Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gestohlene Stunden des Glücks (Julia) (German Edition)

Gestohlene Stunden des Glücks (Julia) (German Edition)

Titel: Gestohlene Stunden des Glücks (Julia) (German Edition)
Autoren: Sarah Morgan
Vom Netzwerk:
würde.
    Sie sah ihn vor sich, seine dunklen Augen unter dichten schwarzen Wimpern, seinen schönen, entschlossenen Mund … Energisch verbot sie sich jeden weiteren Gedanken an ihn und ging in die Küche, um fertig aufzuräumen.
    Sie legte sich ins Zeug, bis alles vor Sauberkeit blitzte und sie so müde war, dass sie außer körperlicher Erschöpfung nichts mehr spürte. Dann holte sie sich ein Bier aus dem Kühlschrank und nahm es mit auf den hölzernen Anlegesteg vor dem Restaurant.
    Die Fischerboote, die früh morgens wieder aufs Meer hinausfahren würden, schaukelten träge auf den dunklen Wellen. Normalerweise konnte sie sich hier nach getaner Arbeit entspannen, doch heute versagte ihr kleines Ritual.
    Sie kickte die Schuhe von den Füßen, setzte sich an den Rand des Stegs und ließ die Zehen ins Wasser baumeln. Ihr Blick glitt zu den Lichtern des Ferrara Beach Club Hotels am gegenüberliegenden Ufer der Bucht. Achtzig Prozent der Leute, die bei ihr aßen, waren Gäste des Hotels. Sie kam mit den Reservierungen kaum nach. Nachdenklich setzte sie die Flasche an die Lippen und trank. Die Schattenseite ihres Erfolgs war, dass sie dadurch die Aufmerksamkeit des Feindes auf sich gezogen hatte.
    In ihrem Bemühen, für sich und ihren Sohn zu sorgen und ihn vor allem Unheil zu beschützen, hatte sie selbst für seine Entdeckung gesorgt.
    „Fiammetta!“
    Die scharfe Stimme ihres Großvaters riss sie aus ihren Gedanken. Sie sprang auf und ging zurück zu der massiven Villa aus grauem Stein, die seit Generationen ihrer Familie gehörte. „Come stai, nonno?“ , fragte sie so unbefangen wie möglich. „Wie geht’s dir, Großvater?“
    „Wie soll es mir schon gehen, wenn ich mit ansehen muss, wie meine Enkelin sich zu Tode schuftet?“ Grimmig musterte er die Bierflasche in ihrer Hand. „Männer mögen keine Frauen, die Bier trinken.“
    „Gut, dass ich keinen habe, der mir deswegen Vorwürfe machen könnte.“ Immerhin war ihr Großvater wieder fit genug, um an ihr herumzumäkeln. Sie kannte es nicht anders. Es war seine spezielle Art, ihr seine Liebe zu zeigen. Jedenfalls redete sie sich das ein. „Warum bist du so spät noch auf?“
    „Ich habe Luca weinen gehört.“
    „Er hat schlecht geträumt und wollte noch mal in den Arm genommen werden.“
    „Du solltest ihn weinen lassen“, knurrte ihr Großvater. „Wie soll ein Mann aus ihm werden, wenn du ihn so verhätschelst? Dauernd schmust irgendwer mit ihm herum.“
    „Er wird ein toller Mann werden. Der beste, glaub mir. Ein Kind kann gar nicht genug Liebe bekommen.“
    „Habe ich jemals so ein Getue um meinen Sohn gemacht?“
    Nein. Und wir wissen ja, was aus ihm geworden ist.
    „Geh schlafen, nonno .“
    „Du hast mich damals gefragt, ob du ein paar Gäste bewirten darfst“, fuhr er missmutig fort, während er mit schmerzverzerrtem Gesicht über die Veranda in Richtung Meer schlurfte.“ Und jetzt wimmelt es hier von Leuten, denen du gutes sizilianisches Essen bei Kerzenlicht servierst, obwohl sie frisch zubereitete Spezialitäten nicht von Fastfood unterscheiden können.“
    „Die Leute kommen von weither, um hier zu essen. Mein Geschäft läuft gut.“
    „Du solltest gar kein Geschäft führen.“ Schwerfällig ließ er sich auf seinem Lieblingsplatz nahe am Wasser nieder, wo er schon gesessen hatte, als sie noch ein kleines Mädchen gewesen war.
    „Ich baue mir eine Existenz auf. Eine Zukunft für mich und mein Kind.“ Nur dass diese Zukunft jetzt ernsthaft bedroht war. Um nicht in Versuchung zu geraten, ihrem Großvater ihr Herz auszuschütten, bot sie an, ihm etwas zu trinken zu holen.
    Irgendwann würde sie ihm gestehen müssen, dass sein heiß geliebter Urenkel das Kind des Mannes war, den er aus tiefstem Herzen hasste. Aber erst musste sie sich eine Strategie zurechtlegen. Seit Luca auf der Welt war, war der Name Ferrara im Hause Baracchi nicht mehr gefallen. Sie hatte ihren Großvater zum Schweigen verdonnert, Lucas wegen. Wenn er nichts Gutes über die Ferraras zu sagen hatte, sollte er lieber gar nichts sagen.
    Zum Glück hatte er sich bis jetzt daran gehalten. Vielleicht hatte ihn das Alter tatsächlich milder gestimmt. Sie konnte es nur hoffen.
    „Also, was hast du auf dem Herzen?“ Sie schenkte ihm einen Grappa ein.
    „Abgesehen davon, dass du dich jeden Abend in der Küche abrackerst, während fremde Leute auf dein Kind aufpassen?“
    „Luca tut es gut, auch mit anderen zusammen zu sein. Gina liebt ihn von ganzem Herzen.“
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher