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Gesicht im Schatten: Idylle - Stalking - Mord

Gesicht im Schatten: Idylle - Stalking - Mord

Titel: Gesicht im Schatten: Idylle - Stalking - Mord
Autoren: Simone Fischer
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war gut drauf und rannte auf eine Wiese von der
aus man auch Zugang zum See hatte. Im Sommer waren diese Stellen immer heiß
begehrt, obwohl das Baden nur im Strandbad erlaubt war. Aber wo kein Kläger, da
kein Richter. Wenn man im Sommer „Wildbaden“ wollte, dann musste man früh
aufstehen, um einen so heiß begehrten Platz wie diesen zu ergattern. Amelie war
schon so weit vorgelaufen, dass ich Mühe hatte hinterher zu kommen. Ich
erreichte die Wiese und blieb überrascht stehen. So etwas hatte ich hier noch
nie gesehen. Da lag ein weißes Ruderboot aus Kunststoff, halb im Wasser, halb
auf der Wiese. Es gab Angler, die mit Ruderbooten auf den See hinausfuhren,
aber dies war keins dieser grünen oder braunen einfachen Holzruderboote. Dies
schien mir ein Beiboot zu sein, das man auf größeren Yachten fand.
    Das
Wetter war für den November ganz typisch. Es war neblig und besonders über dem
See lag ein dicker undurchdringlicher Nebel. Über den Rand des Sees zogen
einzelne Nebelschwaden, die den Eindruck erweckten, als wäre das Wasser des
Sees kurz vor dem Siedepunkt. Ich versuchte, indem ich meine rechte Hand mit
der Handkante über die Augen legte, besser in Richtung Seemitte den Nebel
durchdringen zu können. Es gelang mir aber nicht. Ich ging näher an das
Beiboot, drehte mich in alle Richtungen, um nach dem Besitzer Ausschau zu
halten, konnte aber keinen Menschen entdecken. Hatte das Boot einen Namen? Ich
ging mit leicht gebeugten Knien und vornüber gebeugt halb um das Boot herum und
fand den Namen Bella Rosanna . Sehr
merkwürdig.                                 
    Ich rief
nach Amelie und ging nachdenklich weiter. Langsam wurde es Zeit, denn ich
musste Amelie noch zur Betreuung bringen, mich selber noch umziehen und dann
auf den Weg nach Köln machen. Es war jetzt 10.30 Uhr, das hieß, dass ich noch
gut 1 ½ Stunden Zeit hatte.

  6
     
    Um 10.45 Uhr waren Amelie und ich
wieder zu Hause angelangt. Ich ging direkt mit ihr zu meinem Auto und ließ
Amelie ins Auto springen. Ich setzte mich hinter das Lenkrad und wollte eben
losfahren, als ich eine leichte Bewegung der Gardine in Herrn Krautmanns
Wohnung glaubte gesehen zu haben. War da nun wirklich eine Bewegung gewesen
oder ging einfach die Fantasie mit mir durch? „So ein Quatsch“, schimpfte ich
mit mir selber. Herr Krautmann wird einfach aus dem Fenster gesehen haben. Ich
setzte zurück und fuhr zu Familie Schröder, die sich netterweise um Amelie
kümmerten, wenn ich arbeiten musste und Sabine keine Zeit hatte.
    Die
Schröders wohnten nur ein paar Straßen entfernt. Es dauerte gerade mal drei
Minuten mit dem Auto bis wir da waren. Ich hupte zwei Mal kurz und während ich
aus dem Auto stieg, stand Frau Schröder auch schon in der offenen Tür.
    „Guten
Morgen“, rief ich ihr zu. „Hier kommt wieder mein Riesenbaby.“
    Ich ließ
Amelie aus dem Auto springen. Amelie war gerne bei den Schröders, denn diese
hatten einen Rüden und konnten gut mit Hunden umgehen. Die Familie war ihr
zweites Zuhause geworden. Amelie wurde von dem Rüden begrüßt und auch Frau
Schröder drückte sie kurz. Der Stummelschwanz von Amelie ging dabei vor lauter
Vorfreude wild hin und her.
    „Wie
immer?“ fragte Frau Schröder und meinte, wann ich Amelie wieder abholen würde.
    „Ja, wie
immer. Ich werde versuchen pünktlich zu sein, so dass ich sie gegen halb sechs
heute Abend wieder abhole.“
    „Ist
gut“, meinte Frau Schröder.
    Ich stieg
ins Auto ein und wir winkten uns noch kurz zu. Amelie und der Rüde Timo waren
längst schon im Haus verschwunden.
     
    Bei meiner Arbeit in der
Notaufnahme stand zwar die Lebensrettung im Vordergrund, aber es gab auch Tage,
an denen ein Leben nicht mehr gerettet werden konnte. Ein Patient mit
Herzrhythmusstörungen war uns mit einem Rettungswagen gebracht worden. Er wurde
sofort an das EKG angeschlossen und ich begann mit einer Herzmassage. Ein
Pfleger drückte die Tüte, mit der Sauerstoff in die Lunge des Patienten
gelangte. Ich gab den anwesenden Schwestern die Anweisung, den sperrigen
Metallwagen auf dem sich der Defibrillator befand an die Trage, auf der der
Patient lag heran zuschieben. Draußen auf dem Gang wurde über Lautsprecher ein
Kollege in ein anderes Zimmer gerufen. Dr. Schneider bitte in Zimmer 842.
Ich wiederhole Dr. Schneider bitte in Zimmer 842.
    Der
Defibrillator stand nun direkt neben der Trage und die Schwestern waren
hektisch dabei Plastikschlösser, die die Schubladen und die
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