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Gift

Gift

Titel: Gift
Autoren: William Gordon
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keinen Unterschied
mehr, was ich sagte oder tat. Wenn er wütend wurde, schlug er mich ohne
Grund und redete tagelang nicht mehr mit mir, bis er wieder mit mir
schlafen wollte. Wenn ich mich weigerte, vergewaltigte er mich und
schlug mich erneut.«
    Auf ein Zeichen Bernardis hin hielt
Samuel das Band an.
    »Dieser widerwärtige Dreckskerl«, knurrte der Detective. »Und
nach außen hin gab er den anständigen, ehrenwerten Bürger.«
    »Sie hätten ihr Gesicht sehen sollen, als sie mir das alles
erzählte«, sagte Samuel. »Es war wie versteinert vor Hass und
Verbitterung, und sie sah mindestens zehn Jahre älter aus. Und ich
spreche hier von einer Frau Anfang dreißig. Mir war sehr wohl bewusst,
wie schwer es ihr fiel, das alles zu erzählen, aber ich musste alles
erfahren.«
    Samuel startete das Band wieder.
    »Ich war, wie gesagt, die Spionin meiner Familie.
Deshalb begann ich, sehr genau auf alles zu achten, was sich bei den
Hagopians tat. Ich sorgte zum Beispiel auch dafür, dass Nashwan auf der
Deponie eingestellt wurde. Ich erstattete Rupert Chatoian wöchentlich
Bericht über die neuesten Entwicklungen und erreichte, dass Armand mehr
und mehr Vertrauen in Nashwan fasste. Das war für das Gelingen des
Plans von entscheidender Bedeutung.«
    »Wer ist dieser Nashwan Aram eigentlich wirklich? Wir
wissen über ihn bisher nur, dass Nashwan Aram nicht sein richtiger Name
ist.«
    »Er ist ebenfalls ein Chatoian.«
    »Und wie heißt er mit Vornamen?«
    »John. John Chatoian.«
    »Wissen Sie, wo er lebt?«
    »In Paris. Aber wo er sich im Augenblick befindet,
weiß ich nicht. Nachdem er vor Gericht ausgesagt hat, ist er spurlos
verschwunden, und ich kann mir nicht vorstellen, dass er so schnell
wieder auftauchen wird. Meine Familie war sehr wütend auf ihn, weil er
beim Prozess alles vermasselt hat.«
    »Sie meinen, weil er den blinden Alten bestohlen hat?«
    »Ja, mit seiner Dummheit und Gier hat er unsere Pläne
zunichtegemacht, und die Mexikaner wurden freigesprochen.«
    »Worin bestand Nashwans Aufgabe genau?«
    »Das weiß ich nicht, obwohl ich es mir inzwischen
denken kann. Der Einzige, der über sämtliche Hintergründe der Sache
Bescheid weiß, ist Rupert Chatoian. Meine Hauptaufgabe bestand darin,
dafür zu sorgen, dass Nashwan auf der Deponie eingestellt wird.«
    »Heißt das, Sie waren nicht in alle Einzelheiten des
Plans eingeweiht?«
    »Das behielten die Männer für sich. Ich wusste zwar,
dass sie sich an den Hagopians rächen wollten, aber nicht, wie genau.«
    »Und dass sie ihn kastriert haben?«
    »Das haben die Türken mit dem Familienoberhaupt der
Chatoians gemacht.«
    »Und deshalb wollte Ihre Familie, dass sämtliche
Hagopian-Männer dasselbe Schicksal erlitten …«
    »So ist es. Unter Armeniern ist das eine weithin
gebräuchliche Form der Rache, die schon Generationen zurückreicht.«
    »Um noch einmal auf Ihren Mann zurückzukommen, Ma'am.
Sie wussten doch, wie schlecht er seine erste Frau behandelt bat?«
    »Nein, damals noch nicht. Aber schon bald entpuppte
er sich auch mir gegenüber als grausamer Sadist. Er hat mich auf
übelste Weise gequält. Deshalb wollte ich nur noch weg von ihm. Ich
begann, um mein Leben zu fürchten.«
    »Was meinen Sie mit: Er hat mich auf übelste Weise
gequält? Entschuldigen Sie bitte, wenn ich an diesem Punkt etwas
nachhake, Mrs. Hagopian. Für Sie ist das alles sehr schmerzhaft, aber
ich muss unbedingt wissen, was damals passiert ist.«
    »An dieser Stelle erhob sie sich«, erzählte Samuel, »und
knöpfte ihr Kleid auf. Sie nahm den BH ab und zeigte mir ihre Brüste.
Wo einmal die Brustwarzen gewesen waren, sah man nur noch zwei
hässliche Narben.«
    »Das ist sein Werk, Mr. Hamilton.«
    »Uns verschlug es die Sprache, und wir saßen nur betreten da
und blickten zu Boden, bis Almandine ihren BH wieder anzog und ihr
Kleid zuknöpfte.«
    »Unfassbar«, entfuhr es Bernardi. »Wie kann jemand so brutal
sein?«
    »Warum sind Sie damals nicht zur Polizei gegangen?«
    »Weil mich Armand umgebracht hätte. Außerdem wusste
ich, dass ich es ihm heimzahlen würde. Von diesem Moment an war ich
fest entschlossen, den Auftrag meiner Familie bis zur letzten
Konsequenz zu erfüllen.«
    Samuel schaltete das Tonbandgerät aus.
    »Wie viel von alldem wussten Sie, bevor Sie nach Paris
geflogen sind?«, fragte Bernardi den Reporter.
    »Ich wusste nur, dass sie eine Chatoian war und Nashwan Aram
ein Schwindler. Alles andere kam auch für mich völlig überraschend.«
    »Und das
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