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Geteilter Tod - Norman, H: Geteilter Tod - Caged

Geteilter Tod - Norman, H: Geteilter Tod - Caged

Titel: Geteilter Tod - Norman, H: Geteilter Tod - Caged
Autoren: Hilary Norman
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nennen, was sein Taufname war und aus der Bibel stammte, wie sie betonte) hatten bald schon gegenseitigen Respekt entwickelt. Mit der Zeit war dann mehr daraus geworden, eine echte Freundschaft.
    Dann hatte ein Killer, der sich »Cal der Hasser« nannte und befürchtete, Mildred könne ihn identifizieren, eines Abends zugeschlagen. Wie durch ein Wunder hatte Mildred überlebt, doch seit jenem Tag hatte Sam es bei der Vorstellung gegraust, dass Mildred zurück auf die Straße ging.
    Sams Vater David, der sich damals angewöhnt hatte, Mildred im Miami General Hospital zu besuchen, und der diese Treffen wegen des Mutes und der geistigen Wendigkeit Mildreds genoss, dachte genauso und hatte darüber hinaus das Gefühl, dass Mildred insgeheim den Wunsch verspürte, wieder gebraucht zu werden. Deshalb hatte David immer wieder Bemerkungen darüber fallen lassen, wie groß sein Haus für einen alleinstehenden älteren Herrn wie ihn doch sei und wie sehr er die Gespräche mit Mildred zu schätzen gelernt habe. Schließlich hatte er ihr das Angebot gemacht, die Zeit ihrer Rekonvaleszenz in seinem Haus zu verbringen.
    »Ein Untermieter scheint mir da angebrachter zu sein«, hatte Mildred geantwortet.
    »Ich will aber keinen Fremden«, sagte David.
    »Er wäre ja nicht lange fremd«, belehrte Mildred ihn. »Und er würde dir Miete zahlen, was ich nicht könnte, wie du weißt.«
    »Ja, aber zum Glück brauche ich das Geld nicht«, sagte David.
    »Komisch. Die meisten Leute scheinen nicht genug davon kriegen zu können.«
    »Deine Gesellschaft wäre mir viel mehr wert«, war David beharrlich geblieben. »Außerdem genehmige ich mir gern mal ein Glas Manischewitz Concord Grape, genau wie du.«
    »Falls Samuel verleumderische Äußerungen über meinen guten Charakter verbreitet haben sollte«, gab Mildred böse zurück, »werde ich mich mit ihm unterhalten müssen.«
    »Samuel meint, du bist die Größte«, sagte David.
    Es war das erste und einzige Mal, dass er Mildred erröten sah.
    An Mildred war weit mehr als auf den ersten Blick zu sehen war, obwohl sie eine durchaus attraktive Frau war mit ihren blauen Augen und dem ebenmäßigen Gesicht, das weicher geworden war, seitdem sie nicht mehr auf der Straße lebte. Außerdem trug sie jetzt eine neue Frisur, die den feinen Schnitt ihres Gesichts unterstrich. Mildred hatte geglaubt, ihre Eitelkeit sei schon lange dahin, doch jetzt genoss sie insgeheim die Schmeicheleien, die ihr neues Erscheinungsbild ihr einbrachte; sie erinnerten sie an die Komplimente, die Donny, ihr verstorbener Verlobter, ihr früher gemacht hatte.
    Durch ihre neuen Freunde war alles anders geworden.
    Dr. Becket war ein kluger, ein wenig unordentlicher, zerstreuter Mann mit zerfurchtem Gesicht - ein »liebenswertes Schlachtross«, wie Mildred ihn insgeheim nannte. Und Grace, Samuels attraktive Ehefrau, schien mehr als die meisten anderen Menschen zu begreifen, dass Mildred Zeit, Freiraum und vor allem Privatsphäre brauchte.
    Ihr Held jedoch war Samuel, der eins dreiundneunzig große afroamerikanische Cop, der ihr stets Respekt entgegengebracht hatte. Der weder Kosten noch Mühen gescheut hatte, um ihr ein eigenes Mobiltelefon zu beschaffen, damit sie sicher war vor einem Fremden, der ihr Angst gemacht hatte. Sam war ein Mann mit einer wundervollen Familie, netten Freunden und einem Beruf, der für die Bürger von Miami Beach wirklich von Bedeutung war. Ein Mann, der an den meisten Tagen viel zu viel arbeitete, sich aber trotzdem Zeit für andere Menschen genommen hatte, auch für Mildred. Und der in seiner eigenen Familie Platz für sie geschaffen hatte.
    Doch Menschen um sich zu haben, denen man etwas bedeutete, bedeutete auch Verantwortung, wie Mildred erfahren musste. Und es war merkwürdig für sie, ein Zimmer zu haben, das Davids beharrlicher Aussage zufolge ihr eigenes war, sich aber nie wie ihr eigenes anfühlte. Wände störten Mildred noch immer; deshalb hatte es schon einige schlaflose Nächte gegeben, in denen sie sich danach gesehnt hatte, wieder draußen zu sein, auf der Straße, allein mit dem Rauschen des Meeres und dem freien Blick zum Nachthimmel.
    Obwohl sie dann wieder einsam gewesen wäre.
    »Wenn ich noch länger bei dir zu Besuch bleibe«, hatte sie im vergangenen Herbst einmal zu David gesagt, »muss ich irgendwas tun, um mir meinen Aufenthalt zu verdienen.«
    »Du hilfst doch, auf Joshua aufzupassen«, hatte David geantwortet.
    Sie hatten nach dem Abendessen in der Küche die Teller
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