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Geschichte der deutschen Sprache

Geschichte der deutschen Sprache

Titel: Geschichte der deutschen Sprache
Autoren: Thorsten Roelcke
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Alltags bezeichnet
Hochdeutsch
die Standardsprache, wie sie in der Literatur oder in der Öffentlichkeit Verwendung findet. Diese Sprache ist das Ergebnis eines langen Normierungsprozesses und hat überregionale Gültigkeit (auch wenn ihre mundartlich reinste Form im Raum Hannover anzusiedeln ist). Demgegenüber hat
Hochdeutsch
in der Fachsprache der Sprachwissenschaft eine andere Bedeutung: Hier bezieht sich der Ausdruck auf die im Süden und in der Mitte Deutschlands gesprochenen Mundarten, deren lautliche Eigenheiten insbesondere auf die Zweite Lautverschiebung zurückgehen. In Abgrenzung hierzu wird denn auch die Bezeichnung
Niederdeutsch
(daneben:
Plattdeutsch
) für die Dialekte der nördlichen Landesteile verwendet, die von der Zweiten Lautverschiebung nicht erfasst wurden. – Angesichts der Bedeutung der hochdeutschen Sprachgeschichte für die hochdeutsche Standardsprache wird in dem vorliegenden Bändchen auf die Geschichte des Niederdeutschen nur am Rande eingegangen.
1.4 Aus- und Verbreitung
    Die deutsche Sprache wurde von Beginn an in verschiedenen Regionen in Europa und in der Welt gesprochen und fand über diese regionale Ausbreitung hinaus zeitweilig auch eine gewisse Verbreitung als Sprache in der internationalen Kommunikation.
    So leben im frühen Mittelalter im Süden des deutschen Sprachraums nördlich der Alpen die Stämme der Baiern und der Alemannen, die beide den Elbgermanen zugerechnet werden. Im Westen, vom Niederrhein bis etwa zur Loire, findet sich das Verbreitungsgebiet der Franken als Weser-Rhein-Germanen. Hessen und Thüringer, die ebenfalls diesem Stamm zuzurechnen sind, finden sich im mitteldeutschen Raum, während im Norden schließlich die Sachsen westlich der Elbe und die Friesen an der Nordseeküste anzutreffen sind. An dieses Sprach- und Stammesgebiet grenzen im Südwesten romanische Stämme an, die den Franken aufgrund ihrer überlegenen Kultur und Bevölkerungszahl langsam, aber sicher die romanische Sprache näher bringen, sodass das deutsche Sprachgebiet nach und nach an Ausbreitung im Westen verliert. Im Osten dieses Gebiets sind dagegen slawische Stämme anzutreffen, die ihrerseits einem Einfluss der germanischen Sprache und Kultur unterworfen werden und somit eine weitere Ausbreitung des Deutschen nach Osten zulassen. – Vor diesem Hintergrund verläuft die Grenze des deutschen Sprachgebiets um 1000 im Nordwesten entlang der Nordseeküste und von dort in südöstlicher Richtung von Brüssel zwischen Maas und Rhein bis über Bern hinaus. Im Nordosten beginnt die Grenze im heutigen Holsteinischen und verläuft westlich von Leipzig in Richtung Süden bis nördlich der Donau und folgt dieser dann bis östlich von Wien. Der Südrand des deutschen Sprachraums erstreckt sich dann südlich von Graz und Bozen im Verlauf der Alpen.
    Die Verschiebung des deutschen Kultur- und Sprachraumes nach Osten setzt sich über die folgenden Jahrhunderte fort: Im Zuge der sog. Ostsiedlung im 12. und 14. Jahrhundert , einer Siedlungs- und Eroberungsbewegung, die zunächst vom Norden,dann auch von der Mitte des deutschen Reichs ausgeht, werden weite Gebiete östlich der Elbe und der Saale bis zur Oder und entlang der Ostseeküste sogar bis zur Memel dem deutschen Sprachgebiet einverleibt: Bis zum Ende des 14. Jahrhunderts entstehen hierbei durch Mischung der verschiedenen Mundarten einzelner Siedlerströme neue Dialekte, die rasch eine sprachliche Eigenständigkeit erreichen, nämlich das Ostnieder- und das Ostmitteldeutsche mit all ihren weiteren regionalen Varianten. Die slawischen Sprachen der ortansässigen Bevölkerung wurden im Zuge dieser Bewegung weitgehend verdrängt und konnten sich nur in Resten (wie etwa noch heute mit dem Sorbischen in der Lausitz) oder in einer Reihe von Ortsnamen (wie etwa
Leipzig
aus
Lipsk
oder
Bautzen
aus
Budyšin
) halten. Im Rahmen der verschiedenen Siedlungsbewegungen entstanden zudem einige Sprachinseln östlich und südlich des geschlossenen deutschen Sprachgebietes, so zum Beispiel in Rumänien (Siebenbürgisch-Sächsisch) oder in Oberitalien (Tirolisch).
    Die Erweiterung des deutschen Sprachgebiets mitsamt seinen zahlreichen Sprachinseln, zu denen sich durch spätere Siedlungs- bzw. Auswanderungsbewegungen im 18. und 19. Jahrhundert noch einige weitere in Osteuropa und in Übersee hinzugesellen, erfährt nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs eine deutliche Einschränkung. Das geschlossene deutsche Sprachgebiet nach 1945 erstreckt sich in Folge von
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