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German für Deutsche

German für Deutsche

Titel: German für Deutsche
Autoren: Jo Wueller
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Artikel und Bücher, wie der gegenwärtige VDS -Präsident, ein Herr Krämer. Wirtschafts- und Sozialstatistiker ist er; leider aber auch ein äußerst stil- wie niveauloser Redner und Schreiberling, wenn er seinem Hobby, der Sprachreinhaltung, frönt.
    O-Ton des Herrn Krämer: » Noch ist Deutschland kein Bundesstaat der USA . Es wird höchste Zeit, daß wir Europäer und insbesondere auch wir Deutschen uns wieder auf die eigenen Stärken besinnen. Viel zu lange haben wir uns von Hollywood und der amerikanischen Kulturindustrie wie Zirkusbären (oder sollte ich besser sagen: Zirkusaffen) an der Nase herumführen lassen.«
    Damit ist eine Front skizziert, an der ich nicht kämpfen will, sondern die ich unterwandern möchte. Das macht mehr Spaß. Ich gebe zu: Ich mag Sprachwächter nicht. Ich unterstelle ihnen keine völkisch-nationalen, gar nationalsozialistischen Gesinnungen. Manche Kritiker der Sprachwächter tun das. Der Angriff ist dumm, weil die Abwehr so leicht ist.
    Obwohl der oben zitierte Herr Krämer schon einige Steilvorlagen für Faschismusverdacht geliefert hat: Wendungen wie » deutsch-englische Schimpansensprache und Schimpansendeutsch der Werbung«, die auch noch geäußert in einem Interview des rechten Blattes Junge Freiheit, reichen aus, um Ideologiewächter der linken Randszenen hellwach zu machen. Ich sehe das eher individualpsychologisch: Da hat sich einer Stammtisch-Denken bewahren müssen, weil die Ansprüche seines Hobbys (Sprache) mit den Werkzeugen seines Faches (Statistik) nicht ganz kompatibel sind.
    Für mich entscheidend: Sprachwächter sind systemisch dumm. Dies ist eine besondere Form der Dummheit angesichts einer ziemlich komplexen Welt. Sie wirkt sich doppelt aus:
Sprachwächter schreiben zu simpel über das, was in unserer Sprache passiert. Ein Dutzend Beispiele im Kapitel » Wo das Deutsche Nonsense macht« zeigen, was ich meine.
Sprachwächter glauben, Sprache durch moralisch getriebenes Reden und Schreiben entscheidend verändern zu können.
    Zum Beispiel glaubt der sehr bekannte Herr Wolf Schneider, ein klug-jovialer älterer Herr mit vielen Verdiensten um die Ausbildung deutscher Journalisten und eifriger Buchschreiber, dass man die rund 3 0 000 entscheidenden deutschen Journalisten dazu bringen müsste, klares Deutsch ohne üble Anglizismen zu schreiben.
    Das ist ein hehres Ansinnen. Leider ist es zum Scheitern verurteilt. Journalisten schreiben so, wie es ihr Medium verlangt. Medien und der Medienmarkt bestimmen den Stil, in dem uns Botschaften erreichen. Journalisten suchen sich dann bestenfalls das Medium aus, in dem ihre Neigungen am ehesten schreiberisch verwirklicht werden können. Wer das als Medienmensch nicht weiß, hat den Betrieb nicht kapiert. Oder es sich in einem Schonraum bequem gemacht. Der Bildungsbetrieb liefert noch solche Schonräume.
    Natürlich verändert sich unsere Sprache. Sie ist ein riesiges System, das sich permanent durch Milliarden Äußerungen ihrer Sprecher und Schreiber verändert. Jeder von uns beeinflusst dies System, das er niemals ganz zu Gesicht bekommt. Aber diese Beeinflussung funktioniert nicht so, wie ein Tritt aufs Gaspedal oder die Bremse das Fahrverhalten eines Autos ändert. Komplexe Systeme benehmen sich unberechenbar. Das ist schon bei der Kommunikation zwischen zwei Menschen zu beobachten: Wenn einer sagt, dass er was vom anderen will, tut der meist irgendetwas, aber in vielen Fällen eben nicht das, was gewünscht war.
    Sprecher haben mehr oder weniger Einfluss. Der hängt unter anderem ab von: Lautstärke und Rhetorik des Sprechers, Größe und Zusammensetzung von Auditorium und Leserschaft. Bei Büchern sind Auflage, Image des Autors, Verlagsmarketing und Reaktionen der Besprechungskultur für den » Erfolg« bedeutsam.
    Aber wann hat ein kommunikativer Akt, gleich ob Buch oder Rede, » Erfolg«? Wenn viele zuhören oder lesen? Bedeutet abnickende Zustimmung eines Publikums Erfolg? Hat das Buch eines Sprachwächters in dem Sinne Erfolg, dann hat er wohl die erreicht, die eh seiner Meinung sind und nicht mehr von einem Buch erwarten, als dass diese Meinung wiedererkannt wird.
    Deutlicher: Die Bücher von Sprachwächtern ändern gar nichts. Sie liefern nur Bestätigungsfutter für Gleichdenkende.
    Was kann dann das vorliegende Buch bewirken? Das kann ich nicht voraussehen. Ich weiß nur, dass Einladungen zum Mitspielen mehr bewirken als Aufforderungen, nachzufolgen. Jedenfalls bei Spielern, weniger bei Nachläufern. Deshalb
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