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Gib mir meinen Stern zurück (German Edition)

Gib mir meinen Stern zurück (German Edition)

Titel: Gib mir meinen Stern zurück (German Edition)
Autoren: Amanda Frost
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gewahr wurde, der an der Windschutzscheibe prangte. Vor Schreck rutschte ihr der nackte Fuß beim Gasgeben vom Pedal, woraufhin die klobige Limousine mit quietschenden Reifen wie ein großer schwarzer Frosch aus der Parklücke hüpfte.

    Die Nacht der Nächte steuerte unumstößlich auf ihren Höhepunkt zu. In mörderischen silbernen Louboutins trippelte Valerie hinter Angelina her in den beeindruckend erleuchteten Saal des Dolby Theaters. Die bogenförmige Decken- und Bühnengestaltung sowie die Lichter der Balkone gaben ihr das imposante Gefühl, ein gigantisches Raumschiff zu besteigen. Unablässig wanderten die Lichtkegel der Scheinwerfer durch die Halle wie lange, schmale Finger, die vom Himmel herabgestreckt wurden.
    Davon scheinbar unbeeindruckt schwebte ihre Chefin mit wogenden Hüften über den nicht enden wollenden roten Teppich, begleitet von einem Blitzlichtgewitter, das einen nahezu erblinden ließ. Souverän lächelte Angelina in die Kameras, verteilte Kusshändchen und überspielte ihre Anspannung gekonnt. Das knallenge nudefarbene Abendkleid, das ihre beeindruckenden Formen umhüllte, ließ kaum etwas der Fantasie übrig und würde vermutlich für jede Menge Gesprächsstoff sorgen. Immer wieder schüttelte sie die langen, glänzenden Locken, die ihr neckisch um die Schultern tanzten. Und selbst wenn sie den Oscar nicht einsacken würde, wäre sie mit ihrem unbestreitbaren Sinn für sensationelle Auftritte mit Sicherheit der Hingucker des Abends.
    Ab und an glitten gierige Männerblicke auch über Valeries schlanken Körper in dem eng anliegenden schwarzen Abendkleid. Doch da sie sich im Einflussbereich dieses Bildes der Perfektion und Extravaganz grundsätzlich vorkam wie eine Vogelscheuche, nahm sie die Avancen nicht einmal wahr.
    Minuten später schlossen sich die Türen des großen Saals wie von Geisterhand, alle Lichter erloschen und ein strahlender Billy Crystal betrat die Bühne. Das ultimative Show-Event des Jahres nahm seinen Lauf. Ein Geruch von schwerem Parfum vermischt mit unterdrücktem Angstschweiß waberte durch die Luft. Wo Valerie auch hinsah, entdeckte sie angespannt lächelnde Hollywoodgrößen. Anstatt die allgemeine Euphorie zu teilen, wollte sie jedoch nur hier raus. In den letzten drei Jahren hatte sie viel zu viel Promi-Luft geschnuppert, und diese abgehobenen, problembehafteten Botox Monster verursachten ihr Brechreiz.
    Unauffällig schielte sie zu Angelina hinüber, die stocksteif, aber mit einem berauschenden Lächeln auf den Lippen, neben ihr kauerte.
    Und dann war es endlich soweit!
    In wenigen Sekunden würde das bestgehütete Geheimnis Hollywoods gelüftet werden, nämlich, wer den diesjährigen Oscar für die weibliche Hauptrolle sein Eigen nennen durfte. Da wurde auch schon der Umschlag geöffnet, der Zettel mit dem Namen herausgezogen, und …
    … der Name „Meryl Streep“ hallte durch den Saal. Valerie hatte es geahnt! Wieder hatte ihre Chefin es nicht geschafft. In diesem Moment fing die Kamera erbarmungslos Angelinas Gesicht ein. Mit statuenhaftem Blick strahlte die dunkelhaarige Schönheit von den großen Leinwänden im Saal. Nach außen hin wirkte sie unbeteiligt, aber Valerie wusste genau, was in Angelinas Innerem vorging.
    Und während sich die Preisverleihung unausweichlich dem Ende näherte, nahm Valerie das Geschehen um sich herum gar nicht mehr richtig wahr. Verstohlen wischte sie sich kleine Schweißperlen von der Stirn, betastete prüfend ihre hochgesteckten Haare und dachte verdrossen an die beeindruckende Laudatio, die sie verfasst hatte. Immer wieder hatte sie den Text redigiert, da er nicht Angelinas Zustimmung gefunden hatte. Sogar ihr Studium hatte sie in den letzten Wochen hinten angestellt, da die Showgröße sie von morgens bis abends mit ihren überzogenen Wünschen auf Trab gehalten hatte.
    Alles umsonst!
    Nun half nur noch eins: Der frustrierten Primadonna in den nächsten Wochen tunlichst aus dem Wege zu gehen. Welch ein Glück, dass Valerie in die Business Class nach München gebucht war, wohingegen sich Angelina wie immer in der First aalte. Die Flugbegleiter taten ihr jetzt schon leid.
    Tosender Applaus riss sie aus ihrer Trance. Wie ein einziger Mensch erhob sich die Menge, während grelles Licht aufflackerte und sie einen Augenblick lang blendete. Als sie blinzelnd neben sich schaute, hatte ihre Begleiterin bereits das Weite gesucht. In der Menge entdeckte sie noch kurz das Glitzern von Angelinas Kleid, dann schien die Diva wie vom
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