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Gewalt ist eine Loesung

Gewalt ist eine Loesung

Titel: Gewalt ist eine Loesung
Autoren: Schubert Stefan
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Auffällig oft dann, wenn die Berichterstatter sich wieder einmal für das Verhalten sogenannter deutscher »Fans« im Ausland öffentlich entschuldigen mussten.
    Frank und ich standen in der Halbzeitpause am Bierstand, wo einige der OWT-Jungs auch schon mal das gesamte Spiel verbrachten. Wir bekamen mit, dass nach dem Spiel ein Treffpunkt mit »Bo-City« vereinbart worden war – wo und wann das sein würde, sagte uns niemand. Die Arminia indes kämpfte weiter auf dem Spielfeld und trotzte dem Erstligisten ein 0:0 nach Verlängerung ab. Es würde also 14 Tage später zu einem Rückspiel in Bochum kommen. Davor sollte es allerdings noch ein Nachspiel irgendwo in Bielefeld geben …
    Das wollten wir sehen. Die Gefahr, der Reiz des Verbotenen und die Macht der Gewalt zogen uns magisch an. Zum Ende der Verlängerung bemerkten wir, dass die Blue Army in Block 4 sich in Zweier- und Dreiergruppen langsam aus dem Stadion absetzte. Die Jungs wollten sich in ihrer Stammkneipe, der »Karlsklause« – etwa 500 Meter vom Stadion entfernt –, sammeln. Wie wir später erfuhren, war das Treffen mit den Bochumern auf eine Viertelstunde vor Abpfiff in einem angrenzenden Park verabredet.
    Bis zum Schlusspfiff war kein einziger Bochumer Hooligan mehr zu sehen. Was war los? Wollten die etwa kneifen? Sich auf Schleichwegen heimlich verziehen? Frank und ich konnten unsere Enttäuschung kaum verbergen. Da wollten wir endlich Zeuge einer ordentlichen Schlägerei werden – und dann so was. Außer den Zuschauermassen, welche die Straße vor der »Karlsklause« immer mehr verstopften, war nichts in dem Gewühl zu entdecken. Die geordnete Unordnung nach einem Fußballspiel, mehr auch nicht. Doch dann konnten wir auf der gegenüberliegenden Straßenseite plötzlich die etwa 50 Mann von Bo-City ausmachen, die sich im Schutze der Zuschauer unauffällig in unsere Richtung bewegten. An einer Baustelle, die sie passieren mussten, bewaffneten sie sich lautlos und fast unbemerkt mit Steinen und Knüppeln. Die Sache stieg also doch!
    Die Bochumer hatten das Parkgelände erreicht. Und die Jungs des OWT waren schon unterwegs. Wir konnten erkennen, wie sie sich in einer dichten Traube aus ihrer Kneipe in den Park schlängelten. Still, leise und diszipliniert. Kein Gegröle, keine Gesänge, nichts. Lautlos marschierend bewegten sie sich dahin, bewaffnet mit Biergläsern und Flaschen. Es war wie in einem Film. Die Bochumer formierten sich auf einer kleinen Anhöhe. Und dann, urplötzlich, fingen sie an, mit ihren Knüppeln und Steinen rhythmisch auf den Asphalt zu schlagen. Klatsch, klatsch, klatsch. Die Jungs vom OWT – ebenfalls 50 Mann – waren noch etwa 70 Meter entfernt. Ganz vorne gingen der Onkel und der harte Kern der Gruppe. Ihre Gesichter waren angespannt. Ihr Gang wandelte sich, wie auf ein geheimes Zeichen hin, in einen leichten Trab. Der Angriff stand unmittelbar bevor. Und dann setzten sich auch die Bochumer in Bewegung und stürmten den Bielefeldern entgegen.
    Genau in diesem Augenblick preschte eine Gruppe von Polizisten zwischen die Fronten. Sie sprühten sofort Tränengas, noch bevor es zu einem direkten Kontakt zwischen den beiden Gruppen kam. Die Schlägertrupps beider Seiten zogen sich sofort zurück, um den Gummiknüppeln der Polizei und den drohenden Verhaftungen zu entgehen. Die Polizei erhielt von allen Seiten Verstärkung und versuchte, das gesamte Areal abzusperren. 1:0 für die Staatsgewalt. Gar nicht so schlecht, dachten wir uns. Einige Beamte hatten sich offenbar nach Spielende unauffällig an die Bochumer Hooligans gehängt und waren somit noch rechtzeitig im Park, um die Schlägerei zu verhindern. Und keiner hatte es bemerkt.
    Die Jungs beider Gruppen verschwanden so unauffällig, wie sie gekommen waren. Sie setzten sich in Kleingruppen oder alleine in Richtung Innenstadt ab. Zwischendurch kam es doch noch zu vereinzelten Festnahmen. Aber die Mobs waren zu verstreut und es standen zu viele Polizisten auf den Straßen Bielefelds, um ein weiteres spontanes Aufeinandertreffen kurzfristig organisieren zu können. Die Sache war gelaufen. Frank und ich ließen uns mit den abziehenden Zuschauermassen in die Innenstadt treiben. Dort sahen wir noch einige von den Jungs, die sich erneut sammelten. Aber der Gegner blieb leider aus. Noch voller Adrenalin – fasziniert von dem Erlebten –, beschlossen Frank und ich, mit zu dem Rückspiel nach Bochum zu fahren. Wir konnten die Macht und Stärke der Blue Army sehen und spüren. Die
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