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Gifthauch

Gifthauch

Titel: Gifthauch
Autoren: Mark Terry
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Die HRMU ist unterwegs und holt Sie gleich ab.«
    »Sagen Sie denen, sie können sich den Umweg schenken. Ich komme nicht mit. Ich fliege nach Mexiko. Meine Maschine geht in vier Stunden. Ich werde an Bord sein, was auch passiert.«
    »Unsere Leute arbeiten an Fallen«, erklärte Johnston. »Auf aller Welt wird nach ihm gefahndet. Sie brauchen ihn nicht selbst zu stellen. Und schon gar nicht allein.«
    »Da unten wird er Kontakt mit mir suchen. Für ihn ist es ein Spiel.«
    »Wir brauchen Sie in Detroit.«
    »Haben Sie nicht gehört, Jim, ich habe gekündigt! Vor fünf Wochen schon. Und zwar schriftlich. Ich stehe nicht mehr auf Ihrer verfluchten Gehaltsliste! Ich gehe nach Mexiko –«
    »Sarin«, sagte Johnston. »Vor nicht ganz einer Stunde hat jemand Saringas auf die Gäste eines Restaurants in Detroit losgelassen. Wie es aussieht, gibt es etwa sechzig Tote.«
    Donnernd kam das Geräusch der Rotorblätter des alten Huey-Helikopters näher, den die Hazardous Materials Response Unit benutzte, der Gefahrstoffräumdienst des FBI. Derek umklammerte das Handy und verfluchte sich selbst. Warum konnte er diesen Tigerschweif nicht loslassen?
    »Aber wenn das erledigt ist …«
    »Mexiko«, stimmte Johnston zu. Seiner tiefen, rauen Stimme waren weder Genugtuung noch Selbstgefälligkeit anzumerken. »Mit voller Unterstützung des Heimatschutzministeriums.«
    »Fahren Sie zur Hölle, Jim. Fahren Sie verdammt noch mal zur Hölle.«
    »Gute Reise, Derek. Passen Sie auf sich auf. Und halten Sie mich auf dem Laufenden.«

5
    8.41 Uhr
    Matt Gray, der Detroiter Außenstellenleiter, funkelte Jill Church an, während sie auf ihn zuging. Gray war dünn und hochgewachsen, hatte grau meliertes Haar und das verkniffene, ärgerliche Gesicht eines Kleinkinds, dessen Mutter ihm gerade zum ersten Mal etwas verboten hat. Jill wusste sofort, dass sie in großen Schwierigkeiten steckten, denn Gray trug Kampfstiefel zum Anzug. So etwas hatte sie bislang nur in Bagdad gesehen, wenn Politiker wie Donald Rumsfeld oder Paul Bremer dort unterwegs waren und Heeresschuhwerk zum Anzug trugen, als wollten sie sagen: He, ich bin ein Frontschwein wie du, aber mein Anzug verrät dir, dass ich in einer anderen Liga spiele.
    »Wird auch Zeit«, knurrte Gray.
    Jill erwiderte nichts; sie erklärte ihm auch nicht, dass sie in Troy wohnte, einer der Vorstädte im Norden. Gray wusste es, und es war ihm egal. Trotz seiner Position als Außenstellenleiter verstand sich Gray nicht gerade auf Diplomatie in angespannten Situationen. Im Moment stand er außerdem der FLA vor – der leitenden Bundesbehörde im United States Gouvernement Interagency Domestic Terrorism Concept of Operations Plan oder kurz: CONPLAN. Das bedeutete: Er koordinierte alle Bemühungen, einem möglichen Terroranschlag im Inneren zu begegnen, und leitete die Zusammenarbeit mit der örtlichen Polizei, mit der Notfallrettung und anderen Stellen, bis, falls notwendig, die Katastrophenschutzbehörde FEMA übernahm.
    »Was haben wir hier?«, fragte Jill. Ihr Blick suchte die Szene ab. Das Haus, in dem das Boulevard Café untergebracht war, sah merkwürdig aus. Anscheinend war es ein zweistöckiger Ziegelbau, nur dass das Erdgeschoss vorstand und in einem gebrochenen Weiß gestrichen war, das an Vanillesoße erinnerte. Über dem Eingang hing eine hellgrüne Markise. Massige weiße Säulen – ob sie jetzt ionisch oder dorisch waren, wusste Jill nicht zu sagen – strebten auf, als hätte der Architekt dem Stil des Weißen Hauses nachgeeifert. Der Versuch war gründlich misslungen. Das Gebäude war schlichtweg geschmacklos, doch das war in Detroit nichts Besonderes. Die größte Plastik in dieser Stadt stellte eine riesige geballte Faust dar.
    Gegenüber dem Boulevard Café lagen Parkplätze voller Autos. Jill vermutete, dass sie von den Mitarbeitern des Henry Ford Hospital benutzt wurden.
    Das Gefahrstoffteam der Detroiter Feuerwehr hatte ein rot-weißes Zelt errichtet, das an einen aufblasbaren Spielplatz für kleine Kinder erinnerte. Davon abgesehen wimmelte es von Krankenwagen und Polizeiwagen, und auch zwei Löschzüge waren vor Ort. Die Medien hatten es natürlich ebenso bereits hierher geschafft. Die Satellitenwagen von Channel 2, 4, 7, 50 und 62 waren vollzählig angetreten. Über ihnen kämpften Hubschrauber um Platz.
    »Zweiundfünfzig«, sagte Gray.
    Jill wandte den Blick von der Umgebung und sah ihren Chef an. »Was?«
    »Zweiundfünfzig Tote«, gab er Auskunft. »Jeder, der in dem
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