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Geständnis unterm Mistelzweig

Geständnis unterm Mistelzweig

Titel: Geständnis unterm Mistelzweig
Autoren: Emilie Richards
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nehmen.”
    “Nein. Ich bin nur überrascht, dass sie es dir nicht gezeigt hat. Nächstes Mal wird sie es bestimmt tun.”
    Chloe schaute auf die Straße vor ihnen. Puppenhäuser. War das nicht ein toller Zufall? Es hatte einmal ein kleines Mädchen gegeben, das gehofft und darum gebetet hatte … Sie hatte seit langer, langer Zeit nicht mehr an diese Träume gedacht, nicht, bis sie und Egan über die Wunschlisten der Mädchen gesprochen hatten.
    “Ich habe eines in meiner Wohnung.”
    “Ein Puppenhaus? Du?”
    “Nun, es ist nicht gerade ein Haus für Puppen. Komm mit und sieh es dir an.”
    Wieder versuchte Chloe, eine ganz unbefangene Antwort zu geben, aber das fiel ihr sehr schwer. “Ist dies der Trick der O’Briens, mich in deine Wohnung einzuladen, so wie andere mit ihrer Briefmarkensammlung locken?”
    “Ich benutze jeden Vorwand, der zum Erfolg führt.”
    Chloe brachte Ausreden vor. “Es tut mir Leid, aber ich darf nicht zu spät zurückkommen. Ich muss noch mit Mona reden, und morgen ist ein Schultag, sie muss früh ins Bett gehen.”
    “Vertrau mir. Ich bringe dich rechtzeitig nach Hause.”
    Chloe war noch nie in Egans Wohnung gewesen. Er hatte sie schon häufig zu sich eingeladen, aber immer hatte sie diese Intimität vermieden. Mit Egan im Kino oder inmitten einer Schneeballschlacht war eine Sache, aber mit Egan in seiner Wohnung -- das erschreckte sie sehr.
    Jetzt hatte sie immer noch Angst, aber die Ausreden waren ihr ausgegangen. Ihr war natürlich klar, dass Egan längst wusste, weshalb sie immer abgelehnt hatte. Aber er war geduldig und zuversichtlich. Er wartete einfach den richtigen Moment ab, wenn in ihrer Abwehr eine Lücke entstanden war.
    Eine halbe Stunde später überquerten sie die Murray Hill Avenue und parkten oben an einer steilen Steigung. Egan wohnte in der Nähe von Shadyside, in Squirrel Hill, einem malerischen Teil der Stadt, in dem es viele interessante Geschäfte und Delikatessenläden gab. Beklommen folgte Chloe ihm die Treppen eines kleinen Mietshauses hinauf. Seine Wohnung nahm das ganze oberste Stockwerk ein, und Chloe merkte sofort, weshalb er diese Wohnung ausgesucht hatte.
    Ihre Ängste waren für einen Moment vergessen. “Was für einen herrlichen Ausblick man von hier oben hat.” Chloe ging zu einem der großen Fenster und blickte auf ein Meer von Lichtern. Sie begann, erleuchtete Weihnachtsbäume zu zählen. Bei neun hörte sie auf. Egan trat hinter sie. Ohne nachzudenken, lehnte sie sich gegen ihn, und er legte die Arme um sie.
    “Ich freue mich, dass du gekommen bist”, sagte er zärtlich.
    “Ich glaube, ich freue mich auch.”
    Er lachte. “Chloe, ich habe dich hierher gebeten, um dir meine Wohnung zu zeigen, nicht, um dich leidenschaftlich zu lieben.”
    Sie war ein wenig enttäuscht. “Nun ja, schon gut.”
    “Ich will dich überhaupt nicht lieben -- es sei denn, du bist dazu bereit.”
    Bei seinen ersten Worten verstärkte sich ihre Enttäuschung. Doch dann wurde sie wieder zuversichtlich -- bis sie merkte, dass Egan auf eine Antwort wartete. Was könnte sie ihm sagen?
    “Es tut mir Leid. Ich weiß nicht, wie ich darüber denken soll. Ich möchte nicht einmal darüber nachdenken. Du bist anders … ich meine, ich bin anders, wenn ich mit …”
    “Dies ist etwas Besonderes, etwas Wichtiges”, übersetzte Egan Chloes Worte. “Und du möchtest nichts tun, was es ruinieren könnte.”
    Egan ging für Chloes Geschmack zu schnell vor. “Du bist etwas Besonderes, Egan. Die Art, wie du mit unseren Mädchen umgehst …”
    “Obwohl das, was wir haben, nicht kaputtgehen würde, wenn wir uns liebten …”, redete Egan weiter, ohne auf Chloes Worte einzugehen. Er drehte sie langsam zu sich herum, bis sie einander ansahen. “Es würde uns einander näher bringen, bis du die Wahrheit nicht mehr vor dir selbst verbergen kannst. Und dann wirst du entdecken, dass ich hier bin und warte.”
    Sie konnte jetzt nicht länger ausweichen. Egan schaute sie mit einem Blick an, der alles sah, mit einem Blick, der ihr versprach, dass sie keinen Grund zur Angst habe.
    Chloe vergaß alle Vorsicht und gab sich dem Kuss hin, der seit dem ersten Tag ihrer Bekanntschaft unvermeidlich war. Egan roch nach Kiefern- und Fichtenwäldern, er schmeckte wie die Zuckerstangen, die an Weihnachtsbäumen hingen.
    Und er fühlte sich an wie ein Weihnachtswunder.
    Egan selbst wusste, dass er ein Wunder in den Armen hielt. Er umfasste Chloes Hüften, um sie näher an sich zu ziehen.
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