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Gestaendnis unter suedlicher Sonne

Gestaendnis unter suedlicher Sonne

Titel: Gestaendnis unter suedlicher Sonne
Autoren: Marion Lennox
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geradeaus, hatte sich jedoch so hingesetzt, dass er seinen Cousin ganz leicht berührte. Während der fünfminütigen Fahrt sprach Ramón zwar zu Jenny, aber seine Worte waren eigentlich für den Jungen bestimmt.
    Er erkundigte sich, ob sie wisse, dass dieser Wagen der tollste der Welt und der einzige mit einer Vorderbank sei. So könnten zwei Personen bei Regen gemütlich darauf picknicken, wie Philippe und er vor zwei Wochen ausprobiert hätten. Jetzt hatten sogar drei Leute darauf Platz. Wenn das nicht perfekt war. Und es war knallrot. Gab es eine schönere Farbe?
    â€žIch mag Pink.“
    â€žSoll das etwa heißen, dass ich mir ein pinkfarbenes Auto kaufen soll?“
    â€žNein, das wäre pure Verschwendung. Du könntest es umspritzen“, erklärte sie und lachte, als beide sie entsetzt anblickten.
    Philippe schwieg die ganze Zeit über. Doch Jenny beobachtete, wie er sich immer mehr entspannte, als er merkte, dass niemand etwas von ihm erwartete. Als sie schließlich ihr Ziel, eine bezaubernde kleine Bucht, erreichten, war Ramón binnen Minuten mit dem Jungen im Wasser.
    Jenny ließ sich Zeit. Señor Rodriguez hatte ihr erzählt, dass die beiden oft schwimmen gingen. Sie trug den Bikini unter der Kleidung, streifte aber nur die Schuhe ab und krempelte die Jeans etwas auf, um unmittelbar am Meer entlangzuschlendern.
    Am weißen Sandstrand war weit und breit niemand zu sehen. Doch wusste sie, dass sie nicht allein waren. Sie hatte während der Fahrten vor und hinter ihnen andere Wagen bemerkt. Auch auf dem Bauernhof hatte sie schemenhaft andere Personen wahrgenommen. Zweifellos waren die Bodyguards angewiesen, sich im Hintergrund zu halten, damit der Eindruck entstand, sie wären unter sich.
    Aus den Augenwinkeln beobachtete sie, wie Ramón Philippe das Schwimmen beibrachte. Der Junge hörte ihm aufmerksam zu, und seine Körpersprache verriet ihr, wie sehr er es seinem Cousin recht machen wollte.
    â€žWenn du das Gesicht aufs Wasser legst und bis zehn zählst, hebe ich dich wieder hoch. Meine Hand wird unter deinem Bauch sein, bis wir bei zehn sind, und ich werde laut zählen. Glaubst du, dass wir es zusammen schaffen?“, fragte Ramón, und der Kleine nickte. „Okay, auf geht’s.“
    Philippe beugte sich immer weiter vor und streckte sich, bis er nur noch von Ramóns Hand gestützt wurde. Zu guter Letzt verschwand auch noch sein Gesicht im Wasser.
    â€žEins, zwei … zehn!“ Ramón hob ihn hoch und drückte ihn an sich. „Hast du gemerkt, wie meine Hand verschwunden ist, bevor ich dich hochgehoben habe? Du bist geschwommen! Hey, Gianetta, Philippe ist geschwommen!“ Er wirbelte den Kleinen herum, und endlich benahm er sich wie ein normales Kind und quietschte vor Vergnügen.
    Und während Jenny die beiden beobachtete, musste sie plötzlich an Matty denken, der nie das Schwimmen erlernen würde. Wie so oft seit seinem Tod spürte sie einen unendlichen Schmerz.
    Aber es war dieses Mal auch anders als sonst. Lass ihn zu und schieb ihn nicht weg, flüsterte eine innere Stimme, schau, ob er dich wirklich umbringt oder du ihn aushalten und durchdringen kannst.
    Tapfer richtete sie den Blick wieder auf den Mann, der einen kleinen Jungen herumwirbelte, der nicht Matty war. Einen kleinen Jungen, für den sie wider Erwarten Gefühle zu entwickeln begann.
    Während sie bei Matty im Krankenhaus gewesen war, hatte sie viele Kinder gesehen, die wieder gesund geworden waren – und sie hatte nichts empfunden. Als hätte sie in einer Parallelwelt gelebt.
    Jetzt schienen diese beiden Welten jedoch plötzlich kollidiert zu sein. Einen Moment lang spürte Jenny einen solchen Schmerz, dass sie glaubte, er würde sie umbringen. Dann merkte sie, dass es nicht so war.
    Sie liebte Matty noch immer. Aber hinderte sie dies daran, auch Philippes Leid zu fühlen? Sie hatte Matty verloren. Machte dieser Verlust es unmöglich, andere zu lieben?
    Obwohl Ramón mehr als genug zu tun hatte, nahm er sich jede Woche Zeit für Philippe. Egal, welche dringenden Staatsangelegenheiten seine Aufmerksamkeit erforderten, das Wohl des Kleinen war ihm noch wichtiger. Und dieser Junge war nicht sein Sohn, sondern das uneheliche Kind seines Cousins, den er nicht gekannt hatte.
    Jenny blinzelte die Tränen fort, die der Ansturm der Gefühle ihr in die Augen trieb. Allmählich gelang es ihr, sich etwas aus dem
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