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Gesicht im Schatten: Idylle - Stalking - Mord

Gesicht im Schatten: Idylle - Stalking - Mord

Titel: Gesicht im Schatten: Idylle - Stalking - Mord
Autoren: Simone Fischer
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Samstagnachmittag
gesehen hatten? Nun, am helllichten Tag kam ich mir doch ein wenig albern vor.
Was sollte das schon gewesen sein. Ja, was? Eigentlich hätte ich an diese Sache
keinen Gedanken mehr verschwendet, wenn nicht – ja wenn nicht ausgerechnet
heute über eine tote Frau berichtet worden wäre. Amelie und ich gingen die
Straße hinunter, die zum See führte. Ich würde mir das Bündel gleich noch
einmal bei Tageslicht ansehen. Amelie lief in ihrem leichten Joggingtempo vor
mir her. Der glückliche Hund, den plagten keine Erinnerungen an das
zusammengeschnürte Bündel von vorgestern.
    Kurz vor
der leichten Linksbiegung der Asphaltstraße verlangsamte Amelie merklich ihr
Tempo bis sie fast ganz stehen blieb. Was war denn nun schon wieder? Amelie war
für mich zu einer Art Seismograph geworden. Ich konnte an ihrem Verhalten
ablesen, dass irgendetwas, für mich nicht hörbar oder ersichtlich, uns nach der
nächsten Biegung oder hinter einem Strauch oder sonstigem Gegenstand erwartete.
Bei der eben noch unheimlichen Erinnerung an das zusammengeschnürte Bündel zog
sich mein Magen schon wieder vor lauter Angst zusammen, etwas Ähnliches zu
entdecken. Aber im nächsten Moment erkannte ich den Grund, warum Amelie sich so
abwartend verhielt. Nero kam uns entgegengerannt und da ich auch weitergegangen
war, konnte ich fast im selben Moment den Besitzer entdecken. Es war der
Nachbar von gegenüber, der offenbar den gleichen Weg eingeschlagen hatte. Er
blieb stehen, um auf mich zu warten und begrüßte mich, indem er ein „guten
Morgen“ murmelte.
    Ich wünschte ihm auch einen guten
Morgen.
    „Ich habe
sie schon öfter hier gesehen. Meinen Hund Nero kennen Sie sicher schon. Darf
ich Sie ein Stück begleiten?“
    „Ja, wir
können ein Stück zusammen gehen“, antwortete ich, fühlte mich dabei aber nicht
wohl. Der Kerl hatte mich tatsächlich überrumpelt, dachte ich grimmig. Wieso
hatte ich nicht abgelehnt, blöde Nuss, schimpfte ich mit mir.
    „…… wir
erst heute Morgen zurückgekommen sind, da wollte ich keinen großen Spaziergang
mit Nero machen. Wissen Sie, ich bin am Samstagabend zu meiner Tochter nach
Wuppertal gefahren und habe da auch den Sonntag mit ihrer Familie verbracht.
Wir haben wohl beide nicht viel geschlafen, so dass so eine kleine Runde fürs
Erste ausreicht.“ Mein Begleiter plauderte munter vor sich her.
    Was er
gesagt hatte, fand ich aber sehr merkwürdig. Ich hätte schwören können, dass
ich gestern Mittag den Ford Taunus vor seinem Haus auf der Straße habe parken
sehen. Konnte ich mich getäuscht haben, noch dazu war der Taunus schon
auffällig aufgrund des alten Modells. Ich könnte es schwören. Aber ich sagte
nichts von alledem.
    Wir
gingen schweigend weiter und fast wären wir an der Stelle vorbeigelaufen, an der
am Samstag das verschnürte Bündel gelegen hatte. Ich erwähnte meiner Begleitung
gegenüber nichts von Amelies und meinem Fund und schielte deshalb nur im
Vorbeigehen in das dornenreiche Gestrüpp links von mir. Da lag nichts mehr, man
konnte wohl noch erkennen, dass das Gestrüpp niedergedrückt war, aber die
Stelle war leer. Auch der ekelige Geruch war verschwunden.
    Das Ganze
war nun doch sehr merkwürdig. Da meine neue Bekanntschaft und ich uns nicht
wirklich gut kannten, wagte ich nicht etwas von meiner Beobachtung zu erzählen.
    „..........
muss ich wohl heute noch mit ihm zum Tierarzt fahren.“
    „Entschuldigung“,
sagte ich, und fühlte mich ertappt dabei, dass ich völlig in Gedanken versunken
war. „Ich habe Sie nicht verstanden.“
    „Ich
sagte gerade, dass meine Enkelkinder Nero wieder viel zu viele Süßigkeiten
gegeben haben, so dass der arme Kerl mit schlimmen Blähungen zu kämpfen hat.
Ich musste schon auf der ganzen Autofahrt heute Morgen das Fenster offen
lassen, sonst wäre ich an den Düften erstickt. Wenn es also bis Mittag nicht
besser wird, muss ich wohl noch zum Tierarzt fahren. Welchen Weg nehmen Sie
jetzt, gehen Sie noch ein Stück weiter um den See oder gehen wir zusammen hier
den steilen Weg Richtung Heimat?“
    „Amelie
und ich gehen noch ein Stück weiter“, sagte ich, froh darüber ihn wieder los zu
werden.
    „Ja, auf
Wiedersehen und noch einen schönen Tag.“
    Unsere
Wege trennten sich und ich ging zügig mit Amelie den Weg am See entlang.
    Die
meisten Segelboote waren um diese Jahreszeit von ihren Besitzern wieder ins
Winterquartier gebracht worden. Ein paar Boote dümpelten aber leise an dem
Bootssteg vor sich hin. Amelie
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