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Gifthauch

Gifthauch

Titel: Gifthauch
Autoren: Mark Terry
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dampfendem Haferbrei hin. Auch ihr Toast zählte zu den Vermissten.
    »Wie der große Mr. Buffet sagte: › Mah umer draz ho raha hoon, laykin dunia dar nahien .‹«
    Melanie seufzte. »Ich muss passen. Türkisch?«
    »Urdu. Pakistanisch, wenn du so willst.« Beales sprach neun Sprachen, sieben davon fließend. »›Ich werde alt, aber nicht erwachsen.‹«
    Jorge Gomez, ein Verwaltungsangestellter des Krankenhauses, fragte: »Das soll Warren Buffet gesagt haben?«
    »Nein, aber Jimmy Buffet«, erwiderte Beales.
    »Aber Pfannkuchen mit Schokoladenstückchen? Also ehrlich …« Melanie hielt inne und sah John Simmons an. »John, alles okay?«
    John legte die Hand an seine Kehle. Er verzog das Gesicht zu einer Grimasse, und seine Haut färbte sich rot. »Kann nicht …«, keuchte er, dann versuchte er, die Sitznische zu verlassen, doch er stürzte direkt neben dem Tisch auf den schwarz-weiß gefliesten Fußboden.
    Jemand schrie auf, und Melanie wollte zu ihm springen, doch dann keuchte auch sie und hielt sich die Hand an die Brust, als hätte sie Schwierigkeiten, die Lunge zu füllen. Ringsum taten andere Gäste des Cafés das Gleiche. Schreie erstickten, und es wurde still. Einer nach dem anderen starben sie.

3
    8.13 Uhr
    Jill Church stand, die Hände in die Hüften gestemmt, vor der Badezimmertür. »Michael! Du kommst zu spät!«
    In der Dusche lief und lief das Wasser. Sie verstand nicht, wieso ihr sechzehnjähriger Sohn so lange duschte. Einmal hatte sie die Zeit gestoppt: über eine halbe Stunde.
    Keine Antwort. Sie schlug gegen die Tür und sah auf die Uhr. »Michael!«
    Er drehte das Wasser ab. »Okay, okay.«
    »Beeil dich …«
    Irgendwo im Haus klingelte ihr Handy. »Verdammt«, brummte sie, während sie versuchte, die laut geklimperte Toccata und Fuge von Bach anzupeilen, die sie als Klingelton ausgewählt hatte. Zuerst sah sie in der Handtasche nach. Nichts. Einen Moment lang hielt sie inne und blickte ins Wohnzimmer. Wo hatte sie das Ding gelassen?
    Jills Puls beschleunigte sich. Schließlich folgte sie dem Klingeln ins Schlafzimmer. Das Handy lag auf ihrem Sekretär in der Ecke. Dort schrieb sie Schecks aus und bearbeitete manchmal Akten, die sie aus dem Büro im Detroit Federal Building mitbrachte.
    Sie nahm das Handy und klappte es auf. »Hier Church.«
    »Himmel, Jill! Hier brennt's.« Am Apparat war Matt Gray, der Special Agent, der die Detroiter Außenstelle des FBI leitete. »Warum dauert es so lange, bis du rangehst?«
    »Was ist denn los?«, erwiderte sie, ohne auf seine Frage einzugehen.
    »Möglicher Terroranschlag in der New Center Area. West Grand Boulevard gleich gegenüber vom Ford Hospital. Alles sofort dahin.«
    Jill zog sich der Magen zusammen. Ihr schlimmster Albtraum: ein Terroranschlag auf ihrem Territorium. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Michael in Unterhose aus dem Badezimmer schlenderte. Er war über einen Meter achtzig groß und hatte breite Schultern und schmale Hüften. In diesem Augenblick traf es sie völlig unvorbereitet: Ihr Sohn, ihr kleiner Junge, war ein Mann. Er schaute sie über die Schulter an und kniff die Augen zusammen, dann verschwand er in seinem Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu. Jill konzentrierte sich wieder auf das, was Gray sagte.
    »… wird der Gefahrstoffräumdienst des Bureaus verständigt. Im Augenblick reagieren bereits Polizei und Feuerwehr, aber wir gehen davon aus, dass wir den Fall übernehmen, sobald die Dinge in Gang sind.«
    Sie hörte sich noch einige Einzelheiten an, dann legte sie auf. Eilig verließ sie das Schlafzimmer und öffnete Michaels Tür, ohne anzuklopfen. Er zog sich gerade ein schwarzes T-Shirt über, auf dem der Rapper J Slim abgebildet war; das höhnisch verzogene weiße Gesicht war von zwei Händen umgeben, die den erhobenen Mittelfinger zeigten.
    »Das trägst du nicht in der Schule«, sagte sie.
    »Mom, ich gehe doch heute Abend auf das Konzert.« Obwohl sogar seine Stimme so tief geworden war wie die eines Mannes, klang aus ihr noch eine kindliche Bockigkeit.
    Sie presste die Lippen zusammen. »Das haben wir schon besprochen. Nicht mitten in der Woche. Du hast morgen Schule.«
    »Mom, das ist der einzige Auftritt in Detroit, und Ray hat Karten.«
    »Ich habe keine Zeit, mit dir zu diskutieren. Wir haben eine Krise –«
    »Du hast ja immer 'ne Scheißkrise«, brummte Michael und wandte sich ab. Er packte seinen schwarzen Nylonrucksack und schob sich an ihr vorbei.
    »Michael …«
    Er fuhr herum, das
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