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Gespräche

Gespräche

Titel: Gespräche
Autoren: Konfuzius
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Goldenen Regel), und damit den
Gesprächen
nicht nur eine einseitige und zugleich in der ungewöhnlichen Zusammenstellung dieser beiden Wertbegriffe unklare Stoßrichtung zuspricht, sondern auch eine Systematik, die das Werk keinesfalls besitzt.
    Dennoch lassen sich aus den
Gesprächen
die Grundprinzipien des Denkens von frühkonfuzianischen Gelehrten des 5 . bis 2 . Jh. v.Chr. ablesen und ableiten. Der Metaphysik wird kein Raum gewährt. Expressis verbis soll Konfuzius Göttern und Geistern ihr Recht gelassen, es aber abgelehnt haben, über Übernatürliches zu sprechen (
Lunyu
7.21 , 11.12 ). Die Diesseitigkeit schlechthin, vor allem aber der Mensch als soziales Wesen ist das Thema, um das in großartiger Einseitigkeit das frühkonfuzianische Denken kreist. Seine überragende Leistung besteht darin, dass es den Schritt von der noch in Magie verhafteten Religiosität der West-Zhou-Zeit ( 1045 – 771  v.Chr.) zu einer individualisierten Ethik vollzieht. Die ursprünglich magisch begriffene ›Wirkkraft‹ (›de‹) wird so als sittliche Tugend interpretiert, die Riten (›li‹) sollen ihre Ausstrahlung nicht mehr der äußerlichen Handhabung verdanken, sondern werden sozial begründet als Manifestationen innerer Haltung, das Wissen (›zhi‹) wird als sittliche Handlungskompetenz begriffen.
    Alle diese Vorstellungen konkretisieren sich im Idealtypus des ›Edlen‹ (›junzi‹), ein Wort, das eigentlich den ›Fürstensohn‹ bezeichnete, aber aus der engen Bindung an den altchinesischen Hochadel herausgelöst wurde. Dem Vorbild des ›Edlen‹ nachzustreben ist vornehmste Pflicht des Herrschers. Dieser sollte deshalb nicht auf dem Erbwege erkoren werden, sondern durch Wahl des Besten. Das Altertum ist für Konfuzius das ›Goldene Zeitalter‹ schlechthin. Die Herausarbeitung des Prinzips vom persönlichen Verdienst führt konsequent zur Formulierung der Goldenen Regel (
Lunyu
5.12 , 12.2 , 15.24 ) sowie zur Entwicklung oberster Wertbegriffe wie Rechtlichkeit (›yi‹), Menschlichkeit (›ren‹), Glaubwürdigkeit (›xin‹) und Kindesliebe (›xiao‹). Da sie nicht angeboren gedacht werden, mündet alle Lehre im Postulat der Selbstvervollkommnung des Menschen durch beständiges Lernen (›xue‹).
    Das
Lunyu
wurde in der Östlichen Han-Zeit in die Reihe der ›Sieben Klassiker‹ (›qi jing‹) aufgenommen und entwickelte sich in der Auslegung des Zhu Xi ( 1130 – 1200 ) zu einem der wichtigsten Lehrtexte, der auch bei der Konfuzianisierung benachbarter ostasiatischer Kulturen wie der koreanischen und japanischen eine bedeutende Rolle spielte. Als eines der einflussreichsten Werke der Weltliteratur liegt das Buch allein in westlichen Sprachen in mittlerweile rund 40 vollständigen Übersetzungen vor, unter anderem in einer Übertragung von Ezra Pound ( 1885 1972 ). Zeitgenössische anglo-amerikanische Philosophen wie David L. Hall ( 1937 – 2001 ) sehen die Aktualität des
Lunyu
darin, dass es mit der Absage an den Idealismus und der Aufgabe des autonomen Subjekts vormoderne Bezugspunkte für das postmoderne Denken bietet. Der französische Philosoph und Sinologe François Jullien (geb. 1951 ) möchte mit Hilfe des
Lunyu
die situationsgebundene Weisheit rehabilitieren, die sich keiner systematischen philosophischen Theorie verschreibt.
     
    Rolf Trauzettel/Christian Schwermann
    Aus: Kindlers Literatur Lexikon. 3 ., völlig neu bearbeitete Auflage.
    Herausgegeben von Heinz Ludwig Arnold ( ISBN 978 3476 - 04000 8 ). – © der deutschsprachigen Originalausgabe 2009 J. B. Metzler’sche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag, Stuttgart (in Lizenz der Kindler Verlag GmbH).

Namenregister
    Ai,
Ehrentitel des Fürsten Dsiang vom Staate Lu, regierte von
494
 –
468
v.Chr.
    Au,
ein wegen seiner Stärke bekannter Held aus der Hiadynastie.
    Be,
eine Adelsfamilie aus dem Staate Tsi, aus dem Besitz der Stadt Biën durch den Minister Guan Dschung vertrieben.
    Be Go
und
Be Da,
zwei Beamte zu Beginn der Dschoudynastie.
    Be I,
ein berühmter Prinz aus dem Ende der Schang- oder Yindynastie, der mit seinem Bruder Schu Tsi zusammen freiwillig den Hungertod starb, als die Dschoudynastie ans Ruder kam.
    Be Niu,
literarischer Name des Jan Gong. An einer aussatzartigen Krankheit verstorbener Jünger Kungs.
    Be Yü,
literarischer Name des Kung Li. Sohn des Meisters.
    Bi,
Stadt in Lu, die Hauptfestung der Familie Gi.
    Bi Gan,
Verwandter des Tyrannen Dschou Sin aus der Yindynastie.
    Bi Hi,
rebellischer
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