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Ghostwalker 03.5

Ghostwalker 03.5

Titel: Ghostwalker 03.5
Autoren: Michelle Raven
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Bewegung verursachte einen reißenden Schmerz in seinem Rücken, mehr als einmal war er am Rand einer Ohnmacht, doch er kämpfte sich immer wieder ins Bewusstsein zurück.
    Unter den Bäumen war es kühler, und mit seinem nackten Oberkörper und der nassen Jeans am Leib fror er erbärmlich. Mit jeder Minute wurde es düsterer, und bald schon würde es ganz dunkel sein. Wenn er bis dahin keinen Unterschlupf gefunden hatte, würde er im Freien übernachten müssen. Die Vorstellung trieb ihn trotz seiner tiefen Erschöpfung weiter. Doch irgendwann brach er zusammen, und es gelang ihm nicht, wieder auf die Beine zu kommen. Seine Augen schlossen sich, und er versank in der Dunkelheit.

    Hazel wusste, dass sie sich nicht einmischen sollte, aber sie konnte es nicht mehr mit ansehen. Zuerst hatte sie geglaubt, dass der Fremde aufstehen und nach Hause zurückkehren würde, wenn er sich erholt hatte, aber er schien so schwer verletzt zu sein, dass er nicht einmal gehen konnte. Auf Händen und Knien war er durch den Wald gekrochen. Immer wieder war er hingefallen, und von Mal zu Mal hatte es länger gedauert, bis er hochgekommen war. Er schien nicht zu wissen, dass es in dieser Richtung außer Wildnis nichts gab, keine Straßen, keine Behausungen, niemanden, den er um Hilfe bitten konnte. Vorsichtig näherte sie sich ihm, jederzeit zur Flucht bereit, wenn er sich bewegte. Doch er lag mit geschlossenen Augen da und schien tief zu schlafen. Hazel kniete sich neben ihn und blickte in sein Gesicht. Es wirkte gerötet, und als sie seine Stirn berührte, fühlte sie sich heiß an.
    Besorgt biss sie sich auf die Lippe. Sie konnte ihn nicht ungeschützt auf dem kalten Boden liegen lassen. Schon gar nicht mit nasser Hose. Hazel richtete sich auf. Nachdem sie ihn aus dem Fluss gerettet hatte, fühlte sie sich für ihn verantwortlich. Außerdem konnte sie nicht vergessen, wie er sie mit seinen dunklen Augen angesehen und „Engel“ genannt hatte. Irgendetwas war in diesem Moment zwischen ihnen geschehen. Sanft strich sie ihm die Haare aus dem Gesicht. Mit den hohen Wangenknochen, und der kräftigen Nase hatte er erkennbar indianische Züge, und sie konnte sich noch genau erinnern, wie sich sein fein geschnittener Mund unter ihren Lippen angefühlt hatte. Mit einem stummen Fluch schob sie den Gedanken beiseite.
    Zuerst musste sie herausfinden, was ihm fehlte. Vielleicht hatte er sich bei seinem Sturz schwer verletzt. An seinem Kiefer erkannte sie eine Prellung, aber sie schien nicht schlimm zu sein. Auch auf seiner Brust und den Armen fand sie weitere dunkle Flecken und Schwellungen. Ein Schauder lief durch seinen Körper, Gänsehaut bildete sich, er fror offensichtlich. Nach kurzem Zögern öffnete sie den Knopf und Reißverschluss seiner Hose und begann, den nassen Stoff von seinen Beinen zu ziehen. Auch die Boxershorts und Socken entfernte sie und hängte sie zum Trocknen über einen Busch. Hazel bemühte sich, ihn nicht anzustarren. Zwar war sie den Anblick nackter Menschen gewöhnt, aber dieser Fremde gehörte nicht zu ihrer Gruppe, und sie konnte ihre Neugier kaum unterdrücken.
    Sein Stöhnen weckte sie aus ihrer Betrachtung, und sie spürte, wie ihre Wangen heiß wurden. Wie hatte sie nur einen Moment vergessen können, dass er krank war? Vorsichtig drehte sie ihn auf den Bauch, um herauszufinden, ob er vielleicht am Rücken eine Verletzung hatte, die seinen Zustand erklären könnte.
    Tatsächlich. Als sie seinen Rücken sah, atmete sie erschrocken ein. Er war mit unzähligen Prellungen und roten Striemen bedeckt. Tränen traten ihr in die Augen, als ihr bewusst wurde, dass diese Verletzungen nicht von seinem Sturz herrühren konnten, sondern ihm absichtlich zugefügt worden waren. Die Wut, die sie bei dem Gedanken überkam, überraschte sie. Sie sollte sich nicht in etwas einmischen, das sie nichts anging, sondern sich darauf beschränken, ihn wieder gesund zu pflegen.
    Rasch stand sie auf und lief zu ihrem Versteck, das nicht weit entfernt lag. Dort hatte sie einige nützliche Dinge verstaut, die sie nun mitnahm. Hazel setzte sich neben ihn und begann vorsichtig, eine Salbe auf die Wunden auf dem Rücken des Jugendlichen zu streichen. In einigen Tagen sollte nichts mehr von ihnen zu sehen sein. Sie spürte, wie sich seine Muskeln unter ihren Händen entspannten, ein Zeichen, dass er sogar im Schlaf Erleichterung empfand.
    Eine Decke hatte sie leider nicht dabei, deshalb musste sie sich mit Moos, Zweigen und Gräsern behelfen,
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