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Gestaendnisse

Gestaendnisse

Titel: Gestaendnisse
Autoren: Richard Samaro
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halbe Stunde vergangen, mein Kaffee war längst kalt und vor Aufregung begann ich nervös an den Fingernägeln zu kauen, als abermals das Telefon klingelte.

    „Ach, diese wunderschönen Rosen und wie gut die Duften. Die Versuchung war einfach zu groß. Möchtest du die kurze Version hören, oder soll ich dir all die schmutzigen Details erzählen?“
    Ich war völlig verstört, wusste nicht was ich antworten sollte. Was war das für ein Spiel? Was hatte sie vor? Ohne auf eine Antwort von mir zu warten fuhr sie fort:

    „ich hab einfach die Füße leicht gespreizt auf die Armaturen gestellt, die Augen geschlossen und mir das Kleid noch ein bisschen höher geschoben. Es ist ein wunderschönes Gefühl, so warm, so unendlich weich und feucht.“
    Ich hörte noch ihr sanftes Stöhnen, dann breitete sich abermals Stille in der Leitung aus. Wieder hatte sie aufgelegt. Wieder stand ich da wie ein begossener Pudel, der nicht wusste was er sagen oder tun konnte. Mich überkam das sicher Gefühl, dass mir diese Sache ganz gehörig aus den Fingern geglitten war, und dass das einzige, was ich jetzt noch tun konnte, war abzuwarten. Resigniert legte ich den Hörer zur Seite. Vieh, das zur Schlachtbank geführt wird - schoss es mir durch den Kopf. Dieser Frau war ich nicht gewachsen. Meine Gedanken überschlugen sich.
    Ich hatte bereits meinen sechzehnten Kaffee zu mir genommen. Meine Finger begannen auf Grund der hohen und ungewohnten Koffein-Dosis bereits zu zittern. Vielleicht war auch die Aufregung oder die verrückte Situation, in die ich mich gebracht hatte, ein bisschen daran schuld. An die quitschige, nerven zerreißende Stimme der hübschen Bedienung hatte ich mich ab dem vierten Kaffee gewöhnt. An ihre Stelle trat das laute Ticken der großen, hölzernen Wanduhr, das nun unbarmherzig an meinen Nerven sägte. Stunden waren vergangen, ohne das mein Telefon geklingelt hätte. Ganz langsam machte sich Ernüchterung in mir breit. Ich werde mich wohl lernen müssen mit einer Niederlage zu leben. Dieser Frau war ich nicht gewachsen. Noch einmal rief ich mir die sündigen Bilder aus der Gefängniszelle in den Kopf, und gab mich den schönen Erinnerungen hin. Dann gab ich auf und rief die Bedienung um zu bezahlen.
    Die frische Luft tat mir gut. Es war mittlerweile schon kurz vor 20 Uhr. Die Geschäfte hatten bereits begonnen die Kleiderständer vor den Fenstern in die Läden zurück zu räumen. Einige der kleineren Geschäfte hatten bereits geschlossen. Das emsige Treiben um mich herum lenkte mich ein wenig von meiner eigenen Unruhe ab. Noch zwei Stunden Fahrt, dann würde ich zu Hause in meiner kleinen Wohnung sein und könnte meine Wunden lecken. Ich startete den Motor und fädle in den abendlichen Verkehr ein. Ein aufgemotzter BMW schoss plötzlich wie aus dem Nichts heran, ich musste so heftig bremsen, dass mir die Zigarette aus dem Mund fiel.
    "Du Arschloch!"
    Ich quittiere diese Aktion mit dem internationalen Zeichen für Nächstenliebe und hob den gestreckten Mittelfinger. Aus dem Radio dröhnen die Zeilen "somebody bring me some wather, can't you see I'm burning alive" gesungen von der markant rauchigen Stimme von Melissa Etheridge. Mit leerem Blick sitze ich im Auto und rausche der Heimat entgegen. Was habe ich mir nur dabei gedacht? Die letzten Zeilen des Songs und ein tolles Gitarrensolo klingen aus den Boxen als mein Handy vibriert und mir die Ankunft einer neuen SMS-Nachricht meldet.
    "Schade, dass es nicht mehr geklappt hat. Gehen wir morgen zusammen essen? LG Jenny“
    Mit dem zufriedenen Grinsen eines Kindes, das gerade den ersten Biss in die Ohren seines Osterhasen gemacht hat, lehne ich mich in meinem Autositz lässig zurück.
    Oh ja, liebe Jenny, das werden wir. Und meine Rache für all deine frechen Aktionen wird fürchterlich sein.

    Vorfreude geschwängert und von einer unbeschreiblichen Neugier getrieben treibe ich meinen alten Dacia über die Straßen. Noch ein paar Kilometer bis zum Ziel. Neben mir auf dem Beifahrersitz liegt ganz Gentleman like ein Straus roter Rosen. Ich bin so nervös, dass meine feuchten Hände am Lenkrad kleben und sogar nasse Flecken auf der Gangschaltung hinterlassen. Ich muss unbedingt ruhiger werden, das Herz schlägt mir bis zum Hals und vor lauter Aufregung ist mir ganz schwindelig.
    "Ganz ruhig!" sage ich immer wieder zu mir. "Es ist nur ein nettes Abendessen mit einer Urlaubsbekanntschaft. Nicht mehr und nicht weniger."
    Ich habe ganz weiche Knie als ich aus dem Wagen
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