Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gestrandet

Gestrandet

Titel: Gestrandet
Autoren: Christie Golden
Vom Netzwerk:
für den Anbau eignen, sobald auf Mischkara bessere Verhältnisse herrschen. Nach wie vor wissen wir nicht, ob unsere Heimatwelt noch existiert, und vielleicht dauert diese Unwissenheit noch lange Zeit. Dies ist jetzt unsere neue Heimat, und wir werden alles daransetzen, hier ein glückliches Leben zu führen. Wir danken Ihnen sehr.«
    Er streckte seine Pranke aus und rieb ihr kreisförmig den Rücken – eine Geste, die sie inzwischen gut kannte und zu schätzen wußte. Janeway wiederholte sie bei Hrrrl und sah lächelnd zu dem großen Sshoush-shin auf, der so gefährlich wirkte und sich doch durch ein sanftes Wesen auszeichnete.
    »Wir konnten Ihnen nur helfen, weil Sie uns zu überleben halfen«, betonte sie.
    »Es war eine gute Lektion, von der auch unsere Kinder erfahren sollen.«
    Aus den Augenwinkeln beobachtete Janeway, wie bei dem Wort Kinder ein Schatten von Trauer über Kes’ Gesicht huschte. Die Reaktion der Ocampa verwirrte sie, aber sie kam nicht darauf zu sprechen. »Sind Sie für die Rückkehr zur Voyager bereit, Kes?« fragte sie.
    »Einen Augenblick, Captain.« Kes lächelte unsicher, trat dann zu Aren Yashar. Sie sah zu dem früheren Anführer der Ja’in auf und musterte ihn aufmerksam. Zunächst blieb die Maske intakt, aber schließlich veränderte sich sein
    Gesichtsausdruck. Verblüfft stellte Janeway fest, daß die Züge des Rhulani echtes Gefühl zum Ausdruck brachten.
    »Dies muß keine Strafe sein«, sagte Kes leise.
    Aren lachte humorlos, und es klang recht verbittert. »Glaubst du?«
    »Ja«, bestätigte Kes. »Für lange Zeit haben Sie Ihr Verhalten von Schmerz und Zorn bestimmen lassen, Aren. Sie litten so sehr, daß Sie Ihr Leid weitergeben wollten. Sie versuchten, den Kummer im Vergnügen zu vergessen, die Pein unter Reichtum und Macht zu begraben. Sie bemühten sich, die eigene Furcht zu überwinden, indem Sie in anderen Personen Furcht
    weckten. Und deshalb klebt nun Blut an Ihren Händen.«
    Sie berührte Yashars Hände, zog behutsam seine Finger auseinander und streichelte die bunt schillernden Häute zwischen ihnen.
    »Seien Sie stolz auf Ihre Flügel«, sagte sie, und Janeway war erneut überrascht. Jene Buckel auf dem Rücken, die Aren immer zu verbergen versuchte – sie stammten von Flügeln?
    »Lassen Sie sich von ihnen daran erinnern, daß Ihr Volk einst fliegen konnte.«
    »Nie wieder wird ein Rhulani fliegen«, erwiderte Yashar scharf, zog seine Hand zurück und ballte sie zur Faust.
    »Vielleicht werden keine Rhulani-Kinder mehr geboren«, fuhr Kes ruhig fort. »Aber es wird Kinder der Kakkiks und Sshoush-shin geben. Kinder, die sich erinnern und ihre Erinnerungen an die eigenen Kinder weitergeben. Sie wären als skrupelloser Verbrecher in die Geschichte eingegangen, Aren. In den kommenden Jahrhunderten können Sie das
    verhindern. Und wenn die Rhulani eines Tages ausgestorben sind… Vielleicht sprechen die Bewohner von Mischkara dann so von ihnen, als seien es Verbündete und keine Feinde gewesen, Freunde, die die Weisheit von Jahrhunderten mit ihnen teilten. Erinnerungen sind eine Form von
    Unsterblichkeit. Nehmen Sie dieses Geschenk und nutzen Sie es gut.« Sie berührte ihn an der Wange. »Fliegen Sie.«
    Aren schluckte, und seine Augen glänzten. Er wandte sich ab.
    Kes trat wieder an die Seite des Captains und wirkte noch immer vollkommen gefaßt. Diesmal rollten ihr keine Tränen über die Wangen. »Ich bin soweit, Captain.«
    Vor der Entmaterialisierung sah Janeway, wie sich Aren Yashar noch einmal umdrehte und einen letzten Blick auf die kurzlebige Frau warf, die sein Leben so sehr verändert hatte.
    Mit einem leisen Zischen öffnete sich die Tür, und Janeway betrat den hydroponischen Raum.
    Sie wußte nicht genau, warum sie hierhergekommen war.
    Eigentlich hatte sie ihr Quartier aufsuchen, sich dort mit einer Tasse Kaffee stärken und einen Nachruf auf den armen Bokk schreiben wollen. Statt dessen schienen die Füße einen eigenen Willen zu entwickeln und trugen sie hierher.
    War es wirklich erst neun Tage her, seit sie hier mit Kes gestanden, die Cymarri bewundert und sich gefragt hatte, was sie an Bord der Raumstation Oase erwarten mochte? Es fühlte sich wie neun Jahre an. Der Flug nach Oase hat in uns allen tiefe Spuren hinterlassen, dachte Janeway.
    Die Cymarri wies deutlich darauf hin, daß keine neun Jahre vergangen sein konnten – sie blühte. In ein oder zwei Tagen würde die Blume verwelken. Dann verwandelte sich das prächtige Purpur in stumpfes
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher