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Gestaendnis im Orchideengarten

Gestaendnis im Orchideengarten

Titel: Gestaendnis im Orchideengarten
Autoren: Nina Harrington
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ihre Ersparnisse geopfert hatte.
    Sie blinzelte angestrengt. Normalerweise machte sie sich darüber nicht mehr so viele Gedanken, ihr Alltag war mit so viel Arbeit angefüllt, dass sie im Grunde gar nicht dazu kam. Doch die Unterhaltung mit Dracula hatte alte Wunden aufgerissen und Erinnerungen wachgerufen, die sie schnell wieder dorthin verbannen musste, wo sie hingehörten.
    Der Verkauf des Landsitzes hatte ihr und ihrer Mutter die Unabhängigkeit ermöglicht, trotzdem war es sehr schmerzlich gewesen.
    Sara spürte seinen Blick auf sich ruhen. Er wartete noch auf eine Antwort.
    Sie wandte sich ihm zu, und ihr fiel auf, dass seine Augen eigentlich nicht blaugrau, sondern tiefblau waren, wie das Meer bei Sonnenuntergang. Diese Augen sahen sie nun unverwandt an.
    In einem anderen Moment hätte sie wahrscheinlich zugegeben, dass er nicht nur gut, sondern umwerfend gut aussah. Das Cape und den eleganten Anzug trug er wie eine zweite Haut. Er war unglaublich anziehend.
    Schade, dass sie sich vorgenommen hatte, so lange mit keinem Mann mehr auszugehen, bis der Orchideen-Betrieb richtig lief. Bis dahin wollte sie mit einem freundlichen Lächeln alles fernhalten, was sie ablenken könnte, und die Einsamkeit ertragen, auch wenn es manchmal schwerfiel.
    „Nun, sie hatten ihre Gründe, so schlimm war es nicht, die Ferien konnte ich ja immer hier verbringen. Mit meiner Großmutter habe ich mich wunderbar verstanden, sie hat das alte Haus geliebt, besonders die Gärten.“
    „Welche Gärten?“ Er sah nur grünes Gras. „Was war hier denn Besonderes? Mir kommt die Wiese ziemlich normal vor.“
    Sie grinste breit. „Damals sah es hier ganz anders aus, unsere Gärten waren einzigartig, ganz außergewöhnlich. Von überall her kamen Leute, um sie zu bewundern.“ Sie deutete auf einige Kirschbäume und weiter die Allee hinunter. „Bis zum Dorf sind es nur ein paar Minuten. Die Gärten zogen sich da entlang, sie waren eine Art Gemeingut. Sämtliche Dorffeste wurden dort gefeiert, Hochzeiten, Geburtstage, Familienfeiern. Die Menschen liebten sie.“
    Sie lächelte Dracula an, der sie noch immer nachdenklich musterte. „Ich erinnere mich noch an Großmutters achtzigsten Geburtstag. Die Feier fing schon nachmittags an, das ganze Dorf war gekommen, es wurde getanzt und gesungen, und hinterher gab es ein großes Feuerwerk.“
    Sara schüttelte den Kopf, und ihre Stimme wurde ganz leise. „Es war ein rauschendes Fest, aber es markierte auch das Ende einer Ära.“ Mit Tränen in den Augen sah sie zum Himmel, und die Erinnerungen überwältigten sie. Sie sah ihre Großmutter in ihrem Ballkleid und mit den schönen Juwelen vor sich, hörte die Musik und war ganz in die Vergangenheit versunken. Als Dracula näher rückte, wurde sie wieder in die raue Wirklichkeit zurückkatapultiert. Das alles war verschwunden, es gab keine Gärten, keine Feste und auch keine Großmutter mehr.
    „Tut mir leid, dass ich Sie mit meinen alten Geschichten belästige. Wie peinlich. Eigentlich habe ich mich damit abgefunden, dass das Haus nun einer Hotelkette gehört. Ich kann sowieso nichts dagegen tun. Danke, dass Sie so geduldig zugehört haben.“
    Er neigte den Kopf. „Keine Ursache, ich hatte den Eindruck, dass Sie etwas loswerden mussten. Im Übrigen habe ich mich keine Sekunde gelangweilt.“
    Im Halbdunkel auf der Terrasse wirkten seine hohen Wangenknochen noch ausgeprägter, sein Kinn resoluter und kantiger. Obwohl er sehr schlank und groß war, wirkte er keineswegs jungenhaft.
    Ganz im Gegenteil. Er war ein beeindruckender Mann, sehr maskulin und gut gebaut, sie konnte sich seiner Ausstrahlung kaum entziehen. Seine Körperhaltung, die Art, wie er den Kopf neigte, und seine mehr blauen als grauen Augen, die sie gebannt anblickten, gaben ihr das Gefühl, als sei er nie zuvor einer so faszinierenden Frau wie ihr begegnet.
    Hätte sie gewollt, sie hätte ihn berühren können, so nah war er ihr nun. In der nächtlichen Stille konnte sie seinen Atem hören, fast war ihr, als streichelte er über ihre Haut, während er sie einfach nur ansah. Von Ferne drangen Musik und lautes Gelächter an ihr Ohr, doch ihre Sinne waren nur auf ihn gerichtet.
    Sie konnte sich nicht von der Stelle rühren.
    Sie wollte es auch nicht.
    Plötzlich tat er etwas Überraschendes. Er beugte sich über sie, ihre Körper berührten sich, und für einen Moment verschlug es ihr vor Aufregung den Atem. Würde er sie nun küssen? Lächelnd reckte er sein Kinn, löste den Blick von
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