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GK0148 - Der Voodoo-Mörder

GK0148 - Der Voodoo-Mörder

Titel: GK0148 - Der Voodoo-Mörder
Autoren: Jason Dark
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hatte.
    Victor Jory stand am Fenster seines Livingrooms und starrte auf die Straße. Sein Blick war glanzlos, stumpf. Er hatte die Hände auf das Fensterbrett gelegt.
    Hinter seinem Rücken hörte Jory ein Geräusch. Langsam drehte er sich um.
    Jane Archer hatte das Zimmer betreten. Auch sie hatte von Jory Kleidung erhalten, hatte sich ihr Gesicht geschminkt, und wer es nicht gewußt hätte, hätte sie für einen normalen Menschen gehalten. Die lebende Leiche zeigte auch keinerlei Verwesungserscheinungen, nur der unangenehme Modergeruch zog noch immer durch die Wohnung.
    »Wir müssen hier weg«, sagte Jane Archer. Sie hatte eine harte Stimme, die zu ihrem Aussehen paßte. Das Gesicht war scharf geschnitten, mit hohen Wangenknochen und einer gebogenen Nase. Jane Archer war keine Schönheit, und ihre Figur ließ ebenfalls viel zu wünschen übrig.
    Victor Jory blickte die Untote an. Das Licht einer Wandlampe spiegelte sich auf ihrem rotblonden Haar.
    »Warum sollen wir weggehen?« fragte Jory.
    »Es ist hier zu gefährlich. Du hast uns von diesem Oberinspektor erzählt. Er ist ein schlauer Kopf und wird bestimmt wieder kommen.«
    »Unsinn. Er kann mir nichts beweisen.« Victor Jory machte eine wegwerfende Handbewegung.
    »Aber er wird uns sehen. Und es wird auch nicht mehr lange dauern, dann entdeckt man unsere offenen Gräber. Die Polizei wird verrückt spielen.«
    »Aber niemand kommt darauf, daß dies etwas mit uns zu tun hat«, widersprach Victor Jory.
    »Sinclair ist schlau. Du hast mir genug erzählt. Und unsere eigentliche Aufgabe darf nicht gefährdet werden. Wir werden die Leute töten und die Macht an uns reißen, vergiß das nie.«
    Victor Jory senkte den Kopf und nickte. »Dann – dann soll ich alles hier zurücklassen?« fragte er leise.
    »Es wird dir wohl nichts anderes übrigbleiben«, lautete die knappe Antwort.
    »Aber die Puppen, meine Arbeit…«
    »Die kannst du mitnehmen. So, und jetzt beeil dich. Wir werden uns ein Versteck an der Themse suchen. Dort gibt es genügend verlassene Piers.«
    Nelly Parker betrat den Raum. In der Tür blieb sie stehen.
    »Hast du es ihm gesagt, Jane?«
    »Ja. Wir werden in zehn Minuten fahren. Wir warten, bis es hell wird, und schlagen dann zu.«
    Victor Jory drückte sich an Nelly Parker vorbei. Immer wieder schüttelte er den Kopf. Wenn das nur gut geht, dachte er. Sie wollen das Chaos, und gewisse Mächte unterstützen sie dabei. Ich gehöre dazu.
    Jory machte sich Vorwürfe. Er spielte schon mit dem Gedanken, Oberinspektor Sinclair anzurufen und ihm alles zu erklären.
    »Beeil dich!« hörte er hinter sich die Stimme von Nelly Parker.
    Wie ein ertappter Sünder zuckte Victor Jory zusammen. Er lächelte falsch und schloß seinen Schrank auf, in dem er die Puppen verwahrte.
    Die Untote trat näher. »Du weißt ja, aussteigen ist nicht mehr drin, Victor Jory.«
    Der Bibliothekar gab keine Antwort. Behutsam nahm er die zehn Puppen, auch die von Jane Archer und Nelly Parker, in denen keine Nadeln mehr steckten, und verstaute sie nebeneinander in einer flachen Ledertasche. Die beiden Nadeln legte er dazu. Dann zog er sich einen Mantel über, nahm den Schlüssel und verließ mit den beiden Zombies die Wohnung.
    Möglichst leise gingen sie durch das Treppenhaus. Der Austin parkte vor der Haustür.
    Jory schloß den Wagen auf. Jane Archer kletterte in den Fond, Nelly Parker nahm auf dem Beifahrersitz Platz.
    Dann fuhren sie los.
    Auf den Straßen herrschte kaum Verkehr. Die Millionenstadt war gerade erst im Begriff, zu erwachen.
    Niemand ahnte, daß der Tod durch London fuhr. Der Tod in Gestalt von zwei lebenden Leichen, die ein schrecklicher Zauber aus dem Grab geholt hatte.
    Über die breite, vierspurige Kingsway Street fuhren sie nach Süden, der Themse entgegen. An der St. Clemens Church bogen sie in die Fleet Street ein, fuhren parallel zum Fluß und erreichten schließlich durch ein Gewirr von kleinen Straßen und Gassen die Piers.
    Lichter blitzten durch die graue Morgendämmerung. Das Rattern von rangierenden Eisenbahnwaggons dröhnte über das Wasser. Kräne hoben quietschend schwere Lasten und luden sie auf tief im Wasser liegende Schlepper.
    Hier – in der Nähe des Hafens – wurde Tag und Nacht gearbeitet. Die Docks ragten wie lange breite Finger in das Gelände der Millionenstadt hinein.
    In mäßigem Tempo rollte der Austin an den Piers vorbei in Richtung Osten. Der Hafenlärm blieb zurück. Die Gegend wurde ärmlicher, verfallener. Ratten huschten –
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