Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gezaehmt im Bett einer Lady

Titel: Gezaehmt im Bett einer Lady
Autoren: Loretta Chase
Vom Netzwerk:
Hut neigte sich erst in die eine, dann in die andere Richtung, während sie das Stück, das sie interessierte, von allen Seiten betrachtete.
    „Gut, willst du einen kennenlernen?“, fragte Trent ungeduldig. „Oder willst du weiter dort stehen und die ganze Zeit den Trödel betrachten?“
    Sie richtete sich auf, wandte sich aber nicht um.
    Bertie räusperte sich. „Jessica“, sagte er entschlossen, „Dain. Dain ... verflixt, Jess, kannst du deinen Blick nicht mal eine Minute von dem Krempel losreißen?“
    Sie drehte sich um.
    „Dain - meine Schwester.“
    Sie schaute auf.
    Und eine Hitzewelle - rasch und heftig - erfasste Dain von seinem Scheitel bis zu den Sohlen seiner mit Champagnerpaste polierten Stiefel. Auf die Hitze folgte sogleich kalter Schweiß.
    „Mylord“, sagte sie mit einem knappen Nicken.
    „Miss Trent“, erwiderte er. Und dann war es ihm unmöglich, selbst wenn sein Leben davon abgehangen hätte, eine weitere Silbe von sich zu geben.
    Unter dem monströsen Hut befand sich das perfekte Oval eines Gesichts mit einem makellosen hellen Porzellanteint. Dichte rußschwarze Wimpern umrahmten silbergraue Augen, die an den Enden perfekt nach oben geschwungen waren, in vollkommener Harmonie mit ihren hohen Wangenknochen. Ihre Nase war gerade und zierlich schmal, ihr Mund weich und rosa und nur ein wenig voll.
    Sie war nicht klassische englische Vollkommenheit, aber unleugbar auf eine Weise vollkommen, und da er weder blind noch dumm war, erkannte Lord Dain, was er da sah.
    Wenn sie eine Figur aus Sevresporzellan gewesen wäre oder ein Ölgemälde oder ein Wandteppich, hätte er sie auf der Stelle gekauft und wegen des Preises nicht gefeilscht.
    Einen wahnwitzigen Moment lang, während er unwillkürlich in Erwägung zog, sie von ihrer Alabasterstirn bis zu den Spitzen ihrer zierlichen Zehen abzulecken, überlegte er, wie hoch ihr Preis wohl wäre.
    Aber aus dem Augenwinkel erhaschte er einen Blick auf sein Spiegelbild.
    Sein dunkles Gesicht war hart und harsch, das Antlitz von Beelzebub selbst. In Dains Fall konnte man das Buch anhand des Einbandes treffend beurteilen, denn er war auch innerlich dunkel und hart. Seine Seele war wie Dartmoor, wo der Wind heftig blies und der Regen auf schroffe graue Felsen prasselte und wo die hübschen grünen Flecken in Wahrheit Moorlöcher waren, in denen ein Ochse versinken konnte.
    Jeder mit auch nur einem halben Hirn konnte die Warnschilder lesen, die überall aufgestellt waren: „Lass alle Hoffnung fahren, Unseliger, der du hier eintrittst“ oder noch passender: „Achtung -Treibsand!“
    Und ebenso unverkennbar war das Geschöpf vor ihm eine Dame, und um sie mussten keine Schilder aufgestellt werden, um ihn zu warnen. Damen waren in seinem Wörterbuch unter Pest, Seuchen und Hungersnot aufgelistet.
    Mit der Rückkehr seiner Vernunft merkte Dain, dass er sie eine ganze Weile kühl gemustert haben musste, weil Bertie sich - offensichtlich gelangweilt - abgewandt hatte, um ein Paar hölzerner Soldaten zu betrachten.
    Dain raffte seinen Verstand zusammen. „Waren Sie nicht an der Reihe, etwas zu sagen, Miss Trent?“, fragte er spöttisch. „Wollten Sie nicht eine Bemerkung über das Wetter machen? Ich glaube, das betrachtet man gemeinhin als richtigen - oder besser sicheren - Weg, eine Unterhaltung zu beginnen.“
    „Ihre Augen“, sagte sie, und ihr Blick blieb ganz ruhig und fest, „sind tiefschwarz. Rein verstandesmäßig weiß ich, es kann nur ein sehr dunkles Braun sein. Aber die Illusion ist... überwältigend.“
    Es fühlte sich an, als habe er einen Stich in die Gegend seines Zwerchfells bekommen oder in den Bauch, das konnte er nicht genau sagen.
    Seine Fassung geriet nicht ins Wanken. Er hatte Selbstbeherrschung auf die harte Tour gelernt.
    „Die Unterhaltung hat sich mit erstaunlicher Geschwindigkeit der persönlichen Ebene zugewandt“, erwiderte er gedehnt. „Sie sind von meinen Augen fasziniert.“
    „Ich kann nichts dagegen tun“, sagte sie. „Sie sind außergewöhnlich. So völlig schwarz. Aber ich möchte Sie nicht in Verlegenheit bringen.“
    Mit einem leisen Lächeln drehte sie sich wieder zu dem Schaukasten um.
    Dain war sich nicht sicher, was genau mit ihr nicht stimmte, aber er zweifelte nicht daran, dass es etwas war. Er war Lord Beelzebub, oder etwa nicht? Sie müsste in Ohnmacht sinken oder sich wenigstens in Entsetzen von ihm wenden. Doch sie hatte ihn kühn angeschaut, und einen Moment lang hatte es so ausgesehen, als flirte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher