blick zurück.
    Doch auf der Treppe zeigte sich niemand.
    Mrs. Longford blieb gelassen. Sie war eine hochgewachsene Frau, die die Vierzig bereits überschritten hatte. Sie trug ein schwarzes, sehr streng geschnittenes Kostüm und darunter eine weiße Bluse.
    Pechschwarz war das Haar, zu einer Pagenfrisur geschnitten und mit einem eben angedeuteten Pony. Das Gesicht war kalt und abweisend wie eine Maske. Die Haut sah aus wie kaltes Fett. Die Augen erinnerten Lydia immer an kalte Bergseen, und der dünne Mund war zynisch verzogen.
    Sie wirkte auf den Betrachter wie eine Internatsdirektorin aus den Anfängen des Jahrhunderts.
    Mrs. Longford öffnete die Tür zu ihrer Wohnung. »Am besten ist, Sie kommen für einen Moment zu mir, Miß Rankin. Ich werde Ihnen einen Tee kochen, und dabei können wir über alles reden!«
    Lydia schüttelte den Kopf. »Nein«, keuchte sie. »Lassen Sie mich hier raus!«
    Mrs. Longford zuckte zusammen. Sie schien auf einmal die Gefahr zu spüren, die von ihrer neuen Mieterin ausging. »Es ist abgeschlossen«, sagte sie.
    »Dann schließen Sie auf!« fauchte Lydia Rankin.
    »Warum sollte ich? Es ist besser, wenn Sie hierbleiben. Sie werden schlecht geträumt haben…«
    »Nein, ich habe nicht geträumt!«
    Lydia Rankin sprang vor. Mit Krallenhänden ging sie auf Mrs. Longford los. »Den Schlüssel!« kreischte sie. »Geben Sie mir den Schlüssel. Ich will ihn haben!«
    Mrs. Longford wollte in ihre Wohnung flüchten, doch Lydia bekam die Hausbesitzerin zu packen, noch bevor sie die Tür ins Schloß werfen konnte.
    Verbissen rangen die beiden Frauen miteinander. Lydia verlieh die Panik Riesenkräfte. Außerdem hatte sie die Überraschung auf ihrer Seite. Sie drängte Mrs. Longford immer weiter zurück, stieß sie in den mit alten Möbeln und Plunder angefüllten Wohnraum, sah im Licht der Deckenlampe auf dem kleinen Nähtisch eine Schere blitzen und hatte die gefährliche Waffe plötzlich in der Hand.
    Sie setzte die Spitze an die Kehle der Frau.
    »Und jetzt hol den Schlüssel, oder ich steche zu!« drohte Lydia Rankin.
    Mrs. Longford wurde starr. Mit beiden Augen schielte sie auf die Schere.
    »Der Schlüssel liegt auf dem Tisch«, würgte sie hervor.
    Lydia Rankin warf einen schnellen Blick zur Seite und sah den Schlüsselbund. An einem Metallring hingen mehrere Schlüssel. Der größte war es, das wußte Lydia. Sie selbst hatte gesehen, wie die Frau damit die Haustür aufgeschlossen hatte.
    Lydia Rankin riß die Frau herum und drückte ihr noch in der Bewegung die Schere in den Rücken.
    Dann stieß sie Mrs. Longford zum Tisch.
    Mit der freien linken Hand packte Lydia die Schlüssel. Jetzt war ihr wohler.
    Dann gab sie Mrs. Longford einen Stoß, daß sie quer durch den Raum taumelte, einen kleinen Ziertisch umwarf und damit in die Scherben einer auf dem Tisch gestandenen Blumenvase fiel.
    Lydia hetzte aus der Wohnung.
    Sie hörte die gellende Stimme der Hausbesitzerin hinter ihr herschreien.
    Das Licht brannte noch.
    Lydia rannte in das pompöse Treppenhaus. Die Decke war gewölbt und kam ihr plötzlich himmelhoch vor. Sie warf einen Blick zur Treppe, doch keine der Horror-Gestalten war ihr gefolgt.
    Mit zitternden Fingern schloß Lydia Rankin die Haustür auf.
    Die kühle Nachtluft traf ihr erhitztes Gesicht. Barfuß wie sie war, rannte sie nach draußen. Durch den kleinen Vorgarten und auf das schmiedeeiserne Tor zu.
    Sie zog es auf und lief auf den Bürgersteig.
    Noch immer saßen ihr Angst und Panik im Nacken. Mit wehendem Nachthemd rannte sie die Straße hinab.
    Sie lief, lief und lief. Sah plötzlich zwei Autoscheinwerfer auftauchen, hörte das Signal einer Hupe, riß die Arme hoch, wurde geblendet, begann zu schreien, und dann drehte sich die Welt um sie herum in einem furiosen Wirbel, der Lydia mit in den tiefen Schacht der Ohnmacht riß.
    ***
    Das neue Lokal in Mayfair hatte einen Hauch von französischer Exklusivität. Es gab französische Gerichte, und ein französischer Koch sorgte sich um das Wohl der Gäste.
    Kleine Nischen zauberten eine
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